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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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verblüfft.
    »Kleiner Scherz, Sie Liechtensteiner Großbanker, wir werden uns schon finden, keine Sorge.«
    Immer dieser deutsche Humor, dachte Hinderli, dann befolgte er die letzte Regel im Gesprächsmanual und drückte auf einen Durchwahlknopf: »Ja, hier Hinderli, guten Morgen. Ich bräuchte für übermorgen um halb sieben einen neutralen Wagen mit Schweizer Nummernschild, richtig, Reiseroute Vaduz-Stuttgart und zurück, nein, ich werde wohl über Bregenz fahren. Selbstverständlich nehme ich keine schriftlichen Unterlagen mit, ich bin doch nicht blöd.«
    Also wirklich, dachte Hinderli, da habe ich schon anderes durchgestanden. Und so nahm das Unheil seinen Lauf.
Siebzig
    Kuster war etwas in weinerlicher Stimmung. Das passierte ihm äußerst selten. Normalerweise hatte er seinen Gefühlshaushalt, nicht zuletzt dank ausgiebigem Einsatz modernster Psychopharmaka, bestens im Griff. Aber manchmal wagte sich seine Seele durch den Teflonpanzer, an dem sonst immer alles abtropfte, genauso wie an seinem verbindlichen Bankerlächeln, das auch übelste Kundenbeschimpfungen und ausufernde Sauforgien unbeschadet überstand.
    Vielleicht lag es daran, dass er einen der wenigen einsamen Abende in seiner herrlichen Loft mit Blick über den Zürichsee verbrachte. Ein Kunde hatte seinen Besuch inklusive Abendessen in der »Juwelenhalle« kurzfristig abgesagt, dummerweise hatte dessen Gattin die fahrlässig im Schreibtisch aufbewahrten Bankunterlagen gesichtet, und die Höhe des Notgroschens in der Schweiz hatte sie sogar weniger echauffiert als ein paar peinliche Abbuchungen von Escortservices in Madrid, New York und Singapur. Da war nun Feuer im Dach, das Wort Scheidung schwebte im Raum, verbunden mit üblen finanziellen Drohungen, und das Problem hatte natürlich Vorrang vor einem lustigen Essen mit Kuster und anschließendem Escort-Service in Zürich.
    Zuerst war Kuster ja noch froh gewesen, das ersparte ihm sterbenslangweilige Schilderungen der Unterschiede der verschiedenen Kurzzeitbegleiterinnen seines Kunden, bis hinein in die widerlichsten anatomischen Details und Erkenntnisse wie, dass asiatische Nutten Analverkehr weniger ablehnend gegenüberstanden als amerikanische, während Schlitzaugen, wie sein Kunde sich auszudrücken beliebte, Natursektveranstaltungen nur gegen massiven Aufpreis durchführten.
    Aber jetzt, als Kuster in der gerade neu angeschafften obereleganten Rattanchaiselongue auf seiner Terrasse lag, einen perfekt dekantierten Cheval Blanc 1964 in der Kristallkaraffe neben dem Privathandy auf das Beistelltischlein drapiert, kam ihm das heulende Elend, obwohl er gerade vor zehn Minuten nochmals zwei Stimmungsaufheller und einen Stabilisator aus seinem gutbestückten Medikamentenschrank eingeworfen hatte. Koksen war seine Sache nicht, schließlich war er kein Investmentbanker, aber eigentlich bin ich doch auch nichts anderes als ein Escort-Service, dachte Kuster melancholisch. Bloß werde ich von den Kunden nicht gefickt, weder anal noch sonst wie. Aber mich kann man nachts um drei anrufen, wenn die Daunendecke im Dolder kratzt und der Zimmerservice keine bessere anbieten kann, mir kann man befehlen, den vergessenen Kindergeburtstag auszurichten, aber pronto bitte, mit Weltklasseclown, Sprüngli-Glacé und als Überraschung eine Gokart-Bahn im Garten, aber bitte mit Schumacher als Vorfahrer.
    Das ginge ja alles noch, Kuster nahm einen viel zu großen Schluck vom Cheval Blanc, aber dann immer das ewig gleiche Geklöne über unverschämte Steuern, unverschämte Bedienstete, unverschämte Ehefrauen, unverschämte Banker, arbeitsscheue Schwarze, arbeitsscheue Schlitzaugen, arbeitsscheue Latinos, arbeitsscheue Geliebte.
    Und dann diese ewig gleichen Triumphgesänge, alle anderen sind Deppen, müssen geradezu über den Tisch gezogen werden, an die Wand geklatscht, in den Boden gestampft, eingemacht, abgesägt, weggehauen, niedergemäht. Eigentlich lastet ja das Gewicht der ganzen Welt auf den Schultern dieser Egobolzen, ohne ihren unermüdlichen Einsatz ginge ja alles den Bach runter, Kuster nahm schon wieder einen zu großen Schluck, und dann dieser Neid, nur weil sie sich nach diesen übermenschlichen Anstrengungen auch mal erholen mussten, auf ihren Yachten, in ihren Penthäusern, Ferienvillen, und natürlich braucht man einen Privatjet, wie käme man denn sonst vom Meeting in New York rechtzeitig zum Abschlag auf dem Golfplatz in Thailand?
    Aber eigentlich, drang Kuster in den finstersten Winkel seiner Seele

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