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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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nicht einfach auf der Suche nach Informationen Daten durchsehen, ohne Spuren zu hinterlassen. Carini musste sich zwangsläufig an einen Vorgesetzten wenden, um der Spur der Serben nachgehen zu können. Während ich sein schmales Aktenbündel unter den Arm klemmte, fragte ich mich, ob er wohl meinen Namen angegeben hatte. Wahrscheinlich hatte er einen Informanten vorgeschoben, aber das war jetzt nicht so wichtig. Jeder von uns beiden musste nach seinen eigenen Vorgaben verfahren, keiner würde die Regeln hundertprozentig beachten können. Bei diesem Spiel kam es vor allem darauf an, nicht zu übertreiben und sich keinen unnötigen Schaden zuzufügen.
    Morena sah strahlend aus, als wir in einer großen Bibliothek im Zentrum den Austausch machten. Geld gegen Informationen.
    »Ach, was riecht das Geld doch so gut«, zwitscherte sie im Kleinmädchenton.
    »Vergiss unsere Verabredung nicht«, sagte ich und gab ihr einen gefalteten Zettel mit einer neuen Handynummer. »Du hängst deinem Bullen am Hintern wie eine Zecke, und sobald du den Eindruck hast, dass er mich ficken will …«
    »Schlag ich Alarm. Alles klar.«
    »Gut.«
    Sie zog die CD von Alberta Adams hervor. »Hier, ich hab dir etwas mitgebracht.«
    »Danke.«
    »Vielleicht denkst du ja ein bisschen an mich, wenn du sie hörst?«
    »Ich hätte dich gar nicht für so romantisch gehalten.«
    »Mir wäre einer wie du lieber gewesen«, säuselte sie. »Einer, der mir nicht auf den Wecker geht und nicht so viel an heute und an morgen und an danach denkt. Aber irgendwann muss ein Mädchen sich entscheiden, nicht wahr?«
    »Du brauchst einen wie ihn. Mit solchen wie mir kommt man nicht weit.«
    Sie zog einen Handschuh aus und streichelte mir mit leuchtenden Augen das Gesicht.
    »Du hast mir besser gefallen als unwiderstehliche Frau mit steinernem Herzen. Das hatte mehr Sex-Appeal.«
    Sie wandte sich jäh von mir ab, murmelte einen Fluch und ließ mich stehen. Ich war überrascht, ich fand nicht, dass ich etwas Kränkendes gesagt hätte, aber ich würde mich hüten, das mit meinen Freunden zu vertiefen, die keine Sympathie für Morena hegten und ganz gewiss einen Grund finden würden, um wieder einmal festzustellen, dass ich von Frauen nichts verstand.
    Es regnete, zur Abwechslung. So einen Winter hatten wir lange nicht gehabt. Es gab sogar Schnee. Ich klappte den Regenschirm auf, um zur Haltestelle der Straßenbahn zu gehen. Ich hatte nur drei Haltestellen zu fahren, wollte aber sichergehen, dass niemand mir folgte, damit unser komfortabler Unterschlupf nicht aufflog. Eben an diesem Tag besorgte Rossini unsere Artillerie bei einem Wurstmacher, der von seinem Vater nicht nur den Laden, sondern auch die Funktion als Waffenlieferant für die Banditen der Gegend geerbt hatte. Max seinerseits sollte geklonte Handys und andere elektronische Teufeleien beschaffen. Eine Wohnungsdurchsuchung würde uns ein paar Jahre Knast einbringen.
    Ich stieg an der nächsten Haltestelle aus, nahm ein Taxi und hinterher den Bus. Das letzte Stück ging ich zu Fuß.
    Beniamino hatte Teile von Pistolen auf dem Wohnzimmertisch vor sich. Er reinigte und ölte die Waffen sorgfältig.
    »Die sehen ja aus wie Antiquitäten«, neckte ich ihn.
    »Pass auf, was du sagst. Das sind zwei solide, ehrliche 45erColts. Seit 1911 tun die guten Dienst für alle Kenner.«
    »Der übliche Fetischist«, legte Max einen nach. »Bruce Willis benutzt sie in Last Man Standing . Vor ein paar Jahren hat er mich gezwungen, die DVD zweimal anzusehen.«
    »Dann sind wir ja auf der sicheren Seite. Bruce gewinnt immer.«
    »Verlass dich drauf, Junge«, sagte Rossini ein bisschen zickig.
    Ich zog die Papiere aus dem Umschlag und legte sie neben eine Munitionsschachtel auf den Tisch. »Wenn du mit deinem Spielzeug fertig bist, schauen wir uns das hier mal an.«
    »Muss sie nur noch wieder zusammenbauen. Das könnte ich mit geschlossenen Augen.«
    Knapp zwei Minuten. Sichere, millimetergenaue Bewegungen. Der bewaffnete Rossini vermittelte seinen Freunden Sicherheit, seinen Feinden Angst. Meine Bemerkungen bemäntelten nur mein Unwohlsein. Ich mochte keine Waffen, und ich wusste genau, dass wir nicht ohne auskamen und dass Max und ich den Umgang damit Rossini überließen. Er machte sich für uns die Hände schmutzig.
    Der Dicke öffnete die Akte. Die erste Seite war leer, bis auf die erste Zeile. Sie betraf Greta Gardner: »Nicht identifiziert.«
    Zu Pavle Stojkovi ć hingegen gab es jede Menge Informationen, allerdings waren die

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