Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Band 6 - Blutnacht

Band 6 - Blutnacht

Titel: Band 6 - Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
klar wurde, dass er nicht bleich wie der Tod war, sondern durchaus ein wenig Farbe hatte.

    Er lebt noch, dachte ich erleichtert und streckte den Arm aus, um ihn zu schütteln, wie ich es in der Nacht so oft getan hatte, damit er wieder anfing zu atmen. Das Verstummen seiner mühsamen Atmung musste mich geweckt haben.
    Aber ich hielt inne und Tränen stiegen mir in die Augen, als ich sah, dass seine Brust sich gleichmäßig hob und senkte. Ich fiel in den Ledersessel zurück und ließ meinen Blick zu den großen Glastüren auf die Terrasse hinausgleiten.
    Das Moos und die Steine, von der aufgehenden Sonne angeleuchtet, verschwammen. Es war Morgen und, verdammt und zur Höl e, er würde es schaffen. Wenn er die Elf-Prozent-Hürde genommen hatte, dann waren fünfzig Prozent gar nichts mehr.
    Ich schniefte und wischte mir die Augen. In Quens Atemzügen lag nur noch der Hauch eines Rasseins und sein Bettzeug war schweißgetränkt. Seine schwarzen Haare klebten an seinem Schädel und er wirkte trotz der Infusion ausgetrocknet. Die Blässe, zusammen mit den tiefen Falten, ließ ihn alt wirken. Aber er lebte.
    »Ich hoffe, das war es wert, Quen«, flüsterte ich. Ich wusste immer noch nicht, was er sich selbst angetan hatte oder warum Trent mich dafür verantwortlich machte.
    Ich suchte in meiner Tasche nach einem Taschentuch und musste mich am Ende mit einem gebrauchten, von Fusseln überzogenen Fetzen begnügen. Jenks war nicht aufgetaucht, und ich hoffte, dass es ihm gutging. Nirgendwo erklang auch nur das leiseste Geräusch. Der Bass der Musik war verschwunden und ich konnte den Frieden fühlen, der sich über Trents Anwesen gesenkt hatte. Dem Licht auf Quens Terrasse nach zu schließen war es kurz nach Sonnenaufgang.
    Ich musste mir wieder abgewöhnen, um diese Uhrzeit wach zu werden. Das war einfach bekloppt.
    Ich ließ das Taschentuch in den Mül eimer fal en und schob vorsichtig meinen Stuhl von Quens Bett zurück. Das sanfte Geräusch der Stuhlbeine, die gegen meine ausgezogenen Schuhe stießen, erschien mir laut, aber Quen bewegte sich nicht. Seine Nacht war eine furchtbare, schmerzhafte Tortur gewesen.
    Mir war kalt. Ich schlang die Arme um mich und stolperte aus der versenkten Grube Richtung Licht. Die frische Luft zog mich an wie ein Magnet. Ich warf einen letzten Blick zu Quen, um sicherzustel en, dass er atmete, dann öffnete ich vorsichtig die Terrassentür.
    Vogelgezwitscher und die stechende Kälte von Frost drangen in den Raum. Der saubere Geruch fül te meine Lungen und glitt dann sofort in den warmen, dunklen Raum hinter mir. Nach einem zweiten Blick über die Schulter trat ich nach draußen, nur um sofort überrascht anzuhalten, als ich in die spinnwebenartige Struktur von Klebseide lief.
    Angewidert wedelte ich mit den Armen, um den Durchgang von dem zarten, aber sehr effektiven Fairy- und Pixieab-wehrmittel zu befreien.
    »Klebseide«, murmelte ich, als ich sie mir aus den Haaren wischte. Ich fand, dass Trent langsam mal seine Pixie-Paranoia überwinden und zugeben sol te, dass er eine unheimliche Anziehung zu ihnen verspürte, wie jeder andere vol blütige Elf, den ich bis jetzt getroffen hatte, auch. Dann mochte er Pixies eben.
    Ich mochte Eis mit Schokostücken, aber deswegen wich ich ihm im Supermarkt auch nicht um jeden Preis aus. Meine Gedanken wanderten zu Bis im Glockenturm und wie es gewesen war, als er mich berührt hatte und ich jede Kraftlinie in der Stadt hatte sehen und fühlen können. Nein, das war absolut nicht dasselbe.
    Immer noch mit um mich geschlungenen Armen beobachtete ich den Dampf, der von meinem Mund aufstieg.
    Das Licht wirkte fahl und der Himmel irgendwie durchscheinend. Ich konnte Kaffee riechen, und vorsichtig rieb ich die entstehende Narbe an meinem Hals. Dann ließ ich die Hand sinken, atmete tief durch und grub die Füße in den rauen Stein, mit dem die Terrasse gepflastert war. Meine Socken wurden feucht, aber das war mir egal. Die letzte Nacht war furchtbar gewesen. Der Stoff, aus dem Alpträume sind.
    Ich hatte ehrlich nicht erwartet, dass Quen überleben würde. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er es geschafft hatte. Als Dr. Anders zum dritten Mal ihre lange Nase in den Raum gesteckt hatte, hatte ich sie mit einem auf den Rücken verdrehten Arm aus dem Raum eskortiert und ihr erklärt, dass ich im Fal e ihrer Rückkehr ihre Zehen amputieren und ihr in den Arsch schieben würde.
    Quen hatte das ziemliche Freude bereitet und es hatte ihm für ungefähr

Weitere Kostenlose Bücher