Bank, Zsuzsa
hatten und die nur mit zwei Gummibändern an Zigis Füßen blieben.
Sobald Regen fiel und die Straßen nass wurden, drang Wasser in seine Schuhe,
und wenn es über Nacht kälter wurde, hatte Évi jedes Mal Angst um Zigis Füße.
Versteckten sich die Sterne hinter
einer Wolkendecke, wusste Évi, am Morgen würde Schnee fallen. Sie lag wach und
schaute in die Dunkelheit, hörte auf die wenigen Laute im Unterholz, auf die
Geräusche der anderen, ihr Atmen, Seufzen und Räuspern, auf den Wind, der in
den Wald fuhr und in seinen Zweigen nach den letzten Blättern jagte. In einer
dieser Nächte, in dem die Wolken einem vollen Mond genügend Platz gelassen
hatten, hatte Évi ihre Decke zur Seite geschlagen, war aufgestanden und einem
Rascheln nachgegangen, bis sie eine Bewegung wahrnahm, der sie folgte, um dann
einen Fuchs zu erkennen, der an ihre Taschen herangeschlichen war. In dieser
Nacht fing Évi an, sich vor der Dunkelheit zu fürchten. Wenn es an den Nachmittagen
dämmerte, hatte sie schon Angst vor ihr, und am Abend, wenn sie Zweige für Ajas
Bett sammelte und von den Bäumen ein einzelnes Blatt auf ihre Schultern fiel,
fuhr sie zusammen. Im Schnee war es besser auszuhalten, war es leichter,
draußen zu sein. Évi glaubte, der Schnee nehme der Kälte ihre Spitze, und
sobald es am Himmel nach Schnee aussah, wurde sie ruhiger, als komme bald ein
Schutz über sie, als hülle der Schnee sie und die anderen in etwas ein, in dem
sie keine Angst zu haben brauchte. Wenn er leise auf ihre Decken fiel, glaubte Évi,
ihr würde wärmer davon, wenn er ihre Taschen und die Matten aus Gummi bedeckte,
die sie zum Schlafen ausrollten und die im Herbst die Feuchtigkeit noch hatten
abwehren können.
Kamen sie in eine größere Stadt,
fragten sie nach einem Bad, zahlten vor dem Drehkreuz mit Münzen, die jemand in
ihren Koffer geworfen hatte, und wuschen sich. Évi zog Aja aus und setzte sie
auf ihre Schenkel in eine tiefe Wanne, in der sie das warme Wasser aus einer
Brause über ihr Gesicht, ihre Arme und ihren Rücken laufen ließ. War die Zeit
um, fiel es ihr schwer, aus der Wanne zu steigen und die schmutzigen Kleider
über ihre saubere Haut und die gewaschenen Haare zu ziehen. Wenn sie Ajas Füße
in Strümpfe, ihre Hände durchs Leibchen steckte, überfiel sie wieder die Angst
vor den Straßen und ihrer klammen Kälte, und bevor sie den Mantel zuknöpfte,
den Kragen hochschlug und mit Aja im Arm hinaustrat, zögerte sie und blieb
stehen vor der schweren Tür, die sie einen letzten Augenblick schützte.
Manchmal nahm sie jemand beiseite und sagte ihr, wo sie Suppe und Brot zu essen
bekämen, und einmal zeigte ihnen jemand, wo sie über Nacht bleiben konnten,
brachte sie in der Nähe eines Bahnhofs zu einem Gartentor, über einen Hof zu
einem kleinen Fenster, an das sie klopften, bis jemand öffnete und sie dorthin
führte, wo sie sich hinlegen sollten. Évi und Aja blieben auf einer schmalen
Liege, und nebenan schliefen Zigi und die anderen dicht beieinander auf
Feldbetten, unter denen sie ihre Sachen versteckten, in einem großen Saal mit
niedrigen Decken, über die Zigi am Morgen sagte, sie seien nachts an ihn
herangerückt, weil er nach Monaten unter freiem Himmel den Abendstern nicht
habe suchen können, bevor ihm die Augen zugefallen seien, und selbst Évi
sagte, lieber wolle sie wieder im Wald schlafen als noch einmal eine Nacht
hier.
Wenn Évi an den Rändern der
Pfützen erkennen konnte, es würde Frost geben, drängte sie die anderen, eine
Kirche zu suchen, deren Türen geöffnet waren, und weil man sie schon kannte und
wusste, sie waren die Seiltänzer und Akkordeonspieler, die ihr Kind in einen
aufgeklappten Koffer legten und zwischen den Liedern ihre Finger kneteten und
rieben, damit sie nicht steif würden, schickte man sie nicht weg, sondern ließ
sie ungestört in einer Ecke schlafen. Évi wurde in solchen Nächten nicht wie
sonst von der nassen Kälte geweckt, gegen die ihre Kleider und Decken nicht
mehr ausreichten. Sie lag nicht wach und hörte nicht hinein in eine Dunkelheit,
die ihr draußen im Wald endlos schien und sie mit jedem Mal mehr ängstigte.
Hier schlief sie ruhig und tief, so wie sie im Sommer an Feldrainen geschlafen
hatte, und bevor sie sich am Morgen aufmachten, zündete sie neben
heruntergebrannten Lichtern eine Kerze an und kniete zwischen leeren Bänken
nieder, faltete die Hände und bewegte still ihre Lippen. Wenn sie aufstand und
ging, ließ sie an der Tür etwas von ihrem Geld durch
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