Bank, Zsuzsa
Läufer über den Zaun und klopfte große Wolken Staub über
den Feldweg, ich weichte die Gardinen in Seifenlauge, hängte sie nass auf,
legte sie in Falten, wie Évi es mochte, und goss das graue Wasser vor unsere
Linden. Wir trugen den Müll in schwarzen Säcken ans schiefhängende Tor, Karl
fuhr ihn mit dem Fahrradanhänger zu den großen Tonnen hinter der Schule und
brachte Tüten mit Arznei zur Apotheke, die Évi in all den Jahren lieber nicht
genommen hatte. Aja schien es nichts zu machen, als Karl ihre Sachen in Kisten
zum Pfarrbüro fuhr, wo sie verschickt und verschenkt werden sollten, vielleicht
konnte sie so ordnen, was noch immer in ihr wütete, seit Libelle in Rom über
unsere Küchenwand getanzt war. Sie brauchte das große Aufräumen, wie sie
erklärte, bei dem sie bis auf ihre ersten roten Schlittschuhe und wenige andere
Dinge alles weggab, auch Évis altes Nähzeug, weißes und schwarzes Garn, eine
kleine stumpfe Schere und Nadeln in einem hellen Stück Stoff. Als ich sagte,
Aja müsse es aufheben, eines Tages würde sie sich erinnern wollen, wie Évi
Pailletten an Zigis Kostüme genäht hat, schüttelte sie den Kopf und tippte sich
an die Stirn, als sei ich verrückt geworden.
Wir entdeckten das Heft mit dem
Einband aus gelbem Leinen, das meine Mutter vor Jahren in einem der besseren
Geschäfte für Évi ausgesucht hatte. In Évis angestrengter Schrift stand dort
viele Male nebeneinander Zündholz, und ich dachte an den Sommer, in dem
Papierketten aus farbigen Buchstaben unser Haus durchzogen hatten, weil meine
Mutter sich in den Kopf gesetzt hatte, Évi das Lesen beizubringen. Wir fanden
den Zettel, auf den Zigi viele Male Évi geschrieben und dahinter mit Bleistift
ein kleines Bild gemalt hatte, als Évi seine Briefe noch nicht lesen, aber
zählen konnte, wie oft ihr Name darin stand, und was es zu bedeuten hatte,
wenn er nur in der Anrede auftauchte, wenn sie ihn zweimal fand, dreimal oder
zehnmal. Évi kannte diese Liste noch auswendig, auch wenn sie nicht mehr hatte
daraufschauen müssen, seit sie die Wörter entziffern konnte.
Sie wusste noch, was die Zeichen
neben ihrem Namen bedeuteten, wenn er einmal, zweimal, zehnmal auftauchte - bald
kommt Geld, ich schicke es in einem gefütterten braunen Kuvert, der Winter war
garstig, aber ich bin ohne Verletzung, meine Gelenke halten mich noch, im
September werde ich das Schiff nehmen, schickt neue Bilder, schickt bitte neue
Bilder. Aus dem Verschlag hinter den Hühnern holte Karl Évis nachtblaues Trikot
hervor, eingewickelt in knisterndes Papier, in das sich der Geruch feuchter
Erde gefressen hatte, und die blauen Schuhe, von denen Évi vor langer Zeit
schon gesagt hatte, sie könne sie nicht mehr finden. Mir kam es vor, als
hätten wir wie in dem Gedicht den Sommer in Kisten gepackt und verschifft, und
ich war nicht mehr sicher, ob Aja das Haus hatte für Évi herrichten, ob sie
ihre eigenen Kleider, ihre alten Spiele und Stifte hatte loswerden oder nach
etwas hatte suchen wollen, das sie verschwunden glaubte, in den Schubladen,
die sie geleert, in den Schränken, die sie ausgeräumt hatte, als sei nicht
alles längst gesagt, als gebe es noch irgendeine Entdeckung, die sie hätte
machen können, als fehle ihr noch immer die eine Erklärung, und sie hätte sie
hier finden können.
Der August ging mit heftigen
Gewittern zu Ende, die auf dem großen Platz Äste der Platanen abschlugen und
aufs Pflaster warfen. Der Wind hatte Évis Regenrinne abgerissen und
Hagelkörner aufs Dach gestreut. Als es aufklarte und der Himmel ruhig blieb,
kehrte Zigi Zweige und Blätter zusammen und setzte mit Karl neuen Maschendraht
vor die Hühner. Aja pflanzte Hortensien neben das schiefhängende Tor, als
zögen Herbst und Winter dann an Évi vorbei, und steckte rostige Nägel in die
Erde, damit sie tiefblau würden, so wie Évi es ihr vor Jahren gezeigt hatte. Évi
saß auf den Stufen vor dem Fliegengitter, neben dem Handlauf aus Metall, an dem
sie sich ein einziges Mal festgehalten hatte, und sagte, sie wünsche sich einen
Flund, einen, der still unter dem Küchentisch sitze, wenn sie koche, und der
aufspringe und belle, sobald der Postbote hinter den Linden auftauche, einen
Hund, der im Korb vor dem Fliegengitter schlafen und die Ohren spitzen würde,
wenn sich nachts im Garten etwas rege. Wir glaubten, uns verhört zu haben, weil
wir es nicht mit Évi verknüpfen konnten, nur mit anderen Leuten, die durch
Kirchblüt spazierten, aber nicht mit Évi, es war das
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