Band 5 - Blutlied
blutrot.
Faszinierend. Unter der ganzen Fassade war Ivy schüchtern.
»Zwei- oder dreimal die Woche«, murmelte sie. »Es ist nicht so, als brauchte ich jedes Mal besonders viel. Es ist der Akt, nicht das Resultat.« Dann landete ihr herumhuschender Blick auf mir und traf mich in meinem Innersten.
»Das kann ich«, sagte ich mit klopfendem Herzen. Kann ich, oder?
Ivy starrte nur. Plötzlich bewegte sie sich, und ich stand in einem leeren Zimmer.
»Ivy!«, rief ich, stel te die Flasche auf den Tisch und folgte ihr. »Ich bitte dich nicht darum, mich zu beißen. Ich wil einfach nur reden!« Ich schaute im Vorbeigehen in ihr Zimmer und ihr Badezimmer, hörte aber dann ihre Schritte im Altarraum. Sie wol te weg. Typisch. »Ivy«, schmeichelte ich und keuchte dann leise auf, als ich in den Altarraum trat und sie plötzlich direkt vor mir war.
Ich stolperte fast, als ich abrupt stehen blieb und ihre völ ig verspannte Haltung und ihre schwarzen Augen bemerkte. Ich setzte sie unter Druck, und wir beide wussten es. Meine Dämonennarbe kribbelte von den Pheromonen, die sie ausstieß, und in mir stieg die Erinnerung auf, wie Jenks mich einen Adrenalinjunkie genannt hatte. Aber verdammt, weiter geöffnet hatte sie sich mir in den letzten Monaten nicht einmal.
»Du folgst mir«, stel te sie fest, und die Drohung in ihrer Stimme ließ mich ein Zittern unterdrücken.
»Ich wil reden«, sagte ich. »Nur reden. Ich weiß, dass du Angst hast. .«
»Hey!«, jaulte ich, als ihr Arm nach vorne schoss und mich an der Schulter traf. Mein Rücken berührte die Wand, und ich schaute nach oben. Ivy stand direkt vor mir, mit Augen schwarz wie die Sünde - und so lebendig wie die Sonne.
»Ich habe gute Gründe, Angst zu haben«, sagte sie, und ihr Atem strich über meine Haare. »Du glaubst, ich wil dich nicht beißen? Du glaubst, ich wil mich nicht wieder mit dir fül en? Du liebst mich, Rachel, egal ob du weißt, was du damit anfangen sol st oder nicht, und Liebe ohne Bedingungen passiert einem Vampir selten. Es treibt mich in den Wahnsinn, zu wissen, dass du direkt vor mir bist und ich dich nicht haben kann.«
Ich starrte sie mit rasendem Puls und weichen Knien an.
Viel eicht war es ein Fehler gewesen, ihr zu folgen.
»Ich wil es so dringend, dass ich Leute verletze, um dich sicher und fast kriminel unschuldig zu halten«, sagte Ivy.
»Wenn ich dich also nicht beiße, glaub mir, gibt es dafür einen Grund.«
Sie stieß noch einmal hart gegen meine Schulter und wandte sich ab.
Schockiert beobachtete ich, wie sie wegging. Die Sonne, die durch die Buntglasfenster fiel, überzog sie mit farbigen Mustern. Meine Entschlossenheit verfestigte sich. Ich ging ihr einen Schritt hinterher. Dieses Schema, meinen Fragen zu entfliehen, wurde langsam nervig.
»Rede mit mir«, forderte ich. »Warum wil st du nicht wenigstens versuchen, einen Weg zu finden, das zum Laufen zu bringen? Du könntest so glücklich sein, Ivy!«
Ivy hielt kurz vor dem Foyer an und stemmte immer noch mit dem Rücken zu mir eine Hand in die Hüfte. Drei Augenblicke lang stand sie unbeweglich, bevor sie sich langsam umdrehte. Schlank und angespannt bot sie ein Bild von totaler Frustration. »Du kannst mich nicht aufhalten«, sagte sie, und ich machte einen protestierenden Schritt nach vorne. »Du bist zu tief in der Ekstase, um genug bei Bewusstsein zu bleiben, um mich aufzuhalten, wenn etwas schiefläuft - und, Rachel, wenn ich es nicht mit Sex vermische, wird es schieflaufen. So hat Piscary mich gemacht.«
Ich sah einen Schimmer ihres Selbstekels, des Hasses darauf, wer sie war, und es war fast körperlich schmerzlich, wie sehr ich ihr beweisen wol te, dass sie unrecht hatte. Ich keuchte kurz und sagte dann: »Ich weiß jetzt, was mich erwartet. Es war die Überraschung. Ich kann besser sein.«
Sie schaute zur Seite, als würde sie nach Kraft suchen.
Oder viel eicht Antworten. »Besser wird dich nicht am Leben halten«, sagte sie dann, und von dem bitteren Ton ihrer Stimme wurde mir kalt. »Du hast es nicht in dir. Du hast selbst gesagt, dass du mir nicht wehtun wil st. Wenn ich noch mal dein Blut nehme, ohne meine Gefühle für dich meinen Hunger zügeln zu lassen, wirst du mir wehtun müssen, weil der Hunger die Kontrol e übernehmen wird und ich dann nicht mehr aufhören kann. Glaubst du, dass du das kannst?«
Mein Mund wurde trocken und meine ersten Worte kamen nur als Krächzen hervor. »Ich. .«, stammelte ich. »Ich muss dir nicht wehtun, um dich zu
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