Band 5 - Blutlied
zu dem Eimer. Jetzt verstand ich, warum sie ihn hierhergebracht hatte. »Das Salz wirkt als ein Gleichmacher, der den überschüssigen Vorsatz in den Linien, die du einritzt, entfernt und gleichzeitig den säurehaltigen Teil der Eibe neutralisiert.«
»Eibe ist giftig, nicht sauer«, bemerkte ich, und sie nickte entschuldigend.
»Aber sie wird Glas ätzen, sobald du sie in deiner Aura badest.«
Jarch. Das ist einer dieser Flüche. Super. »Es tut mir leid, dass ich dich angeblafft habe«, sagte ich leise und warf ihr einen kurzen Blick zu. »Ich weiß nicht, was ich tue, und das gefäl t mir nicht.«
Sie lächelte und lehnte sich über den Tisch zwischen uns.
»Würdest du gerne die Bedeutung hinter den Zeichen verstehen?«
Ich nickte und fühlte, wie ich mich entspannte. Wenn ich das durchziehen wol te, sol te ich das.
»Sie sind bildliche Darstel ungen von Gesten der Kraftlinienmagie«, erklärte sie, und ihre Hand bewegte sich, als spräche sie in Gebärdensprache. »Siehst du?«
Sie bal te die Faust, sodass ihr Daumen eng an dem angezogenen Zeigefinger lag, und drehte die Hand dann so, dass der Daumen nach oben zeigte.
»Das ist die erste«, fügte sie hinzu und zeigte dann auf das erste Symbol auf dem Spickzettel auf dem Tisch. Es war ein Kreis, der von einer vertikalen Linie geteilt wurde. »Die Position des Daumens wird von der Linie angezeigt.«
Ich schaute von der Figur zu meiner Faust und drehte meine Hand, bis sie übereinstimmten. Okay.
»Das ist die zweite«, sagte sie und machte das »Okay«-
Zeichen, nur dass sie ihre Hand drehte, bis der Handrücken paral el zum Boden war.
Ich ahmte ihre Bewegung nach und fühlte den ersten Hauch von Verständnis, als ich auf den Kreis blickte, aus dessen rechter Seite drei Linien herausstachen. Mein Daumen und Zeigefinger bildeten einen Kreis, meine drei restlichen Finger dagegen streckten sich auf der rechten Seite hervor wie die drei Linien. Ich warf einen Blick auf die nächste Figur, die von einer horizontalen Linie durchschnitten wurde, und noch bevor Ceri ihre Hand bewegen konnte, machte ich eine Faust und drehte sie so, dass der Damen paral el zum Boden war.
»Ja!«, sagte Ceri und machte dieselbe Geste. »Und die nächste wäre dann. .«
Ich presste nachdenklich die Lippen zusammen und starrte auf das Symbol. Es sah aus wie das vorherige, nur mit einem Finger, der auf einer Seite hervorstand.
»Zeigefinger?«, riet ich, und als sie nickte, streckte ich einen Finger ab und verdiente mir damit ein Lächeln.
»Genau. Versuch mal, diese Geste mit deinem ausgestreckten kleinen Finger zu machen, dann wirst du schnel sehen, wie falsch es sich anfühlt.«
Ich zog den Zeigefinger ein und streckte den kleinen Finger aus. Es fühlte sich wirklich falsch an, also kehrte ich zur eigentlichen Geste zurück. »Und diese?«, fragte ich, als ich auf die letzte Figur schaute. Es war ein Kreis, also wusste ich, dass etwas meinen Daumen berührte, aber welcher Finger?
»Mittelfinger«, half Ceri, und ich machte grinsend die Geste.
Sie lehnte sich immer noch lächelnd zurück. »Lass sie sehen.«
Jetzt mit mehr Selbstbewusstsein machte ich die fünf Gesten, während sich meine Hand im Uhrzeigersinn um das Pentagramm bewegte. Das war gar nicht so schwer.
»Und diese mittlere Figur?«, fragte ich und schaute auf eine lange Linie, von der aus drei Strahlen im gleichen Abstand voneinander nach oben gingen. Dort hatte meine Hand gelegen, als ich heute Morgen Minias kontaktiert hatte, und so wie es aussah, würden meine Fingerspitzen die Enden der Linien treffen.
»Das ist das Symbol für eine offene Verbindung«, erklärte sie. »Wie eine offene Hand. Der innere Kreis, der das Pentagramm berührt, ist unsere Realität, und der äußere Kreis das Jenseits. Du überbrückst den Abstand mit deiner offenen Hand. Es gibt noch ein alternatives Zeichen mit einer Serie von Symbolen, die zwischen die zwei Kreise gezeichnet werden, um deinen Aufenthaltsort und deine Identität zu verbergen, aber das ist komplizierter.«
Jenks kicherte, während er immer noch versuchte, Honig von Ceris Löffel zu kratzen. »Ich wette, es ist auch schwieriger«, sagte er. »Und wir wol en ja schließlich fertig werden, bevor die Sonne aufgeht.«
Ich ignorierte ihn, weil ich gerade anfing, das al es zu verstehen.
»Und das Pentagramm ist einfach nur da, um dem Fluch eine Struktur zu geben«, fügte Ceri hinzu und ließ damit meine gute Laune wieder in sich zusammenfal en. Oh
Weitere Kostenlose Bücher