Band 6 - Blutnacht
und ich konnte verschiedene Gesichter am Fenster sehen, bis Ivy die Vorhänge zuzog und uns in beruhigendes Blau hül te.
»Schau dich an«, sagte er, und der Staub, der von ihm rieselte, nahm ein fahles Grün an. »Du kannst kaum aufrecht stehen, und sie hat dich bis jetzt nicht mal berührt.«
Ivy stand an der Spüle, mit gesenktem Kopf und verschränkten Armen. Ich wol te nicht, dass es so endete.
»Ich kann nicht aufrecht stehen, weil es sich so gut anfühlt!«, schrie ich Jenks an, und er schoss überrascht nach hinten.
»Mir geht's gut! Also schaff deinen kleinen Pixiearsch hier raus! Sie hat aufgehört, als ich sie gebeten habe zu warten.
Sie steht jetzt da drüben, und ist nicht. .«
Ich zögerte und fühlte einen Schuss Erwartung in mir,
»dabei, mir den Hals aufzureißen.«
Ivy riss den Kopf hoch und umschlang sich selbst fester.
Ihre Augen waren absolut schwarz, und Adrenalin zog eine brennende Spur von meinem Hals bis in mein Innerstes. Oh Gott. Das konnte keine schlechte Entscheidung sein, wenn wir beide es so sehr wol ten. Richtig? Bitte lass das eine gute Entscheidung sein.
»Ich habe meinen Blutdurst vor drei Stunden gestil t«, sagte sie, und ihre sanfte Stimme stand in scharfem Kontrast zu ihrer starren Körperhaltung. »Ich kann das. Wenn es zu viel wird, egal für wen von uns, kann ich aufhören.«
»Also geht's uns. . gut«, erklärte ich. »Raus, Jenks.«
»Dir geht's nicht gut.« Jenks flog mir vor's Gesicht, um meinen Blickkontakt mit Ivy zu brechen. »Sie versucht, eine Sucht zu besiegen. Sag ihr, dass sie gehen sol . Wenn sie gehen kann, dann hat sie viel eicht genug Kontrol e und ihr könnt es später nochmal versuchen. Nur nicht heute. Nicht heute, Rachel!«
Ich schaute zu Ivy bei der Spüle, gebeugt von einem so tiefen Verlangen, dass al ein der Anblick fast wehtat. Ich hatte mit Kisten gewartet, hatte nicht zugelassen, dass er mich biss, und jetzt war er tot. Ich konnte nicht auf später warten, wenn es ein Jetzt gab. Ich würde es nicht tun.
»Ich wil nicht, dass sie geht.« Ich schaute Jenks an. »Ich wil , dass du gehst.«
Ivy schloss die Augen und die Anspannung in ihrem Gesicht ließ nach. »Raus, Jenks«, sagte sie mit tiefer Stimme, in der eine Drohung lag, die mein Innerstes erschütterte.
»Oder bleib und schau zu, du perverser Spanner. Mir ist es egal. Halt nur einfach für verfickte fünf Minuten den Mund.«
Er stotterte etwas und hob sich aus dem Weg, als sie sich in Bewegung setzte und zu mir kam. Mein Puls raste und ich wusste, dass es umso schwerer für sie würde, Kontrol e zu finden, je mehr Furcht ich zeigte. Wir wären viel eicht nicht von Anfang an gut, aber wir mussten irgendwo anfangen, und ich würde nicht diejenige sein, die versagte.
»Ivy«, flehte Jenks. »Es ist zu früh.«
»Es ist zu spät«, hauchte sie in mein Ohr und legte mir sanft die Finger auf die Schultern. Mein Herz klopfte laut und ich konnte fühlen, wie mein Puls die Ader am Hals hob. Jenks stöhnte frustriert auf und schoss dann aus der Küche.
Als er weg war, wurde Ivys Berührung zu flüssiger Hitze.
Sie lehnte sich vor und zeichnete mit den Fingern eine Spur über meinen Hals, auf der Suche nach der versteckten Narbe unter meiner perfekten Haut. Ich hielt den Atem an, und die Spannung stieg, während sie in kleiner werdenden Kreisen danach suchte. Das musste in Ordnung sein. Sie hatte hart daran gearbeitet, einen Weg um ihr eigenes Verlangen herum zu finden, und wenn ich jetzt nein sagen würde, wäre ich jemand, der heiß macht und dann geht. Ich keuchte auf, als sie meine Schultern fester umfasste. Ich fühlte, wie sie ihr Gewicht verlagerte, und öffnete die Augen, überrascht, dass ich nur den beruhigenden dunklen Vorhang ihrer Haare sehen konnte. So nah war sie mir. Gott, worauf wartet sie?
»Lass mich«, murmelte sie und strich mit den Lippen über die empfindliche Haut unter meinem Ohr, um dann tiefer zu sinken. Sie legte den Kopf schräg und das blaue Licht glitzerte in ihren Haaren. Ich versteifte mich mit klopfendem Herzen. Ihre Hände glitten tiefer und fanden mein Kreuz. Sie lehnte sich nach hinten und hielt völ ig stil , bis sie mir in die Augen schauen konnte. »Lass mich. .«, sagte sie wieder, völ ig verloren in dem, was kommen würde.
Ich wusste, dass sie es nicht ganz aussprechen würde. Lass mich das nehmen. Gib mir das. Um Erlaubnis zu bitten war so tief in lebenden Vampiren verankert, dass sie ohne diese Bitte noch glauben würde, mich
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