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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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drauskommt und dessen Sinn es ja letztlich ist, immer mal wieder etwas Bewegung in die Anlagestruktur des Depots zu bringen und damit hübsche Verwaltungsgebühren zu generieren, die ja wiederum zu einem hübschen Teil unserer Privatvermögen alimentieren.
    Und das Schönste ist, kicherte Äbersold, dass ja die meisten von uns sogenannten Private Bankers von internationalen Finanzanlagen, Vermögensverwaltung und Anlagestrategie ungefähr so viel Ahnung haben wie die Oma von einem Bankomaten.
    Äbersold griff zum Telefonhörer: »Herr Künzli, was kann ich heute für Sie tun? Haben Sie meine neusten Anlageempfehlungen schon studiert? Im Zusammenhang mit unserem neuen Core-Satellite-Modell sehe ich da sehr lukrative Perspektiven für Sie.«
Achtundsechzig
    Der Anwalt überprüfte zum x-ten Mal, ob seine Knarre durchgeladen und entsichert war, dann schaute er wieder auf die Atmos-Uhr im repräsentativen Empfangsraum der Vermögensverwaltungs-AG an der Bahnhofstrasse in Zug, deren VR-Präsident er war.
    Steiner war noch nie pünktlich gewesen, aber jetzt war es bereits vierzehn Uhr, und um Punkt zwölf waren sie verabredet gewesen, damit man mit einer Tonne die schlimmsten Löcher stopfen konnte, die die ganze schöne Zuger Geldwaschmaschine langsam, aber sicher unter Wasser drückten. Steiner wechselte fast wöchentlich seine Handynummer, da machte es gar keinen Sinn, einen Versuch zu starten. Also rief der Anwalt das Backoffice in einem weniger repräsentativen Industrieviertel von Zug an.
    »Alice«, fragte er Steiners persönliche Assistentin und sicherlich einiges mehr, »was von Steiner gehört?«
    »Nur, dass er unterwegs nach Vaduz sei, das war aber schon gestern Abend. Aber du weißt ja, wie er es mit der Pünktlichkeit hält.«
    Beim Anwalt schrillten sämtliche Alarmsirenen. Er dachte noch einen Moment nach, aber da gab es keine andere Erklärung: »Okay, Alice, ich werde dir jetzt mal etwas sagen. Du kannst das machen oder auch lassen, und ich sage es nur ein Mal. Du fährst jetzt zum nächsten Geschäft und besorgst dir die zwei größten Papiershredder, die gerade an Lager sind. Und dann rübelst du zuerst alle Unterlagen, die im großen Safe liegen, anschließend alles, was in der Kundenablage ist, und dann sämtliche Korrespondenz. Lass dir von Susi dabei helfen, zu zweit solltet ihr das bis morgen früh geschafft haben. Dann räumst du hier an der Bahnhofstrasse alles ab, was einigermaßen von Wert ist, kommst morgen ins Büro, als wäre nichts gewesen, und gibst dann bei der Polizei eine Vermisstenanzeige auf. Und vergiss nicht, vorher alle Schreddermaschinen und die Papierschnitzel verschwinden zu lassen. Wenn dann das Büro durchsucht wird, weißt du von nichts, weil nur Steiner selbst die Schlüssel zum Safe, der Kundenkartei und allen Unterlagen hat, am besten brichst du auch noch in Tränen aus, wie du das vor hysterischen Kunden, die sofort ihre Kohle zurückhaben wollen, auch immer so toll hingekriegt hast. Alles klar?«
    »So schlimm«, fragte Alice nur.
    »Schlimmer«, sagte der Anwalt, »aus die Maus.«
    »Und die diversen Konten?«
    »Da rufe ich gleich als Nächstes an, aber ich kann mir schon vorstellen, wie die Antwort ist«, sagte der Anwalt, und da sollte er sich nicht täuschen.
    »Und was wird dann aus mir?«, fragte Alice noch.
    »Nun«, sagte der Anwalt, »die persönlichen Kredite, die Steiner dir gegeben hat, da rübelst du natürlich die Schuldbriefe als Erstes, die ganzen Ringe und Ketten kannst du auch behalten, die Rolex, die Cartier und die anderen Uhren auch, meinst du, das wüsste ich nicht, damit hast du doch ein hübsches Startkapital.«
    Kurze Pause, dann fragte Alice: »Und du?«
    »Ich fahre jetzt in meine Kanzlei und mache das Gleiche wie du, das war’s dann. Mach’s gut.«
    Der Anwalt legte den Hörer auf. Okay, es waren fünf schöne Jahre gewesen, aber jetzt war der Moment für seinen Plan B gekommen. In seiner Kanzlei gab es überhaupt nichts zu schreddern, das hatte er schon immer sofort getan. Wenn er als VR-Präsident gewusst hätte, wozu Steiner seinen guten Namen und seine Anwaltsehre missbraucht hatte, menschlich enttäuscht, unfassbar, immer nach Treu und Glauben gehandelt, niemals Unregelmäßigkeiten bemerkt, bereitete der Anwalt bereits seine Verteidigungsrede vor, damit sollte er durchkommen. Außer, dachte der Anwalt, er hatte im Vollsuff mal was unterschrieben, an das er sich nicht mehr erinnerte, aber das musste er abwarten.
    Dann schraubte er die

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