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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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vielen Haifischen im Teich war man geradezu gezwungen, manchmal ein paar kleine Abkürzungen zu benützen, und dann saß einem die SEC im Nacken, wie jede Staatskontrolle etwas blöde, aber hartnäckig, und einen Papertrail hinterließ man immer, no chance, wenn’s wirklich blöd läuft, winkt der Knast.
    Das sollte man Binswanger mal alles vorführen, schloss Äbersold seinen Gedankengang ab. Aber vielleicht nicht am Jahrestreffen unserer Investmentbanker, besann sich Äbersold. Bei der letzten Sause in einem extra angemieteten Privatschloss in der Toskana war es ja wieder zu einer Orgie gekommen, gegen die das Rudelbumsen in »Eyes Wide Shut« wie das Unterhaltungsprogramm eines Nonnenchors wirkte. Dann doch lieber Opernball.
Fünfzig
    No risk, no fun, dachte Fritz Steiner, solche Kunden sind mit Fingerspitzengefühl zu behandeln. Er kannte den Typ, der konnte sich in keiner anständigen Großbank blicken lassen, unrasiert, Goldkette, riesiger Siegelring am Finger. Wollte zuerst mal Steiners persönlichen Steuerausweis sehen, da dort bei Einkommen und Vermögen eine blanke Null stand, hatte er zufrieden genickt und die Geschäftsbesprechung fortgesetzt.
    Steiner hatte ihn in den Sessel der Louis-XVI-Garnitur in dem repräsentativen Empfangsraum seiner Vermögensanlagenverwaltungs-AG an der Bahnhofstrasse in Zug komplimentiert, gar nicht erst gefragt, sondern gleich eine Flasche Krug aufmachen lassen. Nun zündeten sich beide gerade eine Montecristo Torpedo mit zwei goldenen Feuerzeugen an und beäugten sich wachsam. Das Gleiche taten auch Steiners Bodyguard und der seines Besuchers, beide standen sprungbereit in der Nähe der Türe, beide in dunklen Anzügen, die kaum die Muskelberge verbargen, beide eine Hand locker herunterbaumeln lassend und beide die andere Hand wie per Zufall in der Nähe des Revers.
    Nachdem die Zigarren brannten und Steiner seinem Gast zugeprostet und einen großen Schluck genommen hatte, eröffnete er die Partie: »Absolute Diskretion ist unser Geschäftsprinzip Nummer eins, persönliche Haftung Nummer zwei, denn ich möchte ja in Ruhe und ohne Bleivergiftung noch ein paar Flaschen von diesem ausgezeichneten Krug runterkippen.«
    Der Siegelringträger nickte und leerte sein Glas in einem Zug. Steiner schenkte ihm höflich nach, wobei er darauf achtete, keine zu schnelle Bewegung zu machen.
    »Sie hier kein Tonband?« Steiner wedelte missbilligend mit seiner Zigarre: »Sie wollen keine Spuren hinterlassen, ich auch nicht, kein Tonband, kein doppelter Boden, keine Tricks, nur Schweizer Geldwäsche vom Feinsten.«
    Der Siegelringträger nickte wieder und machte den zweiten Zug: »Cash kein Problem, in Dollar, was sind Konditionen?« Steiner tat so, als ob er darüber nachdenken müsste. »Cash kein Problem, Übergabe in Liechtenstein, Guernsey oder Panama«, sagte er dann, »Kommission all in fünfundzwanzig Prozent, Garantie, dass das Geld anschließend so weiß ist wie mein Hemd.«
    »Und wenn nicht?« Immer die gleichen Fragen, dachte Steiner, und trotz der gut funktionierenden Klimaanlage merkte er, wie er leicht zu transpirieren begann. »Wenn nicht, kriegt mein maßgeschneidertes und handgebügeltes Hemd vielleicht rote Flecken, und das wollen wir ja beide nicht, nicht wahr?«
    Der Siegelringträger ließ den Ansatz eines Lächelns über sein Gesicht huschen, und Steiner nahm erleichtert einen weiteren Schluck und schenkte beiden noch mal nach.
    »Habe auch Angebot fünfzehn Prozent«, gab der Kunde dann zu bedenken. Steiner spürte, dass er auf die Zielgerade einbiegen konnte: »Da gratuliere ich aber und hoffe für Sie, dass das dann nicht in Wirklichkeit hundert Prozent werden. Kam bei mir noch nie vor, sonst wären Sie ja nicht hier, und ich bin schon ein paar Jahre hier. Vielleicht können wir drüber reden, wenn Sie mal eine Zahl in den Raum stellen.«
    »Zwanzig pro Monat, kann sein mehr, kann nicht sein weniger.«
    Jackpot, dachte Steiner, wenn das stimmt, dann kann ich die Atmos dort drüben endlich bezahlen, und die ausstehenden Monatsmieten und die Raten für den geleasten Mercedes 600 und auch noch alle Lokalrechnungen, super. Und der Krug hier würde sich auch sofort nicht mehr so einsam fühlen.
    Steiner ließ sich aber von seinen kleinen Sorgen nichts anmerken und sagte: »Okay, bei zwanzig Tonnen pro Monat gehe ich ausnahmsweise auf zwanzig Prozent runter, nach den ersten sechs Monaten, und dann werfe ich noch eine Stiftung in Liechtenstein gratis rein, wo Sie jederzeit

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