Bank, Zsuzsa
Évi mit dem Seil, das sie
aufgerollt über die Schulter hängte, ihrem wirren Haar, das nicht unter dem
hellblauen Tuch blieb, mit dem sie es zurückgebunden hatte, Zigi mit Hut und
offenem Hemd, das er trug wie eine Jacke, mit seinen dunklen Schuhen, deren
Schnürsenkel er nicht verknotete, seinem leichten, fliegenden Gang, den er auch
jetzt, trotz Aja auf dem Rücken, trotz durchwanderter Tage und Nächte nicht
verloren hatte. Auch im Freien stellte Évi ihre blauen Schuhe in der Nacht
neben sich, und am Morgen schaute sie als Erstes, ob sie noch da waren. Aja
legten sie in einem Bündel aus Decken zu ihren Füßen, weil sie glaubten, dort
das feinste, sicherste Gespür zu haben und am schnellsten zu merken, wenn ein
Tier käme oder ein Wind an ihr zerrte. Sah es am Abend nach schlechtem Wetter
aus, suchten sie an einem Fluss eine Brücke als Unterstand für die Nacht, und irgendwann
erwachte Évi vom Plätschern, wenn der Regen aufs Wasser fiel. Am Morgen zog sie
sich aus und sprang hinein, wusch Aja am Ufer und hielt sie in den Armen, bis
ihre Haut trocken war, während Zigi seine Zehen in den Fluss steckte und
Fischschwärme aufscheuchte.
Ihre Freunde hatten Zigis Rätsel
auf den Postkarten gelöst und waren in einer Laune nachgereist, bis sie Zigi
und Évi beim Baden fanden und sich mit ihnen ins Wasser warfen und erzählten,
es hätten sich schnell andere gefunden, die in ihrem Wagen wohnten. Aber nach
den Vorstellungen würde noch immer gefragt, warum Zigi nicht mehr kopfüber am
Trapez schwinge, warum Évi sich nicht mehr von der Kuppel stürze, warum sie
nicht mehr über ein Seil laufe und es aussehen lasse, als brauche sie es nicht,
als bliebe sie auch ohne Seil in der Luft. Ihre Freunde schlossen sich ihnen
an, suchten mit ihnen Plätze und zogen das Seil fest, trommelten, spielten
Akkordeon und sangen mit Zigi, der den Takt mit der flachen Hand auf seiner
schmutzigen Hose schlug. Sobald sie den Koffer aufklappten und Aja hineinlegten,
sobald Évi über Zigis Schultern das Seil bestiegen hatte, blieb jeder, der
vorbeikam, stehen, und wenn Évi sich später verbeugte, ging niemand weiter,
ohne Geld in die leere Hälfte des Koffers geworfen zu haben, vielleicht schon,
weil daneben Aja in Decken gehüllt auf Zigis Kleidern lag. Sie kauften Brot
davon, Wein und Käse, etwas Milch für Aja, die sie in eine Flasche füllen
ließen, und gingen hinaus aus dem Ort, weg von seinen letzten Häusern und
umzäunten Gärten.
Wenn sie müde waren, schliefen sie
in Wäldern, sammelten Feuerholz und entzündeten es am Abend, weil die Nächte
schon kühler wurden. Der späte Herbst schickte die ersten Stürme, und Évi
versuchte, sich vor Wind und Regen zu schützen, wenig später schon vor dem
ersten Schnee, und wenn es früh dunkel wurde, stellte sie sich mit Aja in
Hauseingängen unter, vor den Auslagen der Geschäfte, bis man sie entdeckte und
verscheuchte. Das Wasser in den Flüssen und Bächen war zu kalt zum Baden geworden,
und sie fingen an, diesen Geruch an sich zu haben, von ungewaschenen Kleidern
und Haaren, von feuchtem Wetter, wenn sie der Regen erwischt hatte und ihre Mäntel
und Schuhe in der kalten nassen Luft nur schwer trockneten. Die Tage wurden Évi
lang, und es war neu für sie, dieses Gefühl, ein Tag könnte zu lang sein, er
könnte ausgerechnet ihr zu lang werden. Nachts schlief sie schlecht, und tags
schien ihr manchmal die Kraft zu fehlen, auf Zigis Schultern und ihr Seil zu
steigen, das nun zwischen zwei Bäume gespannt war, die keine Blätter mehr
trugen, und zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, bei einem Sprung oder Schritt
abrutschen zu können. Um der Kälte zu trotzen, zogen sie bald alle Kleider an,
die sie bei sich hatten, im Koffer blieb nichts außer dem Seil, das Zigi an
seinem rechten Arm aufrollte, nachdem Évi hinabgesprungen war und sich tief
verbeugt hatte. Obwohl der Winter erst begonnen hatte, spürte Évi die Kälte
schon in ihre Gelenke kriechen, nachts, wenn sie unter klammen Decken lag und
sich an Zigi und Aja zu wärmen versuchte, für die sie am Abend ein Bett aus
Zweigen, Blättern und Moos bauten, in das sie ein Fell legten, damit sie es
weich haben würde, und die sie jetzt nicht mehr zu ihren Füßen schlafen ließen,
sondern in die Mitte nahmen, damit sie es warm genug haben würde, wenn Zigi
und Évi ihre Hände über ihr zusammenlegten. Zigi trug auch nachts seine
Schuhe, die vom vielen Laufen Risse in den Sohlen hatten, deren Nähte sich an den
Seiten gelöst
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