Band 6 - Blutnacht
Augenwinkel verengten sich ein winziges bisschen.
»Was lässt dich glauben, dass ich ihn nicht mag?«
Oh, das ist doch dämlich. »Weil du nie jemanden magst, der mich beachtet«, sagte ich und fühlte, wie mein Puls sich vor Wut darüber beschleunigte, dass sie versuchte, mir einen Bären aufzubinden.
»Ich mochte Kisten.«
Gefühle kochten hoch, und ich wurde noch wütender, weil sie mir wegen meines Versuchs, über Kistens Tod hinwegzukommen, Schuldgefühle machen wol te. Ich zog genervt die Decke enger um meine Schultern. »Der einzige Grund, warum du ihn mochtest, war, weil er mich dazu gebracht hat, loszulassen und mit einem Vamp zu schlafen«, sagte ich schlechtgelaunt.
»Das ist ein Teil des Grundes«, antwortete sie milde.
»Und weil du wusstest, dass er niemals eine echte Bedrohung war. Wäre es hart auf hart gekommen, hätte Kisten sich zurückgezogen. Du hast ihn benutzt.«
Ivy versteifte sich. »Das auch«, gab sie leise zu - genervt.
»Aber: Ich. Habe. Ihn. Auch. Geliebt.«
Plötzlich verstand ich, worum es ging. Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Dass ich Zeit mit Marshai verbringe, ist kein Verrat an der Erinnerung an Kisten. Wage es nicht, deswegen schlecht von mir zu denken. Er ist nur ein Kerl, nicht mein Freund. Ivy, du hast gerade die Nacht mit Rynn Cormel verbracht. Hast du jetzt eine neue Narbe?«
Ich lehnte mich nach vorne, um ihren Kragen umzuklappen, und ihr Arm schoss vor, um mich abzuwehren.
Sie traf mich mit einem leisen, aber bestimmten Pock, und ich zuckte überrascht zurück.
»Er ist mein Meister«, sagte sie, und ihre Pupil en erweiterten sich. »Es wird erwartet.«
Aber sie hatte sich umgedreht, und da war wirklich ein neuer, sorgfältig gesetzter, rot umrandeter Biss. In mir zog sich etwas zusammen, und Ivys bleicher Teint errötete sanft.
Verdammt.
»Erwartet, zur Höl e. Ich weiß, dass du Spaß hattest«, sagte ich angriffslustig. »Du hattest Spaß und daran ist nichts falsch, aber wenn du dich deswegen schuldig fühlst, dann lass es nicht an mir aus.«
Ivys lange Finger zitterten. Mein Herz sprang einmal, als sie sich von ihrem Computer löste und sich völ ig auf mich konzentrierte, in einer vertrauten Mischung aus Wut und der sexuel en Beherrschung, die sie einsetzte, um sich selbst zu schützen. Ich erwiderte ihren wütenden Blick, und meine Halsseite zog. Ich ignorierte es. Die goldgetönten Spitzen ihrer Haare bewegten sich, und mir wurde mulmig, als sähe ich das Monster unter dem Bett, von dem nur Kinder wissen, dass es da ist. Die Haare in meinem Nacken stel ten sich auf und ich biss die Zähne zusammen, während ich gegen den Drang ankämpfte, mich umzuschauen. Sie zog mich in einen vampirischen Bann.
Das hatte sie seit fast einem Jahr nicht mehr getan. Ich kniff wütend die Augen zusammen, obwohl es mich schauderte und meine Handflächen juckten. Viel eicht war es an der Zeit, sie daran zu erinnern, dass diese Hexe auch Zähne hatte.
»Er beschützt mich«, sagte sie, und ihre leise Stimme glitt wie graue Seide durch den Raum. »Beschützt uns.«
»Yeah«, meinte ich sarkastisch. »Das hat er behauptet. Wir sind sein verdammtes wissenschaftliches Experiment.«
Genervt stand ich auf. Wenn sie versuchte, mich in einen Bann zu ziehen, war es Zeit zu gehen. Und ich mochte die Gefühlswel en nicht, die sich durch meinen Hals nach unten ausbreiteten und mehr versprachen. »Mein Leben ist so ein Chaos«, sagte ich und hielt auf den Flur zu. Ich musste einfach von al em weg. Al em. »Er ist nur ein weiterer untoter Vampir, der an deinem Hals saugt«, murmelte ich und fühlte, wie sich jeder Muskel in meinem Körper anspannte, als ich an ihr vorbeiging.
»Und das stört dich?«, fragte Ivy laut.
Ich drehte mich um, bevor ich den Flur erreicht hatte.
Ivy war in ihrem Stuhl herumgewirbelt, um mich anzuschauen, die Beine immer noch an den Knien überschlagen. Ihre Lederkleidung ließ sie elegant und gleichzeitig schüchtern wirken. Ihre Augen waren völ ig schwarz. Plötzlich ergoss sich eine Gefühlswel e von der Seite meines Halses bis in meinen Unterleib, warm und atemberaubend. Ich versteifte mich und drängte die Empfindung zurück. »Er benutzt dich!«, sagte ich mit einer ärgerlichen Geste. »Gott, Ivy, verstehst du es nicht? Er liebt dich nicht. Kann er gar nicht.«
Ivy warf mir einen wissenden Blick zu. Spöttisch. Sie hob in stil er Herausforderung die Augenbrauen, griff sich betont langsam ein
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