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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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auf den Tod vorzubereiten, weil er nach einem vermurksten Leben zumindest als tapferer Amerikaner sterben wollte.
    Sein Selbstwertgefühl wurde vom Imam jedoch nicht gerade gestärkt, der Mitchs Angst zu spüren schien und ihn wie ein verschüchtertes Kind mit einem väterlichen Lächeln bedachte. Auch die anderen Anwesenden, von denen Mitch einige als angesehene und einflußreiche Bürger Songai Koloks erkannte, versuchten, ihn durch Gesten zu beruhigen. Als klar war, daß Mitch nicht zur Tür rennen würde, nahm einer seiner jungen Wächter respektvoll neben dem Imam Platz.
    »Bitte verzeihen Sie uns, Mr. Turner«, hob der Imam an. »Aber wenn wir uns Ihnen auf eine andere Weise genähert hätten, wäre das gewissen Leuten sicher nicht entgangen, und wir wollten Ihr und unser Leben nicht in Gefahr bringen. Wir sind hier, um Ihnen zu helfen, und haben nicht vor, Ihnen etwas anzutun, doch wie Sie sehen werden, ist unsere Warnung nicht ganz uneigennützig.« Hüstelnd machte der Imam eine Geste, die sich in Mitchs Gehirn einbrannte: eine halbkreisförmige, horizontale Bewegung, als streichelte er eine Katze. »Mr. Turner, wir wissen, daß Sie für die CIA arbeiten und hier sind, um Moslems auszuspionieren, besonders Fanatiker aus Indonesien und Malaysia, die möglicherweise Al-Qaida oder einer anderen Terrororganisation angehören. Ihr Land geht dabei nicht besonders geschickt vor.« Er hob die Hand. »Meinen Sie wirklich, Ihre Anwesenheit sei den Moslems in Südostasien entgangen? Natürlich kauft Ihnen niemand die Geschichte ab, daß Sie für ein Telekommunikationsunternehmen arbeiten; Ihr Foto wurde bereits über die moslemischen Netzwerke verbreitet. Ahnen Sie, wie viele junge Fanatiker sich Ihrer liebend gern mittels eines Selbstmordattentats entledigen würden? Drei indonesische Splittergruppen sind unabhängig voneinander auf uns zugetreten, zwei davon mit Hauptquartier in Malaysia, dazu eine aus jungen thailändischen Moslems, die Ihre Präsenz verärgert. Einem intelligenten Mann wie Ihnen, Mr. Turner, brauche ich nicht zu erklären, welche Vorteile sich für Ihre Regierung aus einem permanenten Krieg gegen den Islam ergeben würden: Öl und Waffen. Amerika läßt sich doch viel leichter regieren und ausbeuten, wenn es sich im Kriegszustand befindet, nicht wahr? Das gilt für die ganze Welt.« Kurzes Schweigen. »Darf ich einen sehr klugen Amerikaner zitieren? Amerika ist ein Gigant, allerdings ein deformierter. Ja, Mr. Turner, Sie sind nicht die einzigen mit Zugang zu elektronischen Medien – die meisten Bauteile werden in Malaysia hergestellt, das sollten Sie nicht vergessen.«
    Nun schwieg der Imam ziemlich lange. Mitch Turner versuchte mittlerweile, sich über die Situation klar zu werden. Das Zitat stammte aus einer seiner E-Mails an einen engen Freund in den Staaten.
    »Wir wollen keinen Krieg, Mr. Turner«, fuhr der Imam fort. »Wir sind thailändische Bürger, aber auch Moslems. Ich muß Ihnen vermutlich nicht erklären, wie rücksichtslos thailändische Buddhisten sein können, wenn sie eine Gefahr für ihr Königreich wittern. Sollte man Sie hier unten im Süden ermorden, Mr. Turner, wird man Washingtons Schreie weltweit hören, und es wird gewaltigen Druck auf die thailändische Regierung geben, die bereits Mosleminternierungspläne entworfen hat für den Fall, daß die Sicherheitslage sich zuspitzt. Das wäre der Anfang vom Ende, nicht nur für uns, sondern für den Frieden in Südostasien. Aber darüber macht Ihre Regierung sich vermutlich nicht sonderlich viele Gedanken.« Kurzes Schweigen. »Wir möchten, daß Sie Songai Kolok verlassen, Mr. Turner. Wenn schon nicht, um Ihre eigene Haut zu retten, dann wenigstens uns zuliebe. Sie sind gläubiger Christ, nicht wahr? Dann wissen Sie sicher, wie große Wertschätzung der Islam Christus entgegenbringt. Bitte gehen Sie.«
    Und mit einem tiefen Blick in Mitch Turners Augen fügte er hinzu: »Verfolgen Sie Ihre Todessehnsucht in einem anderen Land, Mr. Turner. So werden vielleicht nur Sie selbst ihr Opfer, nicht die halbe Welt.«
    Nun erhob der Imam sich und durchquerte mit großer Würde den Raum, begleitet von den anderen. An der Tür sagte er: »Mr. Turner, die westliche Gesellschaft wird mit ihrer Unfähigkeit einzusehen, daß sie sich täuschen könnte, noch irgendwann die menschliche Zivilisation zerstören.«
    Jetzt war Mitch Turner allein. Unten in den Hütten rund ums Polizeirevier tobte das Leben. Er brauchte fast fünf Minuten,

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