Banditenliebe
soll sie behalten.«
»Warum vertraust du ihr das an?«
»Morena ändert ihr Leben. Schluss mit Koks, Schluss mit Schwänzen.«
»Weiß sie das schon?«
»Noch nicht. Aber du weißt jetzt Bescheid. Bleib ihr von der Wäsche.«
Wir stiegen wieder ein und schwiegen auch auf der Rückfahrt. So war der schöne Bulle das Alleinsein also leid und hatte beschlossen, aus Morena eine ehrbare Frau zu machen. Keine schlechte Idee. Sie hatte das Verfallsalter erreicht. Noch ein paar Jahre, und ihre Kundenzahlen würden zurückgehen. In dem Job gewannen immer nur die Jungen.
Er brachte mich zum Bahnhof zurück, wo meine Freunde in einem japanischen Wagen mit ungewöhnlicher Linienführung warteten, schwarz mit getönten Scheiben. Ich setzte mich nach hinten und lachte. »Ist ja mal vollkommen unauffällig.«
Falls ich eines Tages zu meinem alten Leben zurückkehren könnte, würde ich als Erstes meinen guten alten Felicia aus Paolo Valentinis liebevollen Händen zurückholen.
»Ein Blick, und es war nichts mehr zu machen«, berichtete der Dicke. »Er hat nicht mal über den Preis gefeilscht und sogar so getan, als ob er glauben würde, dass er wirklich nur zweitausend Kilometer runter hat.«
Beniamino streichelte das Lenkrad. »Er ist wie eine kleinere Ausgabe der amerikanischen Wagen aus den Fünfzigern und Sechzigern.«
»Die in Chicago fuhren, voller tougher Jungs mit schwarz-weißen Schuhen, ein Maschinengewehr mit Trommelmagazin auf dem Schoß.«
»Die Autos aus den Filmen, als ich ein Junge war. Meisterwerke wie Im Zeichen des Bösen oder Asphalt-Dschungel . Vom ersten habe ich gelernt, mit den Bullen zu verhandeln, aus dem zweiten, wie man eine Beute nicht aufteilen darf.«
»Wollt ihr gar nicht wissen, wie es mit dem Bullen gelaufen ist?«
»Gut ist es gelaufen«, antwortete der alte Rossini. »Sonst hättest du nicht über den Wagen hergezogen.«
Ich sah aus dem Fenster und bemerkte, dass wir nicht zu Scanferla nach Hause fuhren. Als ich sah, dass wir mein altes Viertel erreichten, fragte ich, wo es hinging.
»Wir haben jetzt eine echte Wohnung«, antwortete Max. »Du kannst Rudy anrufen und ihm sagen, dass er wieder nach Hause kann.«
Eine Gruppe von Neubauten an einem Ort, wo früher Felder waren und ich mit anderen Jungs Fahrrad fuhr.
Die Wohnung war groß und voll eingerichtet. Jeder von uns hatte ein eigenes Zimmer.
»Sauschick«, lautete mein Kommentar.
»Die Wohnung dient sonst als Managerwohnung eines Großkonzerns. Sie kostet uns dasselbe wie ein Ferienhaus an der Costa Smeralda im August.«
Beniamino gab dem Trolley mit dem Geld einen Schubs. »Nicht meckern, Jungs. In meinem Alter brauche ich gewisse Bequemlichkeiten.«
Der Dicke hatte Hunger und schlug einen Teller Pasta vor. Ich half ihm am Herd. Rossini zog sich in sein Zimmer zurück, um mit Sylvie zu telefonieren. Er kehrte mit besorgtem Gesichtsausdruck zurück.
»Ich bin einfach nicht ruhig so weit weg von ihr«, sagte er und befühlte die Armbänder, die ihm vom Handgelenk hingen. »Wenn ich abends nicht bei ihr bin, geht sie nicht gern aus, aber eingeschlossen zu bleiben, tut ihr auch nicht gut.«
»Aber es ist doch immer jemand da, der sie beschützt.«
»Zwei absolut vertrauenswürdige Bodyguards begleiten sie überallhin. Der Ruf der Familie leidet nicht wenig darunter.«
»Was macht sie tagsüber, jetzt, wo sie nicht mehr tanzt?«
»Vormittags arbeitet sie in einem Frauenhaus. Einmal die Woche trifft sie einen Seelenklempner, dann machen wir zusammen Shopping, und abends gehe ich mit ihr in die besten Restaurants der Stadt. Aber das Problem ist die Nacht. Früher war das die Zeit, in der sie wirklich gelebt hat, jetzt ist es ein Albtraum, der nie endet.«
Max befüllte die Teller und bat mich, den Wein zu öffnen. Der alte Schmuggler blieb in seinen Gedanken gefangen. Er aß hastig ein paar Gabeln voll, bevor er weitersprach. »Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich mir sicher, dass es nicht helfen wird, eine Rechnung zu begleichen. Die Leute zu töten, die sie dorthin geschickt haben, wird an Sylvies Situation nichts ändern.«
»Vertrau darauf, die Zeit wird helfen.«
Er wedelte resigniert mit der Hand. »Sie wird nie wieder so wie früher. Sie ist nicht mehr meine Tänzerin. Diese Scheißkerle haben sie in Corenc kaputtgemacht. Und darum werde ich sie umbringen. Um eine Frau zu rächen, die es nicht mehr gibt.«
Mittwoch, 4. März 2009
In den Polizeipräsidien lief es nicht mehr so wie früher. Ein Beamter konnte
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