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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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ums Haus gebunden und fest daran gezogen. Nur der Garten war unverändert,
mit seinen Birnbäumen, Zigis schwarzen und roten Johannisbeeren, die in diesen
Tagen des Sommers reiften. Wir konnten Évi nicht sehen, vielleicht saß sie am
Tisch und legte die Stofftaschentücher mit den Stickrosen zusammen, in ihrer
stillen Küche ohne Telefon, das sie nicht haben wollte, selbst wenn Karls Vater
eine Leitung hätte legen können, weil es zu teuer sei und sie mit Zigi nie mehr
als drei Sätze würde reden können und kein Telefon brauche, um ein Gespräch zu
beenden, kaum dass es begonnen habe.
    Etwas löste sich von uns, als wir
über die Felder schauten und Évis Haus winzig aussah und fern, wie hinter
Folie, als sich in ihrem Garten nichts zu regen schien, obwohl wir den
Sommerwind auf unseren Armen spüren konnten. Wir würden weggehen von hier, so
viel wussten wir, wir würden uns umdrehen, an der Mauer entlanglaufen, zur
Brücke über den Klatschmohn, und weggehen. So wie wir uns als Kinder keinen
anderen Ort als Kirchblüt, keine andere Welt als diese hatten vorstellen
können, würden wir uns jetzt von ihr wegdrehen und es so machen, wie Évi und
Zigi es Jahre zuvor gemacht hatten, als sie Landkarten in die Luft geworfen,
blind mit einem Finger darauf gezeigt hatten und ohne Furcht losgezogen waren.
Wir waren von unseren Linden geklettert, hatten die staubigen Wege verlassen
und den hohen Mais ein letztes Mal mit unseren Armen gestreift. Wir brauchten
mir noch unsere Mütter abzupflücken, die wie Kletten an den Stoffen unserer
Kleider hafteten, uns die Augen zuzuhalten und ohne Gewicht ins Leben zu
springen. Wir hatten keine Angst davor, und dass es so war, hatte mit Évi und
meiner Mutter zu tun, sie hatten uns über die Jahre beigebracht, keine Angst
davor haben zu müssen, auch wenn wir es nie zugegeben hätten, damals schon gar
nicht. Jetzt, da wir Évis Garten hinter uns lassen würden, über dem der Mond
anders stand, kam mir der Gedanke, dass es immer Évi gewesen war, die mir gefallen
hatte, ich hatte zu Aja gewollt, um Évi sehen zu können, wenn sie die Stufen
hoch zum Fliegengitter gegangen und der Saum ihres Kleides mitgeschwungen war,
wenn sie sich zu uns gebeugt hatte und zwei Strähnen in ihre Stirn gefallen
waren, wenn sie ein großes Tuch zwischen die Bäume und aus den Enden Schleifen
gebunden, wenn sie Karls Vater durchs Fenster zugerufen hatte, es ist Zeit
loszufahren. Nie hatte ich mich an den Dingen gestört, an denen sich andere
gestört hatten, auch nicht daran, dass Évis Beine ein bisschen aussahen wie
Spazierstöcke und sie kaum besser lesen konnte als wir damals, als wir gerade
damit angefangen hatten.
    Évi wusste, wir würden uns von ihr
entfernen, wir hatten nichts sagen müssen. Sie hatte ihre Ahnung zerstreuen
wollen, hatte sie im Frühling noch mit Händen zu verscheuchen gesucht, aber es
war ihr nicht gelungen, nicht in ihrem geschrumpften Haus und nicht auf ihren
Wegen durch Kirchblüt. Als wir im Juli Kirschen von den Bäumen pflückten, in
Plastikeimer warfen und später auf der Bank saßen, die Karls Vater gebaut und
unters Küchenfenster gestellt hatte, damit Évi so vor ihrem Haus sitzen konnte,
wusste sie es schon. Obwohl es ihr sein musste, als stürze sie nach Jahren noch
einmal von einer Kuppel, diesmal ohne Seil, das an ihrem Rücken festgehakt war,
strengte sie sich an, sich mit uns zu freuen, als sie aufstand, um zwischen
Maulwurfshügeln durchs Gras zu gehen, und Karl einen Stuhl heranzog, damit sie
sich wieder setzte. Es würde dauern, sagte sie, sich mit dem Gedanken
anzufreunden, wir könnten an einem anderen, an einem fernen Ort und nicht in
ihrer Nähe sein, wir würden an den Wochenenden nicht nach Kirchblüt kommen, sie
würde Aja in den Ferien nicht mehr am Krankenhaus abholen, nach Hause begleiten
und am Wegrand mit ihr Räder gegen die Müdigkeit schlagen. Sie würde sich in
einen Bus setzen und einen Tag und eine Nacht fahren müssen, um Aja sehen zu
können. So weit würde sie ihre Arme nie ausstrecken können, sagte Évi, nicht in
Zigis und nicht in Ajas Richtung, um nach ihnen greifen und sie berühren zu
können.
Süden
     
    Man muss den Zug nehmen nach Rom,
den Nachtzug, der kurz vor Mitternacht losfährt und eine Weile wartet, wenn es
still geworden ist, bis er sich in Bewegung setzt, bis er langsam losrollt,
und der nach Stunden zum ersten Mal länger hält, wenn er Bellinzona erreicht,
das über Lautsprecher angesagt wird und so in den Halbschlaf

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