Band 6 - Blutnacht
fuhr er fort, und seine angenehme Stimme schien die Küche zu fül en und klang einfach richtig hier. »Ich weiß nicht, wie wir diese letzten Jahre überstanden haben, ohne uns gegenseitig umzubringen. Wir haben deine Mutter beide geliebt, und sie liebte uns beide.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Aus verschiedenen Gründen. Sie hielt es für unheimlich lustig, dass ihre Geruchszauber so gut funktionierten, dass nicht mal mehr die Ausbilder merkten, dass er ein Mensch war. Seine Kraftlinienfähigkeiten waren gut genug. Es war verrückt. Wir beide im Kampf um sie, und sie gefangen in der Mitte.«
Ich schaute auf und er senkte den Blick.
»Aber ich habe sie mit Robbie geschwängert, gerade, als ich mit meiner Musikkarriere den Absprung schaffte. Den Absprung an die Westküste, nicht mehr nur lokal. Das hat al es verändert.« Sein Blick wurde leer. »Es drohte, mir gleichzeitig meine Träume und sie zu stehlen - wovon wir dachten, dass wir es wol ten.«
Ich fühlte seinen Blick auf mir, sagte aber nichts, sondern kippte nur meine Schüssel, um an den Rest der Suppe zu kommen.
»Dein Dad hat mir immer vorgeworfen, dass ich sie geschwängert habe, gerade als sie ihr Studium beendet hatte und eigentlich eine der herausragendsten Zauberentwicklerinnen des Landes hätte werden können.«
»So gut ist sie?«, fragte ich und biss in meinen Toast.
Takata lächelte. »Du hast jeden Hal oween-Wettbewerb gewonnen, an dem du jemals teilgenommen hast. Sie hat ständig Tränke entwickelt, um deinen Dad durch die immer empfindlicheren Erkennungszauber der I.S. zu bringen. Sie hat mir einmal erzählt, dass Jenks dachte, sie würde nicht viel zaubern; dass sie fast ein Hexenmeister wäre. Das kam nicht daher, dass sie nicht gezaubert hat, sondern daher, dass sie es getan hat.«
Ich riss den Kopf hoch und wischte mir die Butter von den Fingern. Dreck, ich hatte vergessen, Jenks am Pförtnerhaus abzuholen. Ich war nicht mal langsamer geworden, damit sie die Tore öffnen konnten. Viel eicht konnte Ivy ihn abholen.
Ich würde nicht nochmal da rausfahren.
»Okay, ich hab's kapiert. Ich habe meine Erdmagie von ihr.
Und Trent sagte, dass du gut in Kraftlinienmagie bist?«
Er zuckte mit den Schultern und warf den Kopf zurück, sodass seine Dreadlocks um sein Gesicht baumelten. »War ich mal. Ich nutze sie nicht mehr oft. Zumindest nicht bewusst.«
Ich erinnerte mich, wie ich zur Wintersonnenwende neben ihm gesessen hatte und er zusammengezuckt war, als sich der Schutzkreis am Fountain Square schloss. Jau, meine Kraftlinienfähigkeiten hatte ich wahrscheinlich von ihm.
»Also hast du meine Mom geschwängert und dann beschlossen, dass deine Träume wichtiger sind als ihre, und bist verschwunden«, beschuldigte ich ihn.
Sein bleiches Gesicht wurde tiefrot. »Ich habe sie gebeten, mit mir nach Kalifornien zu kommen«, erklärte er gequält.
»Ich habe ihr versprochen, dass wir Kinder großziehen und gleichzeitig unsere beiden Karrieren verfolgen könnten, aber sie war klüger als ich.« Takata verschränkte die Arme vor der Brust und zuckte mit den Achseln. »Sie wusste, dass etwas darunter leiden würde, und sie wol te nicht, dass ich irgendwann zurückblicken und ihr und dem Kind vorwerfen würde, dass sie mir meine eine Chance auf Größe geklaut hätten.«
Er klang verbittert. Ich mummelte an den Resten meines Toasts herum.
»Monty liebte sie genauso sehr wie ich. So sehr, wie ich sie immer noch liebe«, verbesserte er sich. »Er wol te sie heiraten, aber er hat sie nie gefragt, weil er wusste, dass sie sich Kinder wünschte und er sie ihr nicht geben konnte.
Deswegen fühlte er sich unzureichend, vor al em, weil ich ihn ständig daran erinnerte«, gab er zu und senkte in alter Schuld den Blick. »Als sie nicht mit mir nach Kalifornien ging, hat er sie um ihre Hand gebeten, weil er ja nun wusste, dass sie das Kind bekommen würde, das sie sich immer gewünscht hatte.«
Ich beobachtete, wie sein Gesicht sich verzog, als er al es in der Erinnerung noch einmal durchlebte. »Und sie hat ja gesagt«, erklärte er leise. »Es hat mich mehr verletzt, als ich zugeben wol te - dass sie bei ihm und seinem schlechtbezahlten I.S.-Job geblieben ist, den er wegen einer Wette angenommen hatte, statt mit mir zu kommen, in ein großes Haus mit Schwimmbad und Whirlpool. Im Rückblick weiß ich, dass ich dumm war, aber ich ging in dem Gefühl, das Richtige zu tun.«
When desire 's sold for freedom/and need exchanged for fame/those
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