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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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immer noch nicht operieren lassen?«, fragte Rossini.
    »Ich denke ja nicht daran«, sagte sie entschieden. »Dann müsste ich aufhören zu arbeiten. Ihr Männer wollt uns aktiv und passiv.«
    Sie nahm kein Blatt vor den Mund und stellte gleich klar, dass sie uns nicht helfen konnte. Sie hatte sich von dem Bullen, der sie erpresste, losgekauft und kümmerte sich nur noch um ihre eigenen Dinge. Das Geld, das ich ihr für die Störung anbot, wollte sie nicht nehmen.
    »Es ist zu kalt, um auf der Straße rumzustehen, und ich habe Hunger«, sagte sie. »Warum leistet ihr mir nicht Gesellschaft?«
    Wir ließen sie einsteigen und fuhren in ein Restaurant direkt vor der Stadt, um einen Teller Spaghetti zu essen.
    In den Winkel kamen wir genau zur Schließzeit zurück. Rossini lud uns vor der Tür aus und fuhr nach Punta Sabbioni weiter. Ich hatte ihm angeboten, bei mir zu schlafen, aber wie an den anderen Abenden wollte er nicht bleiben, für den Fall, dass Sylvie aus dem Dunkel auftauchte, das sie verschluckt hatte. Er sagte es nicht explizit, aber das stand dahinter.
    Als wir das Lokal betraten, war ich überrascht, nur Rudy Scanferla hinterm Tresen zu sehen, der mit einer Leichenbittermiene Gläser abtrocknete. Sofort begriff ich den Grund. Zwei Typen saßen an unserem Tisch. Ich wechselte einen Blick mit meinem Partner.
    »Bullen«, flüsterte er.
    Alte Hasen. Weißes Haar, die Gesichter von Nachtschichten und Aufstehen in aller Herrgottsfrühe gezeichnet. Die Zeit von Kaffees und Zigaretten eingeteilt. Einer der beiden winkte uns heran. Er trug einen weißen, sehr gepflegten Kinnbart.
    Er kam gleich auf den Punkt. »Ihr stellt überall jede Menge Fragen. Wir wollen wissen, warum.«
    »Schicken euch die höheren Sphären, oder ist das eine persönliche Initiative?«, fragte ich.
    »Buratti, mach keinen Scheiß und antworte meinem Kollegen«, sagte der andere.
    »Ich habe ihm nichts zu sagen.«
    »Du weißt, dass wir euch das Leben schwer machen können.«
    Ich sah den Dicken an. Jetzt war er an der Reihe. »Ein Anwalt hat uns gesagt …«
    »Sei still!«, rief ich.
    »Halt du den Mund!«, mahnte mich der mit dem Kinnbart.
    »Ich wollte sagen«, fuhr Max fort, »dass ein Anwalt uns engagiert hat, weil einer seiner Klienten behauptet zu wissen, wer den Einbruch ins Rechtsmedizinische Institut begangen hat, und bevor er ihn vor Gericht bringt, möchte er sichergehen, dass er sich nicht blamiert.«
    »Und wer soll das gewesen sein?«, fragte der andere.
    Schau an, unser Dicker … Er murmelte Vor- und Nachnamen eines türkischen Kuriers, der ein paar Monate zuvor mit fünf Kilo Heroin verhaftet worden war. Die beiden Bullen entspannten sich.
    »Unsinn«, urteilte Weißbart entschieden und strich sich über sein Kinn.
    Er zündete sich eine Zigarette an und kehrte zum Angriff zurück. »Aber ihr sucht einen besonderen Polizisten, oder?«
    »Der Türke hat gesagt, er sei der Maulwurf«, wagte sich Max vor.
    Kurz zeichnete sich ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen der beiden ab. Jetzt waren sie sicher, dass wir auf dem Holzweg waren. Sie standen auf.
    »Vergesst die Sache«, sagte Weißbart mit finsterem Gesicht. »Das ist kein Rat, sondern ein Befehl.«
    Sie gingen und ließen die Tür sperrangelweit offen stehen.
    »Sie sind vor ein paar Stunden angekommen«, berichtete Rudy, während er hinterm Tresen vorkam, um die Tür zu schließen. »Dann haben sie sich an den Tisch gesetzt, nichts bestellt und die Kunden angestarrt. Nach zwanzig Minuten war kein Mensch mehr da.
    »Nur die Ruhe. Die kommen nicht wieder.«
    »Was meinst du, was waren die?«, fragte ich meinen Partner. »Carabinieri, Finanzpolizei, Polizei …«
    »Ich weiß nicht recht. Gesehen hab ich sie noch nie.«
    »Ich auch nicht. Dabei dachte ich, ich kenne sämtliche Bullen von der alten Garde.«
    Sechsunddreißig Stunden lang passierte nichts. Hin und wieder rief Rossini an, um zu hören, ob es irgendwelche Neuigkeiten gab; seine Stimme verriet zunehmenden Verdruss.
    Ich hörte gerade die nasale Stimme von Percy Mayfield mit You Don’t Exist No More, als das Klingeln des Handys den Blues übertönte.
    »Zehntausend, nicht verhandelbar«, feuerte Morena in den Hörer.
    Ich legte auf. Nicht, dass wir nicht bereit gewesen wären, jedwede Summe zu bezahlen, um Sylvies Verschwinden aufzuklären, aber ich kannte Morena zu gut; es war klar, dass sie immer wieder unmögliche Summen ins Spiel brächte, wenn ich nicht dafür sorgte, dass sie mich respektierte.
    Nach

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