Bank, Zsuzsa
hatte, von der ganzen Schönheit dort sei ihr
sowieso nur schlecht geworden, redeten Aja und Karl wieder so leicht wie früher
miteinander. Sie hatten sich entfernt von den sieben Hügeln, dem Plätschern der
Brunnen, von den Steinsplittern unseres Küchenbodens und den schmutzig grünen
Wellen Ostias, selbst von Karls Steinwurf hatten sie sich weit entfernt. Karl
sagte an einem dieser Abende zu mir: Aja und mich hat es nie gegeben, Seri, und
ich schüttelte den Kopf und erwiderte, doch, es hat euch gegeben, ich war doch
dabei, ich habe es gesehen. Karls Beichte war seit langem abgelegt, sie war
fast unwirklich geworden, und wenn wir über den Feldweg zu Évi liefen, dachten
wir schon nicht mehr daran, es war hier geschehen - Karl hatte unter dieser
Brücke einen Stein gesucht, er war neben diesen Maisfeldern zu Évis Zaun
gelaufen, um ihn durchs Fenster zu werfen.
Musste Aja am Abend arbeiten,
gingen Karl und ich allein zu Évis Haus, und wenn uns dann die Stille der
Felder und der Geruch frisch geölter Bretter umgab, stand Zigi wie früher auf
einer Kugel und rollte sie mit nackten Füßen über Maulwurfshügel und
Mauselöcher, und Évi nahm aus einem Haufen Stoffe etwas zum Stopfen und legte
es aus der Hand, sobald sie zwei, drei Stiche mit der Nadel getan hatte, als
sei alles Weitere zu mühsam. Langsam würde sie sich von uns entfernen, so viel
hatten wir begriffen, auch wenn sie weiter am Küchentisch saß und Saft in
ausgespülte Senfgläser goss, auch wenn sie die Tischdecke zurechtschob, sobald
sie verrutscht war, und die Zuckerdose mit dem Griff aus Porzellanrosen wieder
in die Mitte setzte. Wir konnten ihr fast zusehen, wie sie verschwand, so wie
wir Karls Mutter früher zugesehen hatten, wenn sie in Évis Küche die Dunkelheit
mit ihren Händen verscheucht hatte, jedes Mal, wenn Évi die Hände faltete und
in den Schoß legte, konnten wir ihr zuschauen dabei, wenn sie durchs Fenster
in den Garten blickte und mit ihren Gedanken dahinter verschwand.
Aja war streng mit Évi, sie
schrieb ihr Übungen vor, und sie schimpfte, wenn Évi sagte, sie habe keine Zeit
dafür gehabt. Évi sollte jeden Morgen die Zeitung lesen, die Aja für sie
bestellt hatte, und Zigi erzählen, was darin stand, sie sollte das große
Einmaleins wieder rechnen, aus jedem Lebensjahr eine Erinnerung aufschreiben,
ganz gleich wie unbedeutend sie war, und die Seiten Aja am Abend zeigen. Aja
brachte aus dem Krankenhaus große Blätter mit vielen kleinen Figuren, die Évi
sich merken und nachzeichnen sollte, sie schlug Bücher auf dem Küchentisch auf,
zeigte auf Räder, auf Flaggen und Tiere, und wenn sie die Seiten zuklappte,
sollte Évi sagen, was sie gerade gesehen hatte, und Aja zählte die richtigen
Antworten an ihren acht Fingern ab. Wenn Évi sich festhielt an ihren
abgeschlagenen Rosentassen, las Aja am Küchenfenster aus dem schmalen grünen
Bändchen vor, das sie immer bei sich trug und in dem sie blätterte, wenn sie im
Krankenhaus zwei Minuten fand. Schnell konnte Évi die Strophen eines Gedichts
auswendig sagen, in der gleichen Geschwindigkeit, in der sie in unserem
Wohnzimmer einmal laut gelesen hatte, und sie sagte sie auf wie ein Gebet am
Morgen und Abend, wenn sie ein letztes Mal mit dem Geschirrtuch über den Herd
wischte, die Stühle an den Tisch rückte und im schmalen Gang die Mäntel
streifte: Heute verschifften sie unseren Sommer nach Hause, in zwei Kisten,
eingeschlagen in braunes Wachspapier, eingenäht in Leinen.
Aja wusste, ihr blieb wenig Zeit
mit Évi, selbst wenn es noch Jahre sein sollten, hätte sie zu wenige Stunden,
in denen sie mit Évi würde reden können wie früher. Aja nutzte sie, wir alle
nutzten sie, die lichten Augenblicke und hellen Tage, die uns mit Évi blieben,
und wann immer wir konnten, standen wir am schiefhängenden Tor, saßen auf ihrer
Gartenbank und versuchten, diese Zeiten in unserem Gedächtnis zu versenken. Aja
wollte in Évis altem Leben aufräumen, wie sie es nannte, und Évi schien nichts
dagegen zu haben, als wir das Haus in Ordnung brachten, nur das Band im Baum
durften wir nicht entfernen, Wind und Wetter sollten es auflösen. Karl setzte
ein neues Fliegengitter ein, weil Évi die Risse zu oft an denselben Stellen
geflickt hatte, ich nahm den Schmutz von den Kabeln und Glühbirnen, Aja räumte
die Schränke leer und wischte feucht übers Holz, zog die Schrauben der Stühle
fest und klebte Filz unter ihre Beine, damit Évi sie leise zum Tisch schieben
konnte. Karl warf die
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