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Band 6 - Blutnacht

Band 6 - Blutnacht

Titel: Band 6 - Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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und schob meine Hand weg, »da du jetzt hier bist, möchte ich dich um einen Gefal en bitten.«
    »Was?«, fragte ich und drehte mich dann um, als die Musik lauter wurde, weil Trent hereinkam. Dr. Anders ging, um mich zu verpetzen, und die Musik trat wieder in den Hintergrund, als die Tür sich schloss und das Licht verschwand.
    Quens Auge zuckte und verriet mir, dass er wusste, dass Trent da war. Er holte vorsichtig Luft und sagte dann leise, damit er nicht husten musste: »Wenn ich versage, wirst du den Posten als Sicherheitschef übernehmen?«
    Mir fiel das Kinn runter und ich entzog mich ihm. »Oh zur Höl e, nein!« Quens Lächeln wurde breiter, obwohl er die Augen schloss und damit diesen beunruhigenden Um-Ecken-sehen-können-Blick verbarg.
    Trent kam neben mich. Ich konnte seinen Ärger darüber spüren, dass ich nicht auf ihn gewartet hatte, und gleichzeitig die Dankbarkeit, dass jemand, selbst wenn ich es war, hier bei Quen gewesen war.
    »Ich hatte auch nicht gedacht, dass du es tun. . würdest.
    Aber ich musste fragen.« Er öffnete die Augen, um sie auf Trent neben mir zu richten. »Ich hatte noch jemand anderen im Sinn, fal s du nein sagst. Kann ich dich zumindest dazu kriegen, mir zu versprechen, dass du ihm hilfst, wenn er es braucht?«
    Trent trat von einem Fuß auf den anderen, angespannt und auf der Suche nach einem Ausweg. Ich setzte zu einer Verneinung an, aber Quen fügte hinzu: »Ab und zu, wenn das Geld stimmt und es deine Moral nicht aufs Spiel setzt.«
    Der Geruch von Seide und dem Parfüm anderer Leute verstärkte sich, weil Trent immer aufgebrachter wurde. Ich warf einen Seitenblick zu ihm, dann schaute ich wieder zu Quen, der um den nächsten Atemzug kämpfte.
    »Ich werde darüber nachdenken«, erklärte ich. »Aber es ist genauso wahrscheinlich, dass ich ihn in den Knast bringe.«
    Quen schloss als Zeichen der Bestätigung die Augen und rol te seine Hand einladend mit der Handfläche nach oben.
    Meine Augen fül ten sich wieder. Scheiße. Scheiße. Scheiße.
    Er entglitt uns. Sein Hilfsbedürfnis hatte seinen Stolz besiegt.
    Ich hasste das. Ich hasste das!
    Ich schob meine zitternden Finger in seinen kühlen Griff und fühlte, wie er seine Hand um meine schloss. Mir schnürte es den Hals zu, und wütend wischte ich mir über die Augen. Verdammt und zur Höl e.
    Quens Haltung entspannte sich und seine Atmung wurde gleichmäßiger. Es war die älteste Magie im Universum, der Zauber von Mitgefühl.
    Dr. Anders fing an, zwischen dem Fenster und dem Schrank auf und ab zu gehen. »Es war noch nicht bereit«, murmelte sie. »Ich habe ihm gesagt, dass es noch nicht fertig war. Die Mischung hatte nur eine dreißigprozentige Erfolgsquote, und die Verbindungen waren im besten Fal e schwach. Das war nicht mein Fehler. Er hätte warten sol en!«
    Quen drückte meine Hand und sein Gesicht verzog sich zu etwas, was ich als Lächeln erkannte. Er fand sie lustig.
    Trent verließ den abgesenkten Bereich und ich entspannte mich. »Niemand macht Sie verantwortlich«, sagte Trent und legte beruhigend eine Hand auf ihren Arm. Er zögerte und sagte dann ausdruckslos: »Warum warten Sie nicht draußen?«

    Überrascht drehte ich mich noch rechtzeitig um, um ihre indignierte Empörung zu sehen. »Oh, sie ist angepisst«, flüsterte ich, damit Quen es wusste, und erntete damit ein weiteres Drücken meiner Hand. Aber ich glaube, sie hatte mich auch gehört, denn sie starrte mich für ungefähr drei Sekunden mit purpurnem Gesicht an, ohne Worte zu finden, und drehte sich dann auf dem Absatz um. Mit steifen Schritten ging sie zur Tür. Eine kurze Wel e von Trommeln und Licht, dann kehrte die beruhigende Decke der Dunkelheit zurück. Takatas Bass ertönte darin wie ein Puls.
    Trent trat wieder in die Grube von Quens Schlafzimmer.
    Mit einer schnel en, wütenden Bewegung fegte er etwas von einem der Rol tische. Das Geräusch, als es auf den Boden knal te, schockierte mich ebenso sehr wie dieses Zeichen von frustriertem Ärger. Ich starrte ihn an, als er sich dort hinsetzte, wo eben noch etwas gestanden hatte, seine El bogen auf die Knie stemmte und den Kopf in die Hände fal en ließ. Trent hatte auch einmal dagesessen und beobachtet, wie sein Vater starb.
    Ich fühlte den leeren Ausdruck auf meinem Gesicht, als ich ihn so roh sah, reduziert auf den Schmerz in seiner Seele. Er war jung, hatte Angst und sah dem Mann, der ihn aufgezogen hatte, beim Sterben zu. Al seine Macht, sein Reichtum, seine Privilegien oder seine

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