Band 6 - Blutnacht
für immer verloren. Ich verstand das nicht. Wir hatten es geschafft, verdammt nochmal!
Aber sie kam auf mich zu, schweigend und mit tödlicher Entschlossenheit. Was zur Höl e war passiert? Sie war in Ordnung gewesen, und dann. . plötzlich nicht mehr.
Ich riss im letzten Moment den Arm hoch und schlug ihre Hand zur Seite, als sie nach mir griff. Ivy reagierte und packte mein Handgelenk. Ich konnte nur noch aufkeuchen, dann riss sie mich so nach vorne, dass ich das Gleichgewicht verlor.
Ich fiel.
Sie ließ sich auf ein Knie sinken, doch ich rol te mich weg.
Dann kam ich ihr gerade noch zuvor und schlug gegen ihre Füße, so dass sie nach vorne umfiel. Ich rol te mich zu einem Bal zusammen, um nicht unter ihr zu landen, und kämpfte mich dann auf die Füße.
Ich war zu langsam. Durch ihre vampirische Schnel igkeit stand sie schon und ich landete nur in ihrem Griff.
»Ivy, stopp!«, rief ich, und sie schubste mich nach hinten.
Ich wedelte wild mit den Armen und knal te gegen den Kühlschrank. Schmerz durchfuhr mich, als ich darum kämpfte, auf den Füßen zu bleiben und wieder zu atmen.
Mir tränten die Augen. Sie folgte mir langsam. In ihrer ledernen Arbeitskleidung wirkte sie mächtig, und sie bewegte sich gleichzeitig elegant und mit einer wilden, kontrol ierten Stärke. Sie lächelte mit geschlossenem Mund und überbrückte mit schwingenden Armen den Abstand zwischen uns. Sie hatte keine Eile. Ich gehörte ihr.
»Stopp«, keuchte ich, als ich endlich wieder Luft bekam.
»Ivy, ich wil , dass du aufhörst. Hör auf!«
Meine Stimme ließ sie einen Meter vor mir anhalten. Mein Herz raste. Kurz verzerrte ein gequälter Ausdruck ihre selbstbewusste Miene. »Warum?«, hauchte sie, und ihre seidengraue Stimme traf mich bis ins Mark.
Schnel er als ich es erfassen konnte, nagelte sie mich gegen den Kühlschrank. Eine Hand zwang meine Schulter nach hinten, die andere vergrub sich in meinem Haar. Ich keuchte vor Schmerz, als sie meinen Kopf zur Seite riss und so meinen bereits blutenden Hals freilegte. Gott, nein. Nicht so.
Sie drückte ihren Körper auf ganzer Länge an meinen, mit einem Bein zwischen meinen. Mein Puls raste und ich schwitzte. Ich drückte jeden einzelnen ihrer Knöpfe, aber ich konnte nicht anders. Panisch versuchte ich, sie anzuschauen, aber ihr Griff in meinen Haaren erlaubte mir nicht, den Kopf zu drehen. Ich war völ ig verängstigt, und ein Gedanke an Kisten schoss durch meinen Kopf und verschwand wieder.
»Ivy«, krächzte ich und versuchte weiterhin, sie in den Blick zu bekommen. »Du kannst mich loslassen. Schau mich nur nicht an. Wir können das schaffen. Wir können es verdammt nochmal schaffen!«
»Warum?«, wiederholte sie mit derselben ausdruckslosen Stimme. Sie lehnte sich stärker gegen mich, aber ihr Griff in meinen Haaren ließ nach und ich drehte mich zu ihr. Ich konnte fühlen, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich. Ivy schauderte und trank meine Angst wie ein Blut-Aphrodisiakum.
Ihre Augen waren völ ig schwarz. Ihr Gesicht war absolut ausdruckslos. Perfekt und ruhig starrte sie mich an und witterte meine Angst, die ihre Blutlust noch steigerte. Es war, als wäre sie bereits tot, und aus den Tiefen meines Hirns stieg wieder ein Gedanke an Kisten. Ich hatte Augen wie diese schon einmal gesehen. . auf seinem Boot.
»Lass mich einfach los«, flüsterte ich, und mein Atem bewegte die Haare um ihr Gesicht. »Wir haben es geschafft, Ivy. Lass mich nur los.«
Für einen kurzen Moment wirkte sie gequält. »Ich kann nicht. .«, sagte sie. Ihre plötzliche Angst grub eine tiefe Falte auf ihre Stirn, als sie mit sich selbst kämpfte. »Du hast mir zu viel gegeben. Verdammt, ich. .« Ihre Miene glättete sich, als ihre Instinkte wieder die Oberhand gewannen. »Ich wil das nochmal«, sagte sie mit plötzlich viel tieferer Stimme. Sie jagte ein Schaudern über mich, und Ivys Griff wurde wieder härter. »Gib es mir. Jetzt.«
Ich konnte sehen, wie jeder bewusste Denkvorgang abgeschaltet wurde, um ihre geistige Gesundheit zu bewahren. Ich verlor sie. Und wenn das geschah, war ich tot.
Panik hob sich in meiner Seele, als sie meinen Kopf wieder zur Seite riss.
»Ivy!«, sagte ich, kämpfte darum, mit ruhiger Stimme zu sprechen, und versagte kläglich. »Warte! Du kannst warten.
Darin bist du gut. Warte einfach. Hör mir zu.«
Mein Herz klopfte laut, als sie zögerte. »Ich bin ein Monster«, flüsterte sie, und ihr Atem auf meiner Haut erzeugte ein Chaos von Gefühlen in mir.
Weitere Kostenlose Bücher