Banditenliebe
ausfüllt.«
Max La Memoria notierte mit seiner klaren, präzisen Handschrift Namen und Details in einem Notizbüchlein. Ich vertrieb mir die Zeit, indem ich am Fenster rauchte.
Als wir dem Anwalt mitteilten, dass wir fertig waren, schaute er nicht einmal von der Akte auf, die er gerade studierte.
Das ärgerte mich. »Und? Stecken Sie schon so tief mit drin, dass Sie Handys in den Knast schmuggeln sollen?«
Er blitzte mich verächtlich an.
»Wenn es so weit ist, werden Sie nicht nein sagen können, vergessen Sie das nicht.«
Der Dicke zog mich am Ärmel. »Lass das, was soll das?«
»Er ist arrogant.«
»Das sind heute alle, die Erfolg haben. Das muss so sein. Sonst werden sie aus den Rängen ausgestoßen.«
»Was erzählst du für einen Scheiß?«
»Was für einen Scheiß erzählst du? Du kommst mir vor wie einer dieser scheinheiligen Oppositionspolitiker.«
»Wirklich?«, fragte ich ernsthaft besorgt.
»Du brauchst mehr Frauen und mehr Schnaps. Tu was für dich!«
Die Entdeckung, dass wir der Kosovo-Mafia nicht gar so wichtig waren, erlaubte es mir, von einigen Sicherheitsregeln abzusehen und in Albertos Amphore zu gehen, um einen zu trinken. Draußen nahm ich mir Brille und Krawatte ab. Sofort wurde ich von Alberto und ein paar Gästen empfangen, die allerlei Sprüche über meine lange Abwesenheit losließen und mich in Sachen gemeinsamer Bekannter auf den neuesten Stand brachten. Ich aß einen Bissen und kehrte dann mit der Absicht, bis zum abendlichen Spritz etwas zu schlafen, in Scanferlas hässliche Wohnung zurück.
Am halben Nachmittag weckte mich die Türklingel. Ein kurzes Läuten. Pause. Dann noch zweimal. Rossini war zurückgekehrt. Er zog einen Rollkoffer hinter sich her, der sehr schwer wirkte.
»Sag nicht, darin ist all unser Geld.«
»Ich hatte noch keine Zeit, zur Bank zu gehen.« Er blickte sich um und deutete aufs Bett. »Das ist das einzige, was?«
»Es gibt noch das Sofa.«
»Gab es nichts Besseres?«
»Wir müssen damit zurechtkommen.«
Er grunzte enttäuscht. Während er sich auszog, erzählte ich ihm alle Neuigkeiten. Dann nahm er eine Decke, legte sich aufs Sofa und schlief ein.
Darum hatte ich ihn immer beneidet. Er brauchte nur den Kopf aufs Kissen zu legen, und schon schlief er tief und fest. Ich musste mich immer erst mit einer Dosis Dauerwerbesendung betäuben. Eines Tages musste ich wirklich mal an Entzug denken.
Ich machte mir einen Kaffee und rauchte ein paar Zigaretten. Dann ging ich zu Fuß Richtung Zentrum. Ich schlenderte umher, bis die Bars, Plätze und Straßen sich mit Menschen zu füllen begannen. Und dann suchte ich Morena Borromeo.
Ich fand sie auf der Piazza delle Erbe, wo sie in Begleitung von einigen Freundinnen unter einem Heizpilz rauchte. Sie waren alle in derselben Art gekleidet, frisiert und geschminkt. Die Spitzelin war die Älteste, die anderen waren nicht älter als dreißig.
Als ich näher kam, beschenkten sie mich sämtlich mit demselben Escort-Lächeln, das besagte, sie seien für den Abend noch frei. Als Morena mich erkannte, wechselte ihr Gesichtsausdruck. Sie schien sich zu freuen, mich zu sehen. Gleich schickte sie ihre Freundinnen weg und umarmte mich.
»Na, dich sieht man ja schon lange nicht mehr.«
»Ich habe ein bisschen aufgelaufenen Urlaub genommen.«
»Ich muss mich noch bei dir bedanken, dass du es diesem Arschloch gezeigt hast.«
»Keine Ahnung, was du meinst.«
»In Ordnung, Nachricht erhalten«, schnurrte sie. »Wie ich sehe, ziehst du dich endlich wie ein ordentlicher Mann an.«
»Aperitif und Abendessen?«
»Und dann Nachtisch, wenn du willst. Aber alles nach Tarif.«
»Dann arbeitest du am Ende doch unter einem Chef.«
Sie nippte am Spritz. »Eine Agentur, kein Zuhälter. Sie nehmen ihre Prozente nur für die Begleitung in der Öffentlichkeit. Was ich im Bett verdiene, behalte ich ganz für mich.«
Ich betrachtete sie. Sie gefiel mir, wie immer, auch wenn zwei weitere Jahre Kokain ihre Spuren hinterlassen hatten. Sie fing an zu plaudern. Ich ließ sie gewähren. Ich brauchte Zeit, um zu begreifen, ob sie immer noch als Spitzel arbeitete.
Wir wechselten die Bar, bis sie Appetit bekam.
»Jetzt bringe ich dich an einen neuen Ort, der ist wirklich besonders … und teuer.«
»Mir reicht es, wenn es nicht einer von deinen Sniffer-Läden ist. Ich habe keine Lust auf Dealer um mich herum.«
»Nur die Ruhe. Es ist unfassbar gut besucht, aber man isst wirklich ausgezeichnet.«
Der Stil des Lokals war der einer
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