Bank, Zsuzsa
Süden, im Vorland der Berge
bleiben wollten. Évi warf das Heft mit den Landkarten hoch, und weil es zum
letzten Mal war, fiel es ihr leichter, und sie warf sie höher als sonst. Als es
aufschlug und zwei Seiten zeigte, ließen sie Aja mit den Händen darüber fahren,
und als sie innehielt, schauten sie nach und wussten, sie würden nach
Nordwesten gehen.
Sie nahmen sich ein Dachzimmer mit
Bett und Tisch, mit Wäsche und etwas Geschirr, hinter dem Évi die Landkarten
verschwinden ließ. Zigi zahlte in kleinen Scheinen und vielen Münzen drei
Mieten im voraus, klappte seinen Koffer auf und legte eine Seite mit Decken
aus, damit Aja darin schlafen konnte. Im Glück darüber, ein Dach über ihrem
Bett zu haben und von Mauern umgeben zu sein, schlief Évi in der ersten Nacht
ohne Wäsche, auch wenn es im Zimmer nicht warm wurde. Wenn sie aufwachte, weil
sie in zu vielen Nächten aufgewacht war und nicht mehr anders konnte, als
nachts aufzuwachen, schlug sie ihr Federbett zur Seite, ging zum Fenster und
strich über das Glas, als wolle sie prüfen, ob es Regen und Kälte auch
wirklich draußen ließ. Bald schlief sie in einem Nachthemd, das Zigi in Papier
geschlagen aufs Kissen gelegt hatte, ließ ein Licht brennen und gab vor, es
sei wegen Aja, die sich in der Dunkelheit fürchte.
Zigi fand Arbeit auf dem nahen
Friedhof. Er ging früh am Morgen, wenn Aja schlief und Évi noch am Tisch sitzen
blieb, an dem sie heißen Tee durch ein Sieb in eine Kanne gegossen hatte, die
Zigi mitnahm, um später in kleinen Schlucken davon zu trinken und daran zu
denken, dass Évi ihn gekocht hatte, damit er sich an etwas würde wärmen
können. Zigi trug die Stiefel, die eines Morgens neben seinen Füßen, unter
seiner Decke gestanden hatten, so als dürften sie nicht nass, nicht schmutzig
werden, und er trug nur dieses eine Paar und tauschte es selbst beim Arbeiten
nicht gegen ein anderes. Niemand hätte ihm die alten Schuhe mit den
Gummibändern von den Füßen ziehen können, ohne dass Zigi es gespürt hätte und
aufgewacht wäre davon. Évi war sicher, etwas anderes hatte in diese Nacht
hineingespielt, das weder zu sehen noch zu fassen gewesen war und mit den weit
ausgebreiteten hölzernen Flügeln zu tun haben musste, unter denen sie
geschlafen hatten.
Wenn Zigi die Kränze einsammelte,
wenige Tage nachdem sie an ein Grab gelegt worden waren, las er, was auf ihren
Bändern geschrieben stand, und verscheuchte den Gedanken, dass er und Évi hier
niemanden hatten, der um sie trauern würde. Er hob sie auf die Ladefläche
eines Wagens, auf der sie kleiner aussahen, und manchmal nahm er Blumen ab,
trug sie den kurzen Weg nach Hause und stellte sie vors Fenster, bis Évi sagte,
sie wolle keine Totenblumen in ihrem Zimmer. An den Abenden war Zigi still,
als trage er die Ruhe des Friedhofs in ihr Zuhause, und da Évi bald nicht mehr
wollte, dass die Gräber ihm die Sprache nahmen, fing Zigi auf einer Baustelle
an, zu der er am Morgen, selbst mit seinen schnellen, leichten Schritten,
länger als eine Stunde unterwegs war. Sie gaben ihm eine leuchtend rote Jacke
mit hellen Streifen, die an Zigi aussah wie ein Mantel, und dann hob er mit
einem Spaten Gräben aus und strich Mörtel auf Steine, die er Schicht um Schicht
aufeinandersetzte. Wenn die anderen mittags leere Kisten zu einem Tisch zusammenschoben
und ihre Brote aus Blechdosen nahmen, lief Zigi über ein Brett, das er wie eine
Brücke zwischen zwei Stangen des Baugerüsts gelegt hatte, sprang hoch oben
durch die Luft jonglierte mit Äpfeln, balancierte Gläser auf seiner Stirn und
leere Flaschen auf seinen ausgestreckten Armen, bis die anderen fragten: Was
hast du auf einer Baustelle verloren. Zigi war froh, nicht länger von Toten
und ihren Kränzen umgeben zu sein, und er nahm sich vor, so lange zu bleiben,
bis er selbst ein Haus würde bauen und alles daran ausbessern können, und wenn
er Jahre später um Évis Häuschen aus Stein und Holz und Blech mit einem Hammer
lief, auf Regenrinnen und Bretter klopfte, wenn er das Dach abtastete und die
Fenster durch Türen ersetzte, dann nur, weil er es hier gelernt hatte.
Évi sah zu, immer genügend Kohlen
im Eimer neben dem Ofen zu haben und sie rechtzeitig aus dem Keller zu holen,
mit Aja, die sie im Tuch auf den Rücken band und die sich an Évis Schultern
festhielt und an ihren Haaren zupfte, wenn sie über eine schmale steile Treppe
hinabstieg und ein Gitter beiseiteschob, hinter dem Kohlen aufgeschüttet
waren. Wenn Évi glaubte,
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