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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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farang- Psyche , der das Leben nicht einfach so hinnehmen könne, wie es komme. Warum? Offenbar wolle er sie in eine Amerikanerin verwandeln, sie mit anderen Worten kolonisieren wie ein Entwicklungsland. Es treibe ihn zum Wahnsinn, daß sie sich gegen seine Versuche der psychischen Invasion wehre. Und schlimmer noch: Sie besitze den schärferen Verstand, denn selbst ohne Ausbildung gelinge es ihr, seine Stimmungsumschwünge zu deuten, während sie ihm ein Buch mit sieben Siegeln sei. Letztlich interessiere ihn ihre Persönlichkeit ohnehin nicht. Das sei verständlich – schließlich wolle er nicht über ihre Art, sich den Lebensunterhalt zu verdienen, nachdenken. Doch sie finde das lächerlich. Warum sei er um die halbe Welt gereist, um bei ihr zu sein, wenn er ein so großes Problem mit ihrer Tätigkeit habe? Das sei typisch für seine gespaltene Psyche: besessen von dem, was er haßte oder glaubte zu hassen, und besessen davon, sie in das zu verwandeln, was er meinte zu wollen, aber eigentlich verabscheute. Sobald es ihm gelänge, eine Amerikanerin aus ihr zu machen, würde sie ihn natürlich langweilen und anekeln. Er sei Christ, schloß sie ihre Ausführungen.
    Die alte Frau wußte nichts über Christen, dafür aber über verrückte Männer, egal, ob farangs oder nicht. Für Leute ihrer Generation aus der Region an der kambodschanischen Grenze gab es ein sicheres Heilmittel, das die farangs in ihrer Ignoranz auszurotten trachteten. Wenn man in diesem Teil der Welt unter Grippe oder Depressionen litt, sich betäuben oder auch nur die Suppe würzen wollte, verwendete man Mohn. »Versuch’s mit ein bißchen Opium«, riet die alte Frau Chanya daher. »Gib’s in seinen Wein oder sein Essen. Sobald er es zu schätzen gelernt hat, bringst du ihm bei, wie man’s raucht. Unter Opiumeinfluß ist man nicht aggressiv, und es verursacht auch keinen Kater und keine häßlichen Stimmungsumschwünge wie Alkohol.« Die alte Frau war einmal mit einem gewalttätigen Trinker verheiratet gewesen und hielt seitdem Alkohol für Teufelszeug, das verboten gehörte. In ihrem Laden fand man nicht einmal Bier. Sie verkaufte Chanya ein paar Gramm Opium und eine Pfeife, zeigte ihr, wie man damit umging und den Stoff aufbereitete, wenn man ihn in Wein geben wollte. Als Mitch das nächste Mal anrief, sagte sie ihm einen Besuch eine Woche später zu.
    Während der endlos langen Busfahrt nach Süden hatte sie ein flaues Gefühl im Magen und gab ihm die Schuld dafür. Wenn das Liebe war, hatte sie vielleicht schon genug davon. Sie fürchtete seine schlechte Stimmung, denn auch diesmal kam sie am frühen Morgen an.
    Ein unrasierter, erschöpfter Mitch mit müden Augen erwartete sie. Die Verschlechterung seines Zustands, die in so kurzer Zeit eingetreten war, machte ihr angst, aber immerhin begann er nicht sofort, an ihr herumzunörgeln. Im Gegenteil: Völlig überraschend entschuldigte er sich.
     
    Er gestand, am Vorabend zum erstenmal yaa-baa- Pillen ausprobiert zu haben. Nach einer Stunde sei er so erschreckt über ihre Wirkung gewesen (paranoide Gewaltphantasien, ein übermenschlicher Drang, aus dem Fenster zu springen), daß er sich eine Flasche billigen Thai-Whiskey gekauft und sie leer getrunken habe. Vermutlich sei der Whiskey seine Rettung gewesen, weil er sich übergeben mußte. Yaa baa und Alkohol vertrugen sich nicht, erklärte Chanya ihm. Er hätte sich umbringen können damit. Mitch, der sich, ungewöhnlich für einen Amerikaner, am Morgen nicht die Zähne geputzt hatte und deshalb aus dem Mund roch, reagierte mit einem gleichgültigen Achselzucken.
    »Na und. Ich komme mir sowieso vor wie ein Toter. Du machst mich kaputt. Keine Ahnung, wie und warum. Weißt du es, Chanya? Weil du die Amerikaner haßt? Hast du dich auf die Seite unserer Feinde geschlagen?«
    »Mitch!« rief Chanya entsetzt aus. »Ich gehe.«
    »Nein, nein, bitte, Schatz, ich hab’s nicht so gemeint. Das war ein amerikanischer Paranoiascherz. Bitte bleib. Wenn du gehst, bring ich mich um, das schwör ich.«
    Er kniete vor ihr, die Arme um ihre Knie geschlungen, als klammerte er sich an einen lebensrettenden Strohhalm. Das Opium in ihrer Handtasche fiel ihr ein. »Trink ein Glas Wein, Mitch. Beruhige dich. Meinst du, ich bin den weiten Weg hierher gekommen, um mit einem Wahnsinnigen zusammenzusein?«
    Sie beobachtete, wie er einen Schluck von dem mit Opium versetzten Wein nahm, und fragte sich, ob sie ihn am Ende tatsächlich kaputtmachte. Hatte sie ihm nicht das

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