Band 6 - Blutnacht
auf.
»Danke für das Abendessen. Ich muss nach Hause fahren und ein paar Sachen holen. Würdest du hierbleiben, bis ich zurück bin?«
Takata riss fragend die Augen auf. »Was tust du?«
Ich stel te meine Schüssel und den Tel er in die Spüle, bevor ich die Serviette zerknül te und in den Mül eimer warf.
»Ich muss ein paar Zauber anrühren, und ich wil meine Mom nicht al ein lassen, also werde ich hier arbeiten, bis sie aufwacht. Ich muss zur Kirche fahren, um ein paar Sachen zu holen. Wirst du hier warten, bis ich zurück bin, bevor du gehst?« Kannst du wenigstens das für mich tun?, dachte ich verbittert.
»Ahm«, stammelte er, sein langes Gesicht leer, weil ich ihn überrascht hatte. »Ich wol te bleiben, bis sie aufwacht, also musst du nicht zurückkommen. Aber viel eicht kann ich dir helfen. Ich kann nicht kochen, aber ich kann Kräuter schneiden.«
»Nein.« Es war viel eicht ein wenig barsch, und als ich sah, dass er verletzt war, sagte ich sanfter: »Ich würde lieber al ein zaubern, wenn es dir nichts ausmacht. Es tut mir leid, Takata.«
Ich konnte ihn nicht anschauen, weil ich Angst hatte, dass er wusste, warum ich al ein zaubern wol te. Verdammt nochmal, ich wusste nicht, wie man mit einem Dämon den Beschwörungsnamen tauschte, aber ich wusste, dass dafür ein Fluch notwendig war. Takata al erdings verzog das Gesicht aus einem völ ig anderen Grund.
»Könntest du meinen richtigen Namen benutzen?«, fragte er überraschend. »Er ist irgendwie doof, aber zu hören, wie du mich Takata nennst, ist noch schlimmer.«
Ich blieb in der Tür stehen. »Und der ist?«
»Donald.«
Fast hätte ich mein Unglück vergessen.
»Donald?«, wiederholte ich fassungslos, und er lief rot an.
Er stand auf und erinnerte mich so daran, wie groß er war.
Unbeholfen zog er sein T-Shirt zurecht. »Rachel, du wirst nichts Dummes tun, oder?«
Ich hörte damit auf, nach meinen Schuhen zu suchen, als mir einfiel, dass sie noch bei Trent waren. »Aus deiner Sicht wahrscheinlich schon.« AI hatte meine Mutter meinetwegen gefoltert. Sie hatte keine Wunden davongetragen, aber sie war in der Seele verletzt, und das hatte sie für mich in Kauf genommen.
»Warte.«
Seine Hand landete auf meiner Schulter. Ich starrte ihn an, bis er mich los ließ.
»Ich bin nicht dein Dad«, sagte er, und sein Blick landete auf meinem Hals mit den Bissmalen und den Quetschungen.
»Ich werde auch nicht versuchen, dein Dad zu sein. Aber ich habe dich dein gesamtes Leben lang beobachtet, und du tust manchmal die irrsten Dinge.«
Das Gefühl, verraten worden zu sein, kehrte zurück. Ich schuldete ihm überhaupt nichts, und ich konnte ihn nirgendwo in meinem Leben sehen. Es war die Höl e gewesen, aufzuwachsen und für meine Mutter stark sein zu müssen, weil sie nicht mit der Welt klarkam. »Du kennst mich überhaupt nicht«, sagte ich und ließ einen Teil meiner Wut aufblitzen.
Er runzelte die Stirn und setzte an, die Hand auszustrecken, ließ sie dann aber wieder fal en. »Ich weiß, dass du al es für deine Freunde tun würdest und diejenigen, die du liebst. Und dabei ignorierst du, dass du verletzlich bist und das Leben sehr zerbrechlich. Tu es nicht«, flehte er. »Du musst das nicht al es al ein tragen.«
Meine Wut kochte über und ich bemühte mich, sie unter Kontrol e zu halten. »Ich hatte es nicht vor«, erklärte ich bissig. »Ich habe durchaus Rückhalt. Freunde.« Ich hob den Arm und zeigte in Richtung des restlichen Hauses. »Aber meine Mutter wurde meinetwegen fast dreizehn Stunden lang gefoltert, und ich werde etwas dagegen unternehmen!«
Ich wurde laut, aber es war mir egal. »Sie hat gelitten, als der Bastard so getan hat, als wäre er mein Dad. Sie hat es ertragen, weil sie wusste, dass er mich jagen würde, sol te sie ihn aus dem Schutzkreis lassen oder einfach gehen. Ich kann ihn aufhalten, und das werde ich tun!«
»Sprich leiser«, mahnte Takata, und ich verlor fast die Kontrol e. Mit zusammengebissenen Zähnen schob ich mein Gesicht direkt vor seines.
»Meine Mutter wird ihr Leben nicht damit verbringen, sich auf geheiligtem Boden zu verstecken, weil ich irgendetwas getan habe«, erklärte ich, jetzt leiser, aber genauso entschlossen. »Wenn ich nichts unternehme, verletzt er sie das nächste Mal viel eicht wirklich. Oder er lässt es an Fremden aus. Oder viel eicht an dir! Was mir egal wäre.«
Ich stampfte in den Flur. Seine Schritte erklangen hinter mir.
»Verdammt, Rachel«, sagte er. »Was lässt dich
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