Band 5 - Blutlied
könnte.
»Weil ich ihre Freundin bin«, sagte ich und wurde langsam wütend. »Sie hat nur Angst, okay? Und ein Freund geht nicht einfach, nur weil ein anderer Freund Angst hat. Ich bin bereit zu warten, bis sie keine mehr hat. Gott weiß, dass sie auf mich gewartet hat. Sie braucht mich, und ich brauche sie -
also hör auf!«
Skimmer stoppte ihren Vormarsch und richtete sich auf, wobei sie gleichzeitig ruhig, gesammelt und wütend aussah.
»Du hast zugelassen, dass sie dein Blut kostet. Was könntest du schon tun, um ihr Angst zu machen?«
Ich schaute von meinen nassen Beinen hoch. »Ich habe ihr so sehr vertraut, dass ich zugelassen hätte, dass sie mich tötet, wenn Jenks nicht eingegriffen hätte.«
Skimmer wurde noch bleicher.
»Skimmer, es tut mir leid«, sagte ich und wedelte hilflos mit den Händen. »Ich habe das nicht geplant.«
»Aber du schläfst mit Kisten«, protestierte sie. »Ich kann ihn überal an dir riechen.«
Das war höl enpeinlich. »Du bist diejenige, die ihr beigebracht hat, dass man zwei Leute gleichzeitig lieben kann, nicht ich.«
Mit einer plötzlichen Bewegung drehte sich Skimmer auf dem Absatz um und ging den Weg zurück, den wir gekommen waren, mit schnel en Schritten und wehenden blonden Haaren.
Tatsächlich nagte es an meinem Gewissen, dass ich mit Kisten schlief, während ich wol te, dass Ivy mich biss. Aber ich hatte mir ausgerechnet, dass mit Ivys Ängsten und der vampirischen Mentalität, nach der mehrere Bettpartner eher die Norm waren, ich mich mit dem Thema beschäftigen konnte, wenn es zum Thema wurde.
Ich liebte Kisten. Ich wol te, dass Ivy mich biss. Ich dachte einfach nicht zu viel darüber nach.
Deprimiert hob ich meine Tasche und Ivys Stofftasche vom Boden auf. »Wenn du mich noch einmal angreifst, breche ich dir verdammt noch mal deinen dämlichen Arm«, murmelte ich, während ich hinter ihr herging. Ich wusste, dass sie mich hören konnte. Ich wusste nicht, wo wir jetzt standen, aber Eis klang jetzt ungefähr so verlockend wie ein Hotdog mitten in einem Schneesturm. Viel eicht war die Begegnung unvermeidbar gewesen. Es hätte schlimmer sein können. Ivy hätte uns hören können.
»Bist du okay?«, fragte ich, als ich Skimmer auf den Kirchenstufen einholte, wo das Licht aus dem Altarraum gelbe Striche auf den Asphalt warf.
Sie warf mir einen Seitenblick zu und betastete ihren Bauch. Ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus beleidigtem Misstrauen und Wut. »Ich liebe Ivy, und ich werde al es tun, um sie zu beschützen. Verstehst du das?«
Ich kniff die Augen zusammen, weil ich die Unterstel ung heraushören konnte, dass ich eine Bedrohung für Ivy war.
»Ich bringe sie nicht in Gefahr.«
»Doch, tust du.« Sie hob ihr schmales Kinn und stand dabei eine Stufe über mir. »Wenn sie dich aus Versehen umbringt, weil du sie in etwas hineinlockst, wird sie sich das niemals verzeihen. Ich kenne sie. Sie wird al es beenden, um dem Schmerz zu entkommen. Ich liebe Ivy, und ich werde nicht zulassen, dass sie sich tötet.«
»Genauso wenig wie ich«, entgegnete ich scharf.
Skimmers Gesicht verlor jeden Ausdruck, und das machte mir Angst. Ein ruhiger Vampir war ein Ränke schmiedender Vampir. Sie riss die Tür auf und betrat vor mir die Kirche.
Super. Ich musste davon ausgehen, dass ich mich gerade auf Skimmers Abschussliste gesetzt hatte.
Während ich mich gegen die Wand lehnte und meine Sandalen auszog, murmelte Skimmer etwas vom Badezimmer. Sie wischte sich die Stiefel ab und klapperte in Ivys Badezimmer, um dann die Tür zuzuknal en. Ich folgte dem Geruch von warmem Brot in die Küche. Ich fand Ivy vor ihrem Computer beim Runterladen von Musik. »Was für eine Sorte habt ihr mitgebracht?«
»Ahm, es hat angefangen zu regnen«, improvisierte ich,
»und wir haben beschlossen, dass es die Mühe nicht wert ist.« Es war nicht wirklich eine Lüge, nur eine Betrachtung aus einem anderen Blickwinkel.
Ivy nickte vor ihrem Bildschirm. Ich hatte irgendeine Reaktion erwartet, aber dann bemerkte ich, dass ihre Stiefel nass waren, und fiel in mich zusammen. Dreck, sie hatte die ganze Sache gesehen.
Ich holte Luft, um es zu erklären, aber ihre braunen Augen schossen zu meinen und stoppten mich. Skimmer kam mit dem Handy in der Hand in den Raum. »Hey, das Büro hat angerufen«, sagte sie, und die Lüge ging ihr so leicht von den Lippen wie ein Atemzug. »Sie wol en, dass ich früher zurückkomme, also werde ich mich ausklinken. Esst ihr zwei ruhig Mittag.«
Ivy setzte
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