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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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als sie den Küchentisch verlassen, im schmalen Flur die Mäntel
gestreift, die Tür geöffnet und das Fliegengitter gelöst hatte, als sie über
die Steinplatten zum Tor gelaufen war und ihre Arme ausgestreckt, ihre Hände an
Zigis Wangen gelegt hatte, um zu fühlen, ob er es wirklich war - war es
wirklich Zigi, mit seinen schiefen Zähnen, seinem wirren Haar, seinen
Schultern, auf die er Aja und mich setzen und auf denen er uns tragen konnte,
ohne müde zu werden.
    Zigi hatte unter den linken Arm
seinen schwarzen Koffer, unter den rechten ein dunkelrotes Fahrrad geklemmt,
wie Aja es sich in den Sommern zuvor gewünscht, wie sie es sich erträumt hatte,
auch wenn Zigi nicht viel davon hielt und selbst nur auf einem Einrad fuhr, das
weit oben auf einer Stange einen kleinen Sattel hatte, den er aber kaum nutzte,
wenn er unter Bäumen durchs Gras rollte und mit seinem Haar die Zweige
streifte, über die wackelnden losen Platten zum Tor, wo er sich mit einem Ruck
zu uns drehte und die Arme ausbreitete, als warte er auf Beifall. Aber Aja
sollte eins haben, Aja sollte ein Fahrrad haben wie andere Kinder, ein rotes
Fahrrad mit zwei Rädern, die sich einfach hintereinander vorwärtsdrehten, und
einem Lenker, an dem sie sich würde festhalten können.
    Es war sonderbar, Zigi schon im
Sommer hier zu haben, als der Weizen noch hellgrün und klebrig war, und wir
konnten uns nicht genug darüber wundern, wenn er sein Hemd auszog, über den
Lattenzaun warf und sich neben zwei Schweißtropfen die schwarze Libelle unter
seinem Nacken zeigte, die einmal eine spitze Nadel in seine Haut gezeichnet
hatte und die Zigi selbst nur sehen konnte, wenn er zwei Spiegel
gegeneinanderhielt. Auch nach Tagen, als wir schon wussten: Zigi ist hier, er
wird eine Weile bleiben, Abend für Abend wird er die Fenster schließen und sich
zu Évi legen, am Morgen aufstehen und sie wieder öffnen, konnten wir es nicht
glauben, Zigi in Évis Garten zu sehen, in seinen zu kurzen dunklen Hosen, die
seine Knöchel zeigten, mit nackten Füßen zwischen Rüben und Tomaten in Évis Beeten
und am weitgeöffneten Fenster der Küche, wo er Speck und Zwiebeln mit der
Schere in die Pfanne schnitt und mindestens zehn Eier aufschlug, die er vorher
durch die Luft geworfen hatte. Zigi hatte Ajas neues Fahrrad an den Maschendraht
gelehnt, hinter dem die Hühner pickten, und ich ahnte, wie schwer es Aja fallen
musste, am Morgen zur Schule zu gehen und es bis Mittag stehen zu lassen, wenn
sie zurückkam und schaute, ob es noch an derselben Stelle stand, an die sie
Steinchen gelegt hatte, damit es niemand verrücken konnte, ohne dass sie es
merken würde. Trotzdem wollte sie nicht aufsteigen und losfahren, es dauerte,
bis sie den Lenker umfasste und ihr Rad durch die Pforte schob. Zigi hatte auf
einen Zettel zwei winzige Räder und viele rote Pfeile gezeichnet, die alle
vorwärtszeigten, als brauche Aja einen Plan, als müsse sie auf dem Papier
sehen, was sie auf dem Fahrrad zu tun haben würde. Sie band den Zettel mit
Paketschnur an den Lenker, wie eine Landkarte, mit der sie nach dem Weg würde
suchen können, sollte sie sich einmal zwischen Mais und Weizen verirrt haben.
    Lange schob Zigi Aja auf ihrem
Fahrrad durchs hohe Gras, zog mit den Reifen Furchen darin. Obwohl Évi schon
fragte, was hält euch im Garten, warum fahrt ihr nicht an den Feldern entlang
zum Bahnwärterhäuschen, schien Aja noch warten zu wollen. Erst als sie Zigis
Arm nicht mehr brauchte, fuhr sie auf zitternden Rädern den Weg hinab, mit
kurzen Pausen, wenn sie abstieg und einen Schritt zurücktrat, um ihr Fahrrad
anzuschauen. Sie blieb in der Nähe des Zauns, wo ich auf einem der schiefen
Stühle saß, den Évi für mich gebracht hatte, und ihr bis zum Abend zusah, wenn
sich der Himmel dunkler färbte und ein Wind aufkam, der in die Linden blies.
Aja stellte ihr Fahrrad an den Maschendraht, und später stand sie noch viele
Male vom Tisch auf, um hinauszugehen und nachzusehen, ob es umgefallen war, ob
der Lenker sich verbogen hatte, ob der Sattel noch festsaß, ob sie Zigis
Zeichnung richten oder mit einem neuen Stück Paketschnur festbinden musste.
    Während Aja fahren lernte und gleichzeitig
auf die kleinen roten Pfeile schaute, die Zigi für sie gezeichnet hatte und die
alle vorwärtszeigten, wuchs auf den Feldern ringsum der Weizen. Ich konnte
zusehen, wie er höher kletterte und immer mehr von Aja verschluckte, jedes Mal,
wenn sie ihre schmutzigen Füße auf die Pedale setzte und losrollte. Zigi

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