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Band 6 - Blutnacht

Band 6 - Blutnacht

Titel: Band 6 - Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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war entspannt verwuschelt, und das Fotoalbum war bei einem unserer Familienurlaube aufgeschlagen, vol er sonnenverbrannter Gesichter und erschöpfter Grinserei.
    Sie schaute nicht auf, als ich in den Raum kam. Als ich bemerkte, dass eine der Flammen am Gasherd leer auf höchster Flamme brannte, ging ich schnel hin und schaltete ihn aus. Ich zuckte zusammen, als mein Fuß dabei gegen ein Amulett stieß, das mitten im Raum auf dem Boden lag.
    »Mensch, Mom«, meinte ich, als ich die Flamme ausschaltete und trotzdem noch die Hitze spüren konnte, die von dem Metal darüber ausging. »Wie lange hast du das schon an?« Verdammt, es glühte. Daher kam der Geruch von heißem Metal .
    Sie antwortete nicht und ich runzelte besorgt die Stirn, als ich die unbenutzte Espressomaschine auf der Arbeitsfläche neben der Spüle stehen sah. Es war eine von den alten, die man auf die Herdplatte stel te, und die einzige, aus der mein Dad jemals seinen Kaffee getrunken hatte. Daneben stand eine offene Packung Kaffee. Die Filter waren über die Arbeitsfläche verstreut.
    Zweimal verdammt, sie hatte wieder in Erinnerungen geschwelgt.
    Ich ließ die Schultern sinken, hob das Amulett auf und legte es auf den Tisch. »Mom«, sagte ich und legte eine Hand auf ihre Schulter, um sie zurück in die Realität zu holen.

    »Mom, schau mich an.«
    Sie lächelte mich an, ihre Augen blutunterlaufen und ihr Gesicht fleckig. Sie hatte geweint. »Guten Morgen, Rachel«, sagte sie fröhlich, und der Kontrast zwischen ihrem Aussehen und ihrer Stimme machte mir Angst. »Du bist früh auf für die Schule. Warum gehst du nicht nochmal eine Weile ins Bett?«
    Scheiße. Das ist übel. Ich rufe besser ihren Arzt an, dachte ich, dann schnüffelte ich kurz und roch, was glühendes Metal bis jetzt überdeckt hatte. Mein Gesicht wurde kalt und ich blickte forschend in ihr leeres Gesicht. Hier drin roch es nach verbranntem Bernstein.
    Erschreckt sah ich mir das Amulett genauer an, das ich aufgehoben hatte, und zog dann einen Stuhl neben sie, damit ich mich hinsetzen und ihr ins Gesicht sehen konnte.
    AI war letzte Nacht nicht aufgetaucht, aber was, wenn Tom ihn. .
    »Mom«, sagte ich und beobachtete ihr Gesicht. »Bist du in Ordnung?« Sie blinzelte mich nur an und ich schüttelte sie kurz, weil ich langsam wirklich Angst bekam. »Mom! War AI hier? War es ein Dämon?«
    Sie holte Luft, um etwas zu sagen, beugte aber dann stattdessen den Kopf über das Fotoalbum und blätterte eine Seite um.
    Die Angst vertiefte sich und ich verspannte mich. Tom hätte nicht riskiert, AI hinter mir herzuschicken, weil er wusste, dass ich ihn in einem Kreis fangen und zu ihm zurückschicken würde, also hatte er den Dämon auf meine Mutter gehetzt.

    Ich werde ihn umbringen. Ich werde ihn verdammt nochmal umbringen.
    »Mom«, sagte ich, zog das Album von ihr weg und klappte es zu. »War AI hier? Hat er dir wehgetan?«
    Meine Mom schaute mich an, und für einen Moment war ihr Blick klar. »Nein«, hauchte sie. »Aber dein Dad war da. Er sagte, ich sol dir Grüße ausrichten . .«
    Scheiße, scheiße, scheiße.. kann der Tag noch schlimmer werden? Ich schaute mit neuem Verständnis auf das Amulett, als ich es schließlich erkannte.
    Meine Mom war nie gut darin gewesen, Schutzkreise zu ziehen, und hatte die Fähigkeiten anderer Hexen immer ihren eigenen vorgezogen. Sie hatte AI damit eingefangen, oder sie wäre nicht mehr hier. Ich schaute durch den Raum und fand, dass er völ ig normal aussah, nicht wie das Desaster, das AI normalerweise in meiner Küche hinterließ.
    »Mom.« Ich nahm ihre Hand von dem Album und hielt sie auf meinem Schoß. »Das war nicht Dad.« Wer immer Dad auch war. »Das war ein Dämon in seiner Gestalt. Was immer er dir gesagt hat, war eine Lüge. Es war eine Lüge, Mom.« Ihr Blick richtete sich langsam auf mich, und gleichzeitig erleichtert und verängstigt fragte ich: »Hat er dir irgendwas angetan? Hat er dich angefasst?«
    »Nein«, erklärte sie und berührte kurz das verbrauchte Amulett. »Nein, hat er nicht. Ich wusste, dass es nicht wirklich er war, also habe ich ihn in einen Kreis gesperrt. Wir haben uns die ganze Nacht unterhalten. Geredet und geredet über die Zeit, bevor er gestorben ist.«

    Mir wurde kalt und ich unterdrückte ein Schaudern.
    »Wir waren so glücklich damals. Ich wusste, dass ich deinen Dämon hier halten muss, weil er sonst hinter dir her ist, und ich habe mir gedacht, dass du sicherlich gerade Spaß hast. Ich wusste gleich, dass

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