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Band 6 - Blutnacht

Band 6 - Blutnacht

Titel: Band 6 - Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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so, dass sie mich in meiner Ecke nicht sehen konnte. »Ihr geht es gut. Sie schläft wahrscheinlich. Du sol test auch die Augen zumachen.«
    »Ich wil nicht ins Bett«, meinte sie verdrießlich und klang dabei überhaupt nicht wie meine Mom. »Du musst gehen.
    Monty kommt bald nach Hause, und es tut ihm weh, wenn du vorbeikommst. Er gibt es nicht zu, aber es ist so. Robbie ist außerdem zu alt, als dass du ihn noch besuchen könntest.
    Er würde sich an dich erinnern.«
    »Alice«, flüsterte er mit geschlossenen Augen. »Monty ist tot. Robbie ist in Portland.«
    »Ich weiß.« Es war ein leises, resigniertes Flüstern.
    »Komm«, lockte er. »Lass mich dich ins Bett bringen. Tu's für mich. Ich singe dich in den Schlaf.«
    Sie protestierte, aber er hob sie einfach in seine Arme, als wäre sie eine seiner Bassgitarren. Meine Mom ließ ihren Kopf gegen ihn fal en und er drehte sich zu mir um. Ich stand immer noch wie festgenagelt in meiner Ecke.
    »Bitte geh nicht weg«, sagte er leise, dann drehte er sich um und trug sie aus dem Raum.
    Mein Herz raste, als ich wie angewurzelt stehenblieb und auf ihren Weg durchs Haus lauschte, auf die leisen Fragen meiner Mom und seine rumpelnden Antworten. Es wurde stil , und als ich ihn sanft singen hörte, stolperte ich zum Tisch und streckte blind die Hand aus. Wie betäubt sank ich in den Stuhl, auf dem meine Mutter gesessen hatte. Meine El bogen knal ten auf den Tisch und ich ließ den Kopf in die Hände sinken. Mir war schlecht.
    23
    Der säuerliche Geruch von Tomatensuppe war beruhigend und half dabei, den verblassenden Gestank von heißem Metal und verbranntem Bernstein zu überdecken.
    Mein Magen knurrte, und ich fand es erbärmlich, dass ich hungrig sein konnte, obwohl ich so nervös war. Al erdings hatte ich seit gestern Abend nichts gegessen außer ein paar Cocktailwürstchen am Spieß und sechs kleinen Stücken Kürbiskäsekuchen.
    Das leise Geräusch eines Holzlöffels auf dem Rand eines Topfes ließ mich den Blick von dem verblassten Resopaltisch heben.
    Ich beobachtete, wie Takata ungeschickt die dampfende Suppe in zwei dünnwandige Schüsseln goss. Es sah witzig aus, wie er Abendessen machte - oder viel eicht war es jetzt auch ein frühes Frühstück. Der Rockstar, der in der Küche meiner Mom herumwerkelte und ständig nach irgendetwas suchte. Das verriet mir, dass er öfter hier gewesen war, aber nie selbst gekocht hatte.
    Ich verzog das Gesicht und zwang dann die bitteren Gefühle zurück. Ich war mir sicher, dass er eine Erklärung hatte. Der einzige Grund, warum ich hier saß, war, dass ich sie hören wol te. Das, und weil die I.S. wahrscheinlich nach Trents Auto suchte. Und ich war erschöpft. Und er kochte.
    Takatas Gesichtsausdruck war wachsam, als er eine Schüssel vor mich stel te und dann einen Tel er mit zwei Stücken Toast daneben platzierte. Er schaute auf das Amulett, das ich um den Hals trug, damit es mich vor überraschenden Dämonenangriffen warnte. Ich dachte, er würde etwas sagen, aber er tat es nicht. Wütend griff ich mir eine Serviette aus dem Ständer auf dem Tisch.
    »Du weißt, wie ich meine Suppe mag«, sagte ich. »Mit Toast.« Mein Kinn zitterte. »Kommst du oft hierher?«
    Er drehte sich mit seiner eigenen Schüssel in der Hand zu mir um. »Einmal im Jahr viel eicht. Wenn ich öfter komme, fängt sie an, zu viel über die Vergangenheit nachzudenken.
    Sie redet gern über dich. Sie ist sehr stolz.«
    Ich beobachtete, wie er seine Schüssel mir gegenüber abstel te und sich in den Stuhl sinken ließ, um dann auf dem dünnen Polster nach einer bequemen Sitzposition zu suchen.
    Mir schoss durch den Kopf, dass ich seine Besuche wahrscheinlich an seinem Tourneeverlauf und ihren Arztbesuchen ablesen könnte.
    »Tut mir leid«, sagte er und nahm sich zögerlich auch eine Serviette. »Ich weiß, dass es kein tol es Abendessen ist, aber ich koche nicht viel, und selbst ein Idiot kann Suppe warm machen.«
    Ich ignorierte den Toast und probierte die Suppe. Meine Anspannung ließ etwas nach, als die reichhaltige Wärme meine Kehle entlangglitt. Er hatte sie mit Milch vermischt.
    Genau, wie ich es mochte. Ich schaute auf, als seine Tasche anfing zu summen.
    Die große Hexe sah unangenehm berührt aus, als er sein Handy herauszog und die Nummer kontrol ierte.
    »Musst du gehen?«, fragte ich bissig. Ich hätte ihn an die Wand nageln und zum Reden zwingen sol en.
    »Nein. Es ist Ripley. Meine Schlagzeugerin.« Ein leises Lächeln zog seine Lippen nach

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