Bank, Zsuzsa
Atelier gefüllt hatte, aus einer Tonne hinter dem Haus,
die Karl ihr gezeigt hatte, weil auch er wollte, dass seine Mutter ihre
Nachmittage nicht vor ihrem Fenster, sondern in Jakobs Nähe verbrachte, und
wenn sie nur mit dem Rücken zu den großen weißen Tischplatten saß und keinen
Schluck von dem Tee trank, den Jakob hinter Glasbausteinen kochte und auf einem
Holztablett brachte, auf das er neben Kandis und Honig ein Foto legte, das er
gerade entwickelt hatte und von dem er glaubte, es könne ihr gefallen. Jakob
ließ ihr Zeit, er hielt Abstand, sprach kaum und stellte wenige Fragen, und es
schien ihn nicht zu ärgern, wenn Ellen selbst darauf nicht antwortete und sich
nie zu ihm drehte, sondern weiter mit den Fingern in ihren blonden Strähnen
spielte und zwischen den schwarzen Fenstersprossen hinausschaute, als habe sie
Angst, Évi zu verpassen, wenn sie mit vollen Tüten zurückkehren würde. Wenn ich
Ellen im Atelier entdeckte, sah sie aus, als säße sie dort, um sich
aufzuwärmen, um der Kälte des Winters und seinem Regen zu entfliehen, als habe
sie nur einen Unterschlupf gesucht, um ihren nassen Mantel abzulegen, um ihr
Haar zu trocknen, und Jakob habe es ihr nicht abschlagen wollen.
Jakob schien ohne Blessuren zu
sein. Neben Karl und Ellen mit ihren hellen Augen, ihrem Blick, der zwei
Falten zwischen ihre Brauen gezogen hatte, dem Schatten, der nicht von ihnen
weichen wollte und den sie so sichtbar herumtrugen, sah Jakob aus wie ein
Junge, der zu schnell gewachsen war. Schon wie er Fotos auf die großen Tischplatten
legte und als Bildergeschichten ausbreitete, in denen Ellen sich sofort hätte
erkennen können, hätte sie sich nur einmal umgedreht und geschaut, auf den
Reigen ihrer Augen und Hände, ihrer Haare, Knöchel und Füße in Sandalen, die
Jakob damals aufgenommen hatte, ohne dass es Ellen bemerkt gehabt hätte. Jakob
hatte sich die Bilder, die nur Ausschnitte von Ellen zeigten, früher oft angesehen,
so viel hatte er uns verraten, nicht nur, wenn er etwas gesucht hatte und in
den Fächern und Schubladen zufällig auf sie gestoßen war. Aber immer hatte
etwas gefehlt, wenn er sie aneinandergelegt hatte, um seiner Erinnerung zu
helfen und ein Gesicht zusammenzufügen, das er nicht bereit war zu vergessen.
Über Jahre hatte er ein Mosaik daraus zu legen versucht, für das er nicht alle
Teile besessen hatte, das er aber jetzt vollenden konnte, seit Ellens Sohn auf
seinen Streifzügen durch die Nacht über die schmalen Gassen in seinen Hof
gefunden hatte.
Kurz nach Neujahr, das Ellen mit
niemandem gefeiert und wahrscheinlich nur bemerkt hatte, weil Évi an ihre Tür
geklopft, einen Teller mit Krapfen in die Küche gestellt und ein gutes neues
Jahr gewünscht hatte, an einem Abend in Heidelberg, an dem die Lichter im Hof
ausgefallen waren und Ellen nur sich selbst im Fenster hatte sehen können,
drehte sie sich zum ersten Mal zu Jakob. Auf dem Stuhl mit den breiten
Armlehnen drehte sie sich zu ihm, mit einer schnellen Bewegung, wie Jakob uns
später erzählte, als sei ihr beim Blick in die plötzliche Dämmerung eingefallen,
dass man sich auf dem Stuhl auch drehen könne, während sie darauf gewartet
habe, dass Évi mit Tüten beladen zurückkommen würde, in denen sie weder
Mandelmus noch Rosenwasser, sondern altes Papier trug. Zum ersten Mal schaute
sie auf die Bilder, die Jakob hinter ihr ausgebreitet hatte, wie er es immer
tat, sobald Évi und Ellen in der Tür standen. Später sagte Ellen, sie habe sich
sofort in den Bildern erkannt und ihren Blick abgewendet, die winzigen
Ausschnitte aus der Vergangenheit hätten sie geängstigt. Trotzdem hatte Jakob
etwas in ihr angestoßen und aufgeweckt, so viel begriffen wir schnell, schon
mit seiner Art, Abzüge durchzusehen, Bilder zu rahmen und zu hängen, die Linsen
mit einem hellen Tuch zu säubern und die Kanne mit schwarzem Tee wegzustellen,
ohne dass Ellen davon genommen hätte. Etwas geschah mit ihr, jeder konnte es
sehen, nicht nur Aja, Karl und ich, jetzt, da sie anfing, sich im Fensterglas
zu betrachten, an den kleinen Geschäften rund um den großen Platz und am
Fotoladen, wenn sie vorbeiging und Évi zuschauen konnte, wenn Ellen ihren langen
weißen Hals streckte, wenn sie über den Kunstfellkragen strich und den schmalen
Gürtel auf ihrer Taille fester zog. Karl fiel es an den Wochenenden auf, wenn
er in Kirchblüt war und Ellens Blick am Nachmittag, sobald es dunkel wurde, in
der Fensterscheibe nicht mehr nach dem Schilf suchte, sondern
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