Band 6 - Blutnacht
weg!«, schrie sie den gaffenden Leuten zu, aber glücklicherweise kam niemand herein. »Ihr gehört ins Gefängnis! Ihr al e!
Schaut euch meinen Laden an! Schaut euch meinen Laden an!«
»Spar's dir, Patricia!«, erklärte meine Mutter. »Du bist versichert.« Dann berührte sie in einer scheuen Geste ihr Haar und drehte sich zu Minias um. »Sie sehen recht gut aus
- für einen Dämon.«
Minias blinzelte, und ich seufzte, als sein einnehmendes Lächeln und seine Verbeugung meine Mutter kichern ließen wie ein Schulmädchen. Die Gespräche vor den zerbrochenen Fenstern nahmen einen anderen Ton an, und als ich auf die Straße zu den sich nähernden Einsatzwagen schaute, blitzte jemand mit der Kamera in seinem Handy. Ooooh, besser und besser.
Ich leckte mir über die Lippen und drehte mich zu Minias.
»Dämon, ich verlange, dass du. .«, setzte ich an.
»Rachel Mariana Morgan«, unterbrach Minias mich und trat so nah an den Rand des Schutzkreises, dass Rauch von dort aufstieg, wo seine Robe ihn berührte, »du bist in Gefahr.«
»Erzähl uns was, was wir noch nicht wissen, Mooslappen«, murmelte Jenks auf meiner Schulter.
»Ich bin in Gefahr?«, fragte ich bissig und fühlte mich um einiges besser, jetzt, wo der Dämon in einem Kreis gefangen war. »Ach, glaubst du wirklich? Warum ist AI aus dem Gefängnis? Du hast mir gesagt, er wäre festgesetzt! Er hat mich angegriffen!«, schrie ich und machte eine Geste, die den gesamten zerstörten Laden einschloss. »Er hat unsere Abmachung gebrochen. Was wirst du dagegen unternehmen?«
Minias' Auge zuckte. »Jemand beschwört ihn aus der Haft.
Es ist in deinem Interesse, uns zu helfen.«
»Rache«, beschwerte sich Jenks. »Es ist kalt und die I.S. ist gleich hier. Schick ihn weg, bevor sie uns Papierkram ausfül en lassen, bis die Sonne implodiert.«
Ich nahm die Schultern zurück. Yeah. Als ob ich einem Dämon helfen würde. Mein Ruf war sowieso schon schlecht genug.
Als er sah, dass ich bereit war, ihn zu bannen, schüttelte Minias den Kopf. »Wir können ihn nicht festhalten ohne deine Hilfe. Er wird dich töten, und wenn niemand mehr am Leben ist, der eine Beschwerde einreichen kann, kommt er damit auch noch davon.«
Mir wurde kalt, als ich die Überzeugung in seiner Stimme hörte. Besorgt warf ich einen Blick zu den Leuten vorm Fenster und schaute dann durch den Laden. Es stand nicht mehr viel. Draußen kam der Verkehr wieder ins Laufen und die braun-blauen Lichter eines I.S.-Wagens huschten über die Gebäude. Dann schaute ich zu meiner Mom und ich wand mich. Normalerweise konnte ich die tödlicheren Aspekte meines Jobs von ihr fernhalten, aber diesmal. .
»Hör besser zu«, sagte sie und schockierte mich damit bis ins Mark. Dann schnitt sie mit klappernden Absätzen der Verkäuferin den Weg ab, die nach draußen huschen wol te.
Ein übles Gefühl breitete sich in meiner Magengrube aus.
Wenn AI nicht mehr nach den Regeln spielte, würde er mich töten. Doch wahrscheinlich erst, nachdem er mich gezwungen hatte, dabei zuzusehen, wie er noch jemanden umbrachte, den ich liebte. So einfach war es. Ich war die ersten einundzwanzig Jahre meines Lebens meinem Instinkt gefolgt, und auch wenn es mich vor jeder Menge Ärger bewahrt hatte - genauso viel Ärger hatte mir das auch eingebracht. Und es hatte meinen Freund umgebracht. Also holte ich tief Luft, und obwohl jede Zel e meines Körpers danach verlangte, ihn zu bannen, hörte ich auf meine Mutter und sagte: »Okay. Rede.«
Minias wandte seinen Blick von meiner Mutter ab. Ein dünner Film Jenseitsenergie glitt über ihn und verwandelte die traditionel e gelbe Robe in ausgewaschene Jeans mit Ledergürtel und ein rotes Seidenhemd. Das war Kistens'
Lieblingskleidung gewesen, und Minias hatte es wahrscheinlich aus meinen Gedanken gefischt wie einen Keks aus der Dose. Verdammt sol te er sein.
Kisten. Die Erinnerung an seinen gegen das Bett gelehnten Körper stieg in mir auf. Mein Kinn zitterte und ich biss die Zähne zusammen. Ich wusste, dass ich versucht hatte, ihn zu retten. Oder viel eicht hatte er versucht, mich zu retten. Ich konnte mich einfach nicht erinnern, und Schuld glitt durch meine Seele. Ich hatte ihn im Stich gelassen, und das nutzte Minias jetzt aus. Sohn einer Dämonenhure.
»Befrei mich«, verlangte Minias spöttisch, als wüsste er genau, dass er mir gerade wehtat. »Dann reden wir.«
Ich hielt meinen rechten Arm, als er in erinnertem Phantomschmerz pochte. »Aber sicher doch«, sagte ich
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