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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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Zugriff auf sauberes Kapital haben. Zinsen ab Eingang an Sie, ein besseres Angebot finden Sie rund ums Matterhorn nirgends.«
    Der Siegelringrräger nahm einen tiefen Zug an der Zigarre, rieb mit zwei Fingern sein Ohrläppchen, dann hob er sein halbleeres Glas und sagte: »Sie mein Mann.« Steiner war sich nicht sicher, ob er das als frohe Botschaft oder als Drohung verstehen sollte.
Einundfünfzig
    »Keine Anrufe«, sagte Kuster, »nicht mal von Wladimir.«
    Denn jetzt war der Moment gekommen, der höchste Aufmerksamkeit und Konzentration verlangte. Immer einmal im Jahr überlegte sich Kuster nämlich, ob es bei seinem Personal Optimierungspotenzial gab. Natürlich nicht das in der Bank; an Müller, die Pfeife, hatte sich Kuster gewöhnt, außerdem bräuchte er da auch einen Presslufthammer, um den wegzukriegen, und wer dann als Ersatz käme, war ja auch nicht vorhersehbar.
    Nein, Kuster wollte sich um sein privates Personal kümmern. Fedora, seine portugiesische Putzfrau, war okay, sie polierte zweimal die Woche seine Loft auf Hochglanz, bügelte seine Hemden knitterfrei, füllte den Kühlschrank ordnungsgemäß auf, klaute nicht, machte nichts kaputt, konnte so bleiben.
    Pete, sein Personal Trainer, war auch okay, viermal die Woche gemeinsames Joggen, einmal Work-out mit allen Schikanen, außerdem genoss Kuster Vorzugskonditionen, kein Wunder, dank seinen Vermittlungen war Petes Terminkalender wohlgefüllt. Es gab ja genug reiche Säcke, die auch wie ein Sack aussahen und etwas dagegen unternehmen wollten. Tennislehrer? Hatte er bis zu seinem Tennisarm gehabt, Golflehrer war im beachtlichen Jahresbeitrag in Zollikon inbegriffen. Nichts zu machen.
    Ernesto, sein Fashion Consultant, nun, da könnte Handlungsbedarf bestehen, dachte Kuster. War manchmal wirklich zu affektiert schwul, und dass er gedeckte Farben, dazu ein weißes oder blaues Hemd brauchte und bei den Krawatten ja keine Experimente, schwarze Socken, in rahmengenähten Budapestern dazu, dezente Gürtelschnalle, also darauf käme Kuster eigentlich auch alleine. Ebenso, dass er für casual mit Lacoste plus dezente Markenjeans, höchstens hellbeige Schuhe, gut bedient war, das wusste er nun auch schon seit Jahren.
    Und die Bemerkung zu einem Kunden, dass er nie ohne Begleitung einkaufe, die könnte er ja weiterhin machen. Kostete auch jedes Mal einen Tausender, bloß damit Ernesto bei Grieder ein paarmal wohlwollend nickte und ein paar Mal missbilligend den Kopf schüttelte. Okay, dachte Kuster, Ernesto ist gestrichen, was mache ich mit dem frei werdenden Budget? Vielleicht mal wieder den Innenarchitekten kommen lassen? Wäre eine Option, das letzte Mal hatte er seine Loft vor drei Jahren neu durchstylen lassen, Leitmotiv Granit, dazu japanische Federzeichnungen an den Wänden, von diskreten Spots beleuchtet, keine Teppiche, vorherrschende Möbelfarbe Grau, sah eigentlich immer noch ziemlich gut aus, hatte sich auch schon bei ein paar Privatempfängen für besonders wichtige Kunden bewährt, also eigentlich gab es da keinen dringenden Grund, etwas zu unternehmen.
    Das wächst sich ja zu einem echten Problem aus, stöhnte Kuster, vielleicht sollte ich Ernesto doch behalten, man hat dann schließlich ein ganz anderes Standing, wenn man eine Kleiderboutique betritt. Andererseits geht er mir wirklich langsam auf den Keks, dachte Kuster und öffnete den obersten Knopf seines hellblauen Hemdes und lockerte die dezent gestreifte Krawatte. Gärtner brauche ich auch keinen, mangels Garten, rasieren und anziehen kann ich mich auch alleine, Chauffeur ist gaga, für die zehnmal im Jahr, wo ich zu Hause esse, brauche ich keinen Koch, allen organisatorischen Privatkrempel erledigt Müller nebenbei, also es kann doch nicht sein, dass ein Zürcher Privatbanker keinen Personalbedarf hat, da muss es eine Lösung geben.
    Kuster massierte sich nachdenklich den Nacken, und da kam ihm endlich die rettende Idee. »Ja natürlich«, sagte er zufrieden, »wieso bin ich da nicht schon eher drauf gekommen?«
    Beschwingt tippte er auf die Gegensprechanlage: »Müller, hier Problem, Sie lösen: Ich brauche einen Masseur, oder vielleicht eine Masseurin. Nein, Müller, also wirklich, Nackenmassage, Ganzkörper, Hot Stone oder wie das Zeugs heißt, vielleicht auch mal eine Gesichtsmaske, so was. Bei mir zu Hause, sagen wir zweimal die Woche, Sie übernehmen die Terminkoordination. Aber hoppla, wenn’s geht, danke.«
    Kuster lehnte sich befriedigt zurück. Da sieht man es mal wieder,

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