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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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alten Osteria im Zentrum, aber mit Kristallgläsern, Markenbesteck und mit stilvoll dargebotenen Speisen. Deren Namen beschworen Triumphe des guten Geschmacks, genau das Richtige für Restaurantkritiker, in Wirklichkeit ein Mischmasch von Geschmacksrichtungen, die man bei dem Preis aber einfach mögen musste.
    Der eigentliche Grund aber, aus dem ich nie wieder dort hingehen würde, war ein anderer. Alle redeten ganz leise, kein Mensch lachte mal laut, die Kellner waren still wie Gespenster. Dieser Ort wurde von bestens erzogenen Leichen frequentiert.
    »Triffst du immer noch deinen schönen Polizisten?«
    »Letztes Jahr hat er sich getrennt, und jetzt vögelt er mich regelmäßig. Immer sonntags. Er kommt mit Pralinen, nachdem er seine Kinder in der Kirche abgegeben hat, und dann bleibt er bis spätnachts.«
    »Dann bist du ja seine Freundin?«
    »Eine Art. Er behandelt mich besser, er vertraut sich mir an. Wie üblich bei Männern, die nicht begreifen, wie es passieren konnte, dass ihre Frau weg ist.«
    »Und du, bist du zufrieden damit, wie die Dinge laufen?«
    »Ich kann nicht klagen.«
    »Wie viel machst du im Monat?«
    »Dreitausend nach Abzügen, aber mit Kunden rede ich sonst nicht darüber.«
    »Mit mir könnte es sinnvoll sein.«
    Sie lächelte. »Ich hatte mich schon gefragt, wann du mir den wahren Grund für diese Heimkehr erzählst.«
    »Glaubst du, du könntest deinen Bullen überreden, für mich zu arbeiten?«
    Sie strich sich mit einem Grissino über die Lippen, bevor sie ein Stück abbiss. »Willst du mich außen vor lassen?«
    »Nein. Du sollst ihn kontrollieren und mich warnen, wenn er mich verladen will.«
    »Was verdiene ich dabei?«
    »Zwölf Monatsgehälter.«
    »Und wo sind dreizehn und vierzehn geblieben?«
    »Vierzigtausend, keinen Euro mehr.«
    »Und er, was kassiert er?«
    »Mehr als du natürlich, aber die Verhandlung läuft separat.«
    Sie blickte mich an. »Vielleicht bietest du mir zu wenig.«
    »Überspanne den Bogen nicht. Er ist nicht der einzige korrupte Bulle in der Stadt.«
    »In Ordnung. Ich rede mit ihm.«
    Ich griff ihre Hand. Sie sollte sicher sein, dass ich es ernst meinte. »Die Verräter in diesem Film, die sterben.«
    »Willst du mir Angst machen?«
    »Nur dich warnen.«
    »Hat die alte Geschichte mit dem Drogenraub damit zu tun?«
    »Nein«, log ich.
    »Weißt du noch, dass er die Telefonate von Kollegen einer anderen Dienststelle abhörte, die verdächtigt wurden, den Raub begangen zu haben?«
    »Undeutlich.«
    »Es waren wirklich sie, aber sämtliche Spulen mit den Bändern sind gelöscht, und die Sache wurde zu den Akten gelegt.«
    ›So was passiert eben, wenn die Polizei beteiligt ist‹, dachte ich, aber zu ihr sagte ich nur: »Man soll sich nie zu sehr auf die Technik verlassen.«
    »Mein Bulle sagt, die Häuptlinge hatten nie vor, sie vor Gericht zu bringen.«
    »Und warum sie dann ausspionieren?«
    »Das hab ich ihn auch gefragt, aber die Antwort hab ich nicht verstanden: ›Das Zeug weiterzuverkaufen war nicht abgesprochen, das war entweder zu eifrig oder ein Kommunikationsfehler.‹«
    Dann, als wäre nichts vorgefallen, sprang sie zurück in die Rolle der Frau, die man unbedingt im Bett haben will. Nach einer Weile wurde ihr bewusst, wie lächerlich das war, und sie besann sich. Wir brachen beide in Lachen aus und zogen die Aufmerksamkeit der Kadaver auf uns, die an den Nachbartischen aßen.
    »Heute Nacht lädt die Firma ein.«
    »Ich weiß gar nicht, ob ich unbedingt Lust habe.«
    »Komm auf ein Glas mit, und dann sehen wir, was wird.«
    Später, bei ihr zu Hause, während Morena sich eine Linie Koks vorbereitete, stöberte ich zwischen ihren CD s herum, einfach nur, um ihr nicht zusehen zu müssen. Zu meiner Überraschung entdeckte ich eine Scheibe von Alberta Adams, Born with the Blues . Die konnte nur per Zufall hier gelandet sein.
    Alberta hatte ich dank Edoardo »Catfish« Fassio kennengelernt. Die faszinierend jazzige Stimme dieser Siebenundsiebzigjährigen und ihre Vitalität hatten mich sofort verzaubert.
    Nach dem Anfang einer Karriere in den Clubs von Detroit in den Dreißigern und einer Reihe von gescheiterten Ehen hatte sie beschlossen, noch viermal ins Aufnahmestudio zu gehen, während ihre Altersgenossen sich mit den typischen Gebrechen herumschlugen.
    Ich steckte die CD ins Gerät und wählte meinen Lieblingssong, Searchin ’. Ich schloss die Augen. Alberta brauchte nicht lange, um mich davon zu überzeugen, dass Liebe heute Nacht gar keine

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