Bank, Zsuzsa
schwarzen Koffer, mit dem er
sich später jedes Jahr nach Kirchblüt aufmachen würde. An einem Sommermorgen,
der gerade so viel Regen gebracht hatte, um den Staub auf den Wegen zu binden,
verließen sie ihren Wagen und nach wenigen Umarmungen auch den Platz, ohne
Blick zurück auf die Freunde, die am Abend noch auf den Stufen vor ihrer Tür
gestanden hatten, und ohne einen Blick auf Libelle, die zwischen den
Klappstühlen ihre Flügel abgenommen hatte und wie einen Schild vor sich hielt.
Zigi hatte Aja auf seinen Rücken gebunden, in einem Tuch, das er vor der Brust
geknotet hatte, und dann gingen sie ohne zu zögern durch das hohe Tor, das der
Zirkus auf jedem Platz neu aufstellte, ohne je einen Zaun dafür zu haben, und
durch das die Menschen an den Nachmittagen und Abenden zu den Vorstellungen
drängten. Mit dem Rücken zur Stadt, zu ihren letzten Häusern, liefen sie die
Straße hinab, mit ihren leichten Schritten, und vertrieben den Gedanken, dass
man am Abend fragen würde, warum niemand mehr mit den Füßen am Trapez schwang
und niemand mehr an einem Seil in weiten Kreisen unter die Kuppel getragen
wurde.
In den ersten Nächten blieben sie
unter Bäumen an einem Feldrain, weit genug entfernt von den großen Straßen, jedes
Mal, wenn sie nicht weiterkonnten und sagten, es sei genug für diesen Tag, weil
selbst Aja Zigi auf dem Rücken schwer geworden war. Es war ein langer Sommer,
mit hellen Tagen und kurzen Nächten, auch der Herbst, der später kam als
sonst, verschonte sie und erwischte sie selten mit einem Schauer, vor dem sie
ihre Sachen zusammenraffen und Unterschlupf suchen mussten. Manchmal fanden sie
einen Heuschober, eine Hütte oder Laube und blieben über Nacht, und wenn sie am
Morgen losgingen und die Tür hinter sich zuzogen, ließen sie alles unverändert
zurück. Obwohl Zigi sagte, nirgends schlafe er besser als unter freiem Himmel
und nichts leite ihn so sicher wie der Abendstern, besorgte er in einem kleinen
Geschäft für Schreibwaren ein Heft mit Landkarten, weil er eine Idee davon
haben wollte, wohin sie sich bewegten, auch wenn er sich Namen wie Maikammer
oder Marienbude nie merken konnte und sie ihm nichts sagten. Évi nahm ihm das
Heft mit den Karten ab, warf es in die Luft, und so wie es aufschlug, hob sie
es auf, schloss die Augen und fuhr mit einem Finger über die zwei Seiten, bis
sie auf einen Ortsnamen zeigte, der gut genug klingen musste, um die Straße
dorthin zu nehmen, und so blieb es, sobald sie auf der Landkarte einen Weg
gefunden hatten, sobald Zigi Aja mit dem Tuch auf den Rücken gebunden und den
Koffer genommen hatte, wechselten sie die Orte in diesem Jahr, das wir Kinder
später ihr Wanderjahr nannten. Irgendwann gaben sie Aja das Heft, die seine
Ecken in den Mund nahm und an den Blättern zerrte, bis sie ein Händchen auf
einem roten oder schwarzen Punkt liegenließ und Évi und Zigi wussten, dorthin
würden sie aufbrechen und eine Postkarte an ihre Freunde schicken. Zwei
verschlüsselte Sätze würde Zigi aufschreiben, und Évi würde ihren Namen daruntersetzen,
als wollten sie ihnen ein Rätsel aufgeben, als sei es ein Spiel, bei dem sie
die Stadt erraten müssten.
Mit jedem neuen Tag dachten sie
weniger an Libelle, und eine Ruhe umgab sie wieder, die Évi zuletzt in dem
schmalen Bett in ihrem gelben Wagen gespürt hatte. Hatten sie zur Mittagszeit
einen Platz gefunden, von dem sie glaubten, er sei groß und belebt genug,
klappten sie den Koffer auf und legten Aja auf Zigis Kleider. Zigi spannte ein
Seil zwischen zwei Pfosten oder Bäume, und obwohl es sonst drei Männer
brauchte, die das Seil in den Klemmen festzogen, damit es nicht unter Évis
Füßen, unter ihrem Gewicht nachgeben würde, gelang es Zigi in diesen Tagen auch
allein. Er hob Évi hoch, sie kletterte über seine Schultern und lief über das
Seil, mit einem Schirm in der linken Hand, den sie bald verschenkte, weil sie
es leid war, ihn länger von Stadt zu Stadt zu tragen. Sie gab ihn einem
Mädchen, das seinen Blick nicht von Évi lösen konnte, auch nicht, als Évi
hinabgesprungen war, auf einen harten Boden, auf den sie ihre Füße so zu setzen
versuchte, als sei er weich. Wo immer sie waren, erzählte man sich schnell,
Zirkusleute seien da, ein winziges Kind hätten sie, das in einem Koffer liege
und dessen Blick seiner Mutter folge, die in blauen Schuhen über ein Seil
laufe. Wenn Zigi und Évi ihre Sachen packten und weiterzogen, ging man ein
Stück mit ihnen, um sie noch eine Weile anzuschauen,
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