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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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moralisch verlottert.«
    »Tja, du bist wirklich schlimm drauf. Entgifte dich und kehre zurück unter uns zynische Arschlöcher.«
    »Das wird nicht leicht.«
    »Eine Woche Spritz auf der Piazza, und schon ist es geschafft.«
    Wir waren vor der Tür des Hauses angelangt, in dem sich Anwalt Criconias Kanzlei befand. »Wie es wohl wirkt, wenn ich so zur Zeit des Aperitifs da ankomme?«
    »Du bist schon so angezogen wie alle anderen, das kannst du noch vertiefen. Der nächste Schritt wäre Facebook, aber das erkläre ich dir später.«
    Der Anwalt war ein hagerer Mann mittlerer Größe, der aussah wie eine Schildkröte mit Perücke. Er musste die siebzig überschritten haben. Er erwartete uns in der Tür, mochte uns aber nicht begrüßen. Es missfiel ihm, dass wir ihn bedroht hatten, aber wir machten uns nichts daraus. Wir folgten ihm in die Bibliothek, wo uns ein Dutzend Ordner erwartete.
    »Ich bin in meinem Zimmer. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie fertig sind.«
    Die Beobachtungs- und Abhörprotokolle hatten mit der Ermittlung innerhalb eines Kokainrings zu tun, mit dem allerlei Besucher von exklusiven Zirkeln und Clubs in Padua und den Euganeischen Hügeln zusammenhingen. Durch einen Informanten, den sie hatten erpressen können, hatten die Carabinieri einiges an Wanzen eingeschleust und dadurch festgestellt, dass die kolumbianische Ware von den Kosovaren weiterverbreitet wurde.
    Bei der Lektüre mancher Namen grinste Max zufrieden. »Schau einer an, diese ganzen braven Leute.«
    Uns interessierte aber nicht ihr bekokstes Geschwätz, sondern das, was die Kosovaren sagten. In den Übersetzungen fanden wir einen einzigen Hinweis auf uns. Ein gewisser Lenez, eben aus Peja eingetroffen, war abgehört worden, wie er einen Komplizen namens Arben Alshabani (laut einer Polizeispitzelin ein ehrgeiziger kleiner Boss) fragte, ob es »Neuigkeiten von den Freunden des Mannes der Tänzerin« gebe. Alshabani antwortete, die hätten die Stadt verlassen, keiner wisse, wohin, und es sei lästig, Leute zu suchen, ohne zu wissen, warum, da begehe man leicht einen Fehler und müsse dann die Folgen tragen.
    Lenez hatte ihn freundschaftlich daran erinnert, dass man nicht alles zu wissen brauche. Arben entgegnete, er habe vielleicht gar keine Zeit mehr, diese Leute zu suchen, und darauf hatte Lenez nur kurz etwas entgegnet, was so übersetzt worden war: »Dann mach doch ein bisschen den Scheiß, den du willst.«
    Dann hatte das Gespräch sich auf familieninternen Zwist verlagert. Lenez sowohl als auch Arben waren Cousins zweiten Grades des verstorbenen Fatjion Bytyçi. Wenn man den Ersten hörte, war der oberste Boss des Clans über dessen Tod betrübt, aber nicht zu sehr. Er hatte Fatjion immer seinen jüngeren Bruder Agim vorgezogen, der viel fähiger war und das Zeug zum Boss hatte; das hatte er zu der Zeit bewiesen, wo er einen Trupp der UCK anführte.
    »Warum muss ein Sohn der Mafiosi immer missraten?«
    Der Dicke schaute mich verblüfft an. »Wie meinst du das?«
    »Denk mal an den Paten . Fredo, der Zweitgeborene von Don Vito, war ausschweifend und sogar ein bisschen hinterhältig, und Michael hat ihn beseitigen müssen. Und auch Anthony Junior, der Sohn von Tony Soprano, ist ein Feigling, er hat sogar versucht, sich umzubringen.«
    »Ist das nur so eine blöde Bemerkung, oder muss ich mich anstrengen, das zu verstehen?«
    »Bemühe dich nicht, ich kann dir helfen. Mir erscheint eines klar: Die Bytyçis wollen nicht, dass die Umstände des Todes von Fatjion, diesem Sadisten, bekannt werden.«
    »Und?«
    »Bevor ich diese Protokolle kannte, dachte ich, unsere Situation wäre viel kritischer und der alte Boss steht jeden Morgen auf und fragt als Erstes, ob wir endlich tot sind. Aber die Sache scheint für ihn nicht ganz so weit oben zu stehen, sonst hätte er Arben, der uns nicht wirklich intensiv sucht, längst einen Fußtritt verpasst.«
    »Aber wenn wir ihnen in die Hände fallen, schneiden sie uns in dünne Scheiben, da kannst du sicher sein, einfach, um uns daran zu erinnern, dass man einen Bytyçi nicht anrührt.«
    »Ich finde, wir müssten es uns zunutze machen, dass sie sich für Fatjions Perversionen schämen.«
    »Erst müssen wir herausfinden, wie die offizielle Version seines Todes lautet, und darüber steht hier nichts. Dieser Arben spricht nur in Halbsätzen. Kein Wunder, dass sie ihm noch nicht mit den Handschellen haben kommen können, obwohl sie überzeugt sind, dass er eine gehobene Position innerhalb des Clans

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