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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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Steiner, als er seinen Mercedes 600 die Auffahrt zum Giardino in Ascona hinauflenkte. Heute Abend kleine Russensause, Kaviar, Champagner, blonde Nutten. Großartig. Alles reserviert auf seine Vermögensverwaltungs AG, tadellos. Irgendwann würde Steiner sicher auch in der Lage sein, die Rechnung zu bezahlen, aber er hatte sich daran gewöhnt, nicht an solche Peanuts zu denken. Vorfreudig leckte er sich über die Lippen, stellte den Motor ab und blieb noch einen Moment gedankenversunken hinter dem Steuer sitzen. Ist doch alles ganz einfach, dachte er, man braucht nicht mehr als einen netten, repräsentativen Empfangsraum an der Bahnhofstrasse in Zug, ein hübsch möbliertes Backoffice mit mindestens zwei attraktiven Empfangsdohlen in der Nähe, ein großartiges Verwaltungszentrum, in das man bei Bedarf ein paar Wichtigtuer vor geleaste Computerbildschirme setzen konnte, auf denen Bloomberg und der ganze Schrott flimmerte. Dann noch einen Verwaltungsausschuss in London, der nur in seiner Fantasie existierte, aber angeblich Tag und Nacht die großen strategischen Anlageentscheidungen traf. Bedauerlicherweise führten diese Entscheidungen gelegentlich zu massiven Umschichtungen in den verwalteten Vermögen, aber das machte auch Sinn, denn schließlich musste Steiner ja immer wieder nach Liechtenstein, um seine Brusttasche mit mindestens zweihundert Tausendernoten zu füllen. Überall gab man ihm ja nicht Kredit, und so dumm, Kreditkarten zu benützen oder irgendetwas selbst zu unterschreiben, nein, so dumm war Steiner natürlich nicht.
    Was sonst noch, dachte Steiner. Ach ja, ein paar Markenzeichen, Breguet am Handgelenk, Cartier-Manschettenknöpfe, ein gut geöltes Mundwerk, vollendete Umgangsformen, wenn es sein musste, genügend primitive Sprüche, wenn der Abend später wurde, dazu noch eine stabile Leber, das war’s dann eigentlich schon.
    Na, nicht ganz, führte Steiner den Gedankengang weiter, ein Anwalt, der immer knapp davor ist, seine Zulassung zu verlieren, einen vertrauenswürdigen Bodyguard, mindestens eine Assistentin, die weiß, wann der richtige Moment ist, ein paar Unterlagen zu schreddern, ohne dass man ihr das extra sagen musste, eben ein dicker Mercedes in seriösem Dunkelgrau, dann noch eine Bank, auf der man über den Anwalt genügend Konten einrichten durfte, ohne dass zu viele Fragen gestellt wurden – mehr war da wirklich nicht.
    Und dann etwas die Trommel schlagen – »Gehen Sie nicht zu einer Großbank, womit baut die sich wohl ihre Paläste, bei uns ist Ihr Geld genauso sicher, nur kriegen Sie mehr Profite«. Und als Sahnehäubchen dann die Weigerung, irgendeine Zahl in den Raum zu setzen, aber verschwörerisch darauf hinzuweisen, dass man in den letzten Jahren eigentlich nie weniger als zwanzig Prozent Gewinn an die Kunden weitergegeben habe, dann konnte man eigentlich immer die Papiere aus der Schublade ziehen, »Wenn Sie hier bitte unterzeichen wollten, Sie können es sich aber auch gerne in aller Ruhe durchlesen. Nein, mitnehmen können Sie es leider nicht, strikte Vertraulichkeit muss da vorgesetzt werden, und vor der Unterzeichnung, Sie verstehen.« Und dann leerten selbst Pfarrer die Opferstöcke der Kirchen, um die Kollekte Steiner anzuvertrauen, der es sogar fertigbrachte, dabei fromm dreinzuschauen.
    Steiner wuchtete sich aus dem Mercedes, aber das ist ja noch gar nichts gegen die Russkis, kicherte er, die schieben ganze Geldberge hinüber, immer wieder, und eines Tages kann man dann lesen, dass es sie auf den unsicheren Straßen Moskaus erwischt hatte; Verkehrsunfall, Kopfschuss, zwanzig Messerstiche, erwürgt, geköpft, in einen Betonmischer gefallen, vom Balkon gestürzt, es gab nichts, was es nicht gab. Genauso wie es das Geld in Steiners Fleischtöpfen nicht mehr gab.
    »Na«, rieb sich Steiner die Hände, »dann wollen wir doch mal sehen, wie viele von den Russkis heute Abend nächsten Monat noch mitfeiern, mit Verlusten muss immer gerechnet werden.«
Vierundfünfzig
    »Das ist ja wirklich nicht zu fassen«, schäumte Kuster, »das darf ja nun wirklich nicht wahr sein. Wer sind wir denn eigentlich?« Er war gerade von einem »internal meeting, confidential, no notes« zurückgekommen. Einladung per interne Post, Paper war zum Meeting mitzubringen und wurde dort eingesammelt und anschließend geschreddert.
    Das war eigentlich nichts Ungewöhnliches, so etwas gab es immer mal wieder. Entweder wurde an solchen Meetings bekanntgegeben, dass es ab morgen einen neuen CEO gab, dass

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