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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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Harddisk aus seinem Notebook, denn er hatte immer darauf geachtet, nur hier Spuren zu hinterlassen, die würde er dann am Abend an einer ruhigen Stelle in den See schmeißen. Das war’s dann, dachte er nochmals, schaute sich kurz um, warf einen bedauernden Blick auf die Atmos, aber das war ihm dann doch zu heiß.
    Außerdem hatte er einen viel besseren Plan, und richtig, nachdem das Gewitter, Blitz und Donner und das große Geschrei an ihm vorbeigezogen waren, erlebte der Anwalt seine Wiedergeburt. Als Präsident des Vereins der Geschädigten von Steiners Vermögensverwaltungs-AG. Deren ehemaliger Besitzer dem Vernehmen nach das letzte Mal in Brasilien gesichtet worden sein soll.
Neunundsechzig
    Alfons Hinderli war sich eigentlich sicher gewesen, dass es schlimmer nicht mehr kommen konnte. Ein irrer Russe, der Hinderlis Vorgänger in die andere Welt befördert, auch ihn mit dem Tod bedroht hatte und dann selbst gestorben war, nur um wieder aufzuerstehen. Hinderli hätte nie gedacht, dass ein Job als Kundenberater bei der Fürstlichen Effektenbank in Vaduz so aufreibend sein könnte. Aber statt dass endlich wieder Ruhe einkehrte, nun das.
    Hinderli sah schon wieder das rote Lämpchen an seinem Telefon blinken, warf dem Ölschinken aus der fürstlichen Sammlung an der Wand einen hilfesuchenden Blick zu und nahm ab: »Hinderli, Fürschtliche Effektenbank, Grüezi.«
    »Tach, Franke hier, selber Grüezi. Identifikation Ehre und Treue 18.« Schon wieder 18, dachte Hinderli, während er die Identifikation überprüfte, der erste und der achte Buchstabe im Alphabet, für Adolf Hitler, dass es in Deutschland noch dermaßen viele Nazis gibt.
    Aber das sagte er natürlich nicht: »Identifikation positiv, Herr Franke«, und dabei ließ er das k schön krachen, »was kann ich für Sie tun?«
    »Mir mal erklären, wieso bei Ihnen eigentlich das Bankgeheimnis löchriger ist als ein Emmentaler, verdammt noch mal, wieso veröffentlichen Sie eigentlich die Listen der Kontenbesitzer nicht einmal wöchentlich in Ihrem Lokalblättchen?«
    Hinderli war sich fast sicher gewesen, dass es darum ging, aber da hatte die Fürstliche Effektenbank eine saubere Verteidigungslinie aufgebaut: »Dieser kriminelle und äußerst bedauerliche Vorgang betrifft aber nicht uns, sondern die Ländlebank, Herr Franke, und …«
    »Ich heiße Franke und nicht Frankche«, dröhnte es aus dem Hörer, »und bei euch Deppenbankern sind ja vor Kurzem fast zehnmal so viele Kundendaten abhanden gekommen. Aber wie auch immer, ich erwarte jetzt klare Ansagen, wie Sie verhindern wollen, dass bei mir demnächst in aller Herrgottsfrühe die deutsche Steuerfahndung vor der Türe steht.«
    Na, mit Gottvertrauen natürlich, dachte Hinderli fromm, aber das druckfrisch auf seinem Schreibtisch gelandete Gesprächsmanual sah etwas anderes vor: »Unsere internen Abklärungen haben bislang ergeben, dass Ihre Stiftung von dem verbrecherischen Datendiebstahl in unserer Bank nicht betroffen ist, Herr Franke«, diesmal ließ Hinderli folgsam das ch weg, »daher würde ich an Ihrer Stelle …«
    »Sie sind aber nicht an meiner Stelle«, unterbrach ihn Franke giftig, »also, was haben Sie anzubieten?«
    Hinderli blätterte im Manual auf Seite zwei weiter: »Ich könnte Ihnen da unter Umständen einige Alternativen aufzeigen«, sagte er vorsichtig, denn den Deutschen konnte man ja inzwischen alles, inklusive Telefonabhören, zutrauen. »Das würde ich aber gerne in einem persönlichen Gespräch vortragen, vielleicht bei Ihnen in Stuttgart vor Ort, wenn Ihnen das recht wäre.«
    »Okay«, sagte Franke, »das zeigt immerhin, dass Sie den Hintern hinten hochkriegen, aber natürlich auf keinen Fall bei mir und erst recht nicht in meiner Firma. Wie wäre es im Café am Schlossgarten, am besten übermorgen um zehn?«
    Hinderli konsultierte kurz seinen Terminkalender, Vaduz-Stuttgart, das waren rund drei Stunden Autofahrt, dazu noch eine halbe Stunde Reserve, da müsste er um halb sieben losfahren. Franke hatte zwar nur sieben Mio Euros in einer Stiftung parkiert, aber das Manual hatte auch da klare Vorschriften, ab zwei Mio galt persönliche Alternativberatung, auch vor Ort, also führte da wohl kein Weg dran vorbei: »Selbstverständlich, Herr Franke, um zehn im Café Schlossgarten, mich erkennen Sie an der FAZ, die ich mir unter den Arm geklemmt halte.«
    »Sehr originell«, sagte Franke, »und ich hänge mir eine Kuhglocke um den Hals.«
    »Wie bitte?«, fragte Hinderli

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