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Band 5 - Blutlied

Band 5 - Blutlied

Titel: Band 5 - Blutlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Stereoanlage. Für ein so altes Wesen war das eine sehr moderne Geste, und ich lächelte. Wenn man nicht wusste, dass sie tausend Jahre, ohne zu altern, als Vertraute eines Dämons verbracht hatte, könnte man meinen, sie wäre eine etwas verknöcherte Mittdreißigerin.
    Die sanfte Jazzmusik, die bis jetzt die Luft erfül t hatte, brach ab. »Die Sonne ist untergegangen. Du sol test den Anrufungskreis vor Mitternacht neu gezeichnet haben«, erklärte sie fröhlich, und mein Magen verkrampfte sich.
    »Erinnerst du dich noch an die Zeichen von heute Morgen?
    Es sind dieselben.«
    Ich starrte sie an und versuchte, nicht al zu dämlich auszusehen. »Äh, nein.«
    Ceri nickte und machte dann fünf deutliche Bewegungen mit ihrer rechten Hand. »Erinnerst du dich?«
    »Äh, nein«, wiederholte ich, weil ich wirklich keine Ahnung hatte, wo der Zusammenhang zwischen den gezeichneten Figuren und ihren Handbewegungen war. »Und ich dachte, du würdest es machen. Es zeichnen, meine ich.«

    Ceri stieß mit einem verzweifelten Geräusch die Luft aus.
    »Es ist überwiegend Kraftlinienmagie«, sagte sie. »Vol er Symbolismus und Vorsätze. Wenn du es nicht von Anfang bis Ende selbst zeichnest, dann bin ich diejenige, die al e Rufe empfängt - und, Rachel, ich mag dich, aber das werde ich nicht tun.«
    Ich zuckte zusammen, »'tschuldigung.«
    Sie lächelte, aber ich bemerkte, dass sie ihr Gesicht zu einer Grimasse verzog, als sie dachte, ich könnte es nicht sehen. Ceri war die netteste Person, die ich kannte. Sie gab Kindern Süßigkeiten, fütterte Eichhörnchen und war freundlich zu klinkenputzenden Vertretern, aber sie hatte nur wenig Geduld, wenn es ums Unterrichten ging. Ihr kurzer Geduldsfaden vertrug sich nicht besonders gut mit meiner mangelhaften Konzentrationsfähigkeit und schludrigen Lernweise.
    Ich errötete, stel te meinen Tel er zur Seite und hob meinen Wahrsagespiegel auf meinen Schoß, wo er einen kühlen Fleck bildete, der sich anfühlte, als würde er in meine Beine einsinken. Ich hatte keinen Hunger mehr, und Ceris Ungeduld gab mir das Gefühl, dumm zu sein. Ich griff nervös nach der magnetischen Kreide. »Ich bin nicht besonders gut in so was«, murmelte ich.
    »Weswegen wir es erst mit Kreide machen und dann einritzen«, sagte sie. »Los, lass mal sehen.«
    Ich zögerte und schaute auf die große leere Glasfläche.
    Scheiße.
    »Los jetzt, Rache!«, ermunterte mich Jenks und ließ sich auf den Spiegel sinken. »Folg mir einfach.« Mit rasend schnel en Flügelschlägen begann er, sich im Kreis zu bewegen.
    Ich setzte mich zurück, um seinen Schritten zu folgen, während Ceri sagte: »Zuerst das Pentagramm.«
    Ich riss meine Hand vom Glas zurück. »Richtig.«
    Jenks schaute mich fragend an, und ich fühlte, wie mein Magen nach unten rutschte. Ceri stel te offensichtlich genervt ihren Tel er ab. »Du hast keine Ahnung, oder?«
    »Mensch, Ceri«, beschwerte ich mich und beobachtete Jenks, wie er unauffäl ig zu Ceris Löffel flog, um sich ein wenig Honig zu stibitzen. »Ich habe nicht ein einziges Kraftlinien-Seminar wirklich abgeschlossen. Ich weiß, dass meine Pentragramme entsetzlich sind, und ich habe keine Ahnung, was diese Symbole bedeuten oder wie man sie zeichnet.« Ich fühlte mich dämlich und griff nach meinem Weinglas - dem Weißwein, nicht dem Rotwein, den Ceri mit in den Altarraum gebracht hatte - und nippte daran.
    »Du sol test nichts trinken, wenn du Magie wirkst«, rügte Ceri.
    Frustriert stel te ich das Glas so fest ab, dass es fast überschwappte. »Warum ist er dann hier?«, fragte ich ein wenig zu laut.
    Jenks starrte mich warnend an, und ich sank in mich zusammen. Ich mochte es nicht, mich dumm zu fühlen.
    »Rachel«, sagte die Elfe sanft, und ich verzog das Gesicht, als ich den Kummer in ihrer Stimme hörte. »Es tut mir leid.
    Ich hätte nicht erwarten dürfen, dass du die Fähigkeiten eines Meisters hast, wenn du gerade erst beginnst. Es ist nur. .«
    ». .ein dämliches Pentagramm«, beendete ich den Satz für sie, ein verzweifelter Versuch, ein wenig Humor in der Situation zu finden.
    Sie wurde rot. »Tatsächlich geht es mehr darum, dass ich es heute Nacht über die Bühne bringen wol te.«
    »Oh.« Peinlich berührt schaute ich auf den leeren Spiegel.
    Mein Spiegelbild schaute zurück. Es würde furchtbar aussehen. Ich wusste es.
    »Der Wein ist Träger für das Anrufungsblut und wird nach der Fertigstel ung das Salz vom Spiegel waschen«, erklärte Ceri, und mein Blick wanderte

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