Banditenliebe
zehn Minuten rief sie wieder an. »Ich habe den Bullen gefunden, den du suchst.«
»Du bist die Siebente heute, die mir das Gleiche erzählt«, log ich.
»Aber ich habe als Einzige den richtigen Namen.«
»Für diese Summe interessiert er mich nicht.«
»Ich hab dir gesagt, ich bin nicht billig.«
»Ruf mich an, wenn du wieder auf der Erde gelandet bist.«
»Leg nicht auf …«
»Haben wir uns noch etwas zu sagen?«
»Wir könnten beim Abendessen darüber reden.«
Ein Restaurant für Kokser. Gerade noch passable Küche, diskret raffiniertes Ambiente, ein bisschen eingerichtet wie eine Bonbonniere, frequentiert von drogensüchtigen Aufsteigern. Ich kannte den Besitzer. Er hatte ein paar Jahre im Knast abgesessen, dann war er zur Vernunft gekommen und hatte das Restaurant aufgemacht, um in aller Ruhe dealen zu können. Niemand ging ihm auf die Eier, solange er regelmäßig zahlte. Er brauchte nicht einmal Infos weiterzugeben, es genügten die drei Umschläge, die drei verschiedene Mannschaften abholten. Nicht zufällig waren unter den Gästen verschiedene Namen, die in Padua zählten. Beim Eintreten sah ich ein paar Tische, an denen mehr oder weniger legale Geschäfte abgeschlossen wurden, dann weitere drei oder vier, an denen Liebespaare zu Abend aßen, und schließlich sie, die Grande Dame der Informanten, die mich lächelnd betrachtete.
»Habe ich dir schon mal gesagt, dass du dich sehr schlecht kleidest?«, fragte sie, als ich Platz nahm.
»Häufig.«
»Du siehst wirklich aus wie ein Asylant, wie einer aus dem Osten …«
»Einmal hast du gesagt, ich sehe aus wie ein Neger …«
»Du hattest ein violettes Hemd an, Schatz …«
Sie hingegen wollte mit ihrem Outfit den Männern den Kopf verdrehen, und es war gelungen. Ich sah sie wirklich schamlos an, so dass sie zufrieden lachte.
»Wenn ich die Hand unterm Tisch ausstrecke, finde ich sicherlich etwas besonders Hartes«, sagte sie anzüglich.
»Eine Dame wie du würde das doch nie tun.«
Noch ein Lachen. Die Kellnerin kam mit der Karte. Mulattin. Fast sicher Kubanerin. Hübsch, alle Kurven an der richtigen Stelle, wie es der Stil des Lokals verlangte. Als wir bestellten, meinte Morena, den Wein solle der Wirt auswählen. Natürlich kam eine teure Flasche, der übliche, vom aktuell modischen Önologen »konstruierte« Wein mit unnötig hohem Alkoholgehalt.
Nach einer Weile wurde ich es müde, ihre vom großzügigen Ausschnitt ausgestellten Brüste zu betrachten. »Und?«
»Ich weiß, welcher Polizist deinen Namen an denjenigen verkauft hat, der Informationen über den Raub suchte.«
Jetzt galt es herauszufinden, ob Morena die Wahrheit sagte. »Eins verstehe ich nicht«, meinte ich nachdenklich. »Wenn die Bullen die Sache möglichst schnell abschließen wollten, warum dann den Namen eines Detektivs ins Spiel bringen, der etwas herausbekommen haben könnte?«
»Vielleicht, weil er wusste, dass du dich nicht mit Drogen beschäftigst, und sein wirkliches Ziel war, dich in Schwierigkeiten zu bringen.«
Ich hob jäh den Kopf von meinem Teller. Sie wusste den Namen wirklich. Ich legte den Kopf auf die Seite.
»Zehntausend, nicht verhandelbar«, wiederholte sie mit zuckersüßer Stimme.
»Einverstanden.«
Sie hob ihr Glas. »Dann lass uns auf das Geschäft anstoßen.«
»Sag mir, wer ist es?«
»Hast du das Geld?«
Ich schlug mir vors Herz. »Hier ist es.«
»Wir machen es auf meine Weise«, sagte sie. »Jetzt essen wir, dann begleitest du mich nach Hause, und dann findet die Übergabe statt, fern von indiskreten Blicken.«
»Traust du mir nicht?«
»Nein, das ist es nicht. Mir gefällt es, dich bei den Eiern zu halten.« Angesichts meiner Verärgerung fügte sie hinzu: »Komm, gönn mir das Vergnügen, für ein Mal.«
Wie immer, wenn man es verflucht eilig hat, war der Service besonders langsam. Morena stand mindestens zweimal auf, um in einem strategisch zwischen den Klos gelegenen Verschlag eine Nase Koks zu ziehen. Die Frau des Wirts kümmerte sich darum, dass die Bahn frei war, und stellte kurze Wegwerf-Röhrchen zur Verfügung, auch wenn manche Kunden eigene, silberne verwendeten. Laster von Unangreifbaren.
Endlich gelang es mir, die Rechnung zu zahlen und meine Informantin aus dem Lokal zu zerren, die angesichts meines Sˇkoda Felicia einen entsetzten Schrei ausstieß.
»Warum kaufst du dir kein neues Auto?«, fragte sie.
»Mir gefällt dieses«, antwortete ich kurz. »Wenn du willst, rufe ich dir ein Taxi.«
Morena wohnte im
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