Bank, Zsuzsa
Wenn sie das Küchenfenster öffnete, damit die warme Luft des Backofens
verflog, und Karl und ich in den Fensterrahmen kletterten, erzählte sie auf
Ajas Drängen davon. Es waren Dinge, die uns fernblieben, so nah sie Évi auch
jedes Mal heranholte. Évi hatte damals in ihrem Zirkuswagen an einem Tisch
genäht, den sie hinunterklappen konnte und der für zwei Teller und Becher, für
sie und Zigi gerade gereicht hatte, neben einer Kochplatte und einem
Waschbecken, in das sie morgens und abends Wasser aus einem Kanister gegossen
hatten. Wenn Zigi sich auf die Hände gestellt und die Beine im Spagat hatte
auseinanderfallen lassen, hatte er mit den Füßen die Wände berührt, und wenn
Besuch gekommen war, war kaum Platz gewesen, das Akkordeon
auseinanderzuziehen. Die Freunde blieben vor der offenen Tür stehen, auf einem
Treppchen aus Blech, drei Stufen, die Zigi wegnahm und in den Wagen stellte,
wenn sie einen Ort verließen und zum nächsten aufbrachen, an dem sie schnell
vergaßen, wo sie soeben noch gewesen waren. Immer sahen die Plätze gleich aus,
ein weites Stück flachgetretener Erde ohne Bäume, das an einem Feld, an einer
Wiese endete und außer dem Zirkus, der seine Wagen dort aufstellte, niemand zu
brauchen schien, mit Blick auf die letzten Häuser einer Stadt und die feinen
Fäden schmaler Straßen, die von ihr wegführten.
Zigi und Évi wohnten in einem
gelben Wagen, der vier Buchstaben aus einem langen Schriftzug zeigte und so zwischen
den anderen stand, dass man den Zirkusnamen lesen konnte, vom ersten zum
nächsten und übernächsten Wagen, bis sich der Name zusammenfügte, in einem
Kreis aus farbigen Waggons mit kleinen Fenstern, die man nach außen kippen und
mit einem Riegel feststecken konnte, um die Wäsche daran aufzuhängen, auch an
kalten Tagen, wenn es lange dauerte, bis sie trocknete, und viele Male wieder
nass wurde, weil es über Nacht geregnet hatte. Wenn Zigi am Trapez schwang,
wenn er ein Blättchen mit Kreide vom Seil löste, um es in seinen Händen zu
zerreiben und wie weißen Staub hinabrieseln zu lassen, wenn er von einem
Trapez zum anderen durch die Luft sprang, wenn er sich nur mit den Füßen hielt
und kopfüber weiterschaukelte, wenn er sich später abseilte, zwischen
Sägespänen zum Stehen kam und sich tief verbeugte, die Hände über Kreuz auf
seine Brust gelegt, sein Gesicht auf den Knien, standen die Menschen Reihe für
Reihe auf und riefen, als wollten sie ihn nicht gehen lassen. Wenn er mit
seinen leichten Schritten springend rückwärts lief und hinter dem roten Vorhang
verschwand, wo er schnell und flach atmete, nahm er Évis Hände und drückte sie,
wie um Évi zu bestärken, bevor sie hinausging, in ihrem nachtblauen Kostüm, auf
ihren weichen blauen Schuhen, die sie am Abend nie an der Garderobe im Zelt
ließ, sondern immer ans Ende ihres Bettes legte, weil sie die Schuhe bei sich
haben wollte, weil sie glaubte, die Schuhe, die sie führten und hielten, dürften
nicht über Nacht im Zelt stehen, auch sie brauchten einen guten Platz, um Évi
am nächsten Abend wieder tragen und stützen zu können. Zigi habe es nie
versäumt, sagte Évi, nicht ein einziges Mal sei er an ihr vorbeigegangen, ohne
ihre Hände zu nehmen und einen Augenblick lang zu halten, als könne er ihr
etwas mitgeben, das sie in den nächsten Minuten brauchen würde, als wolle er
sich auch selbst versichern, ihr würde nichts geschehen. Zigi hatte einmal zu
uns gesagt, Évi habe das Seil, auf dem sie tanzte, nicht gebraucht, sie habe es
vergessen, sobald sie an einer Strickleiter hochgestiegen sei und die ersten
Schritte getan habe, auf einem Seil, das auf Augenhöhe der Zuschauer gespannt
gewesen sei, damit ihr Blick sich nur auf Évis Beine richten würde sobald sie
einen Fuß vorgeschoben und aufgesetzt und wieder ein Stück vorgeschoben habe.
Er hätte es zerschneiden können, hatte Zigi gesagt, und es war einer der Sätze
gewesen, die wir ihm sofort geglaubt hatten, auch später, als die anderen Geschichten
zu wanken und bröckeln begannen, glaubten wir noch daran. Évi wäre weiter
durch die Luft gelaufen, hatte er gesagt, weit genug über dem weichen Boden,
auf den sie nie fiel, mit dem kleinen Schirm in einer Hand, den sie auch nicht
brauchte und den sie mit der gleichen Leichtigkeit hielt, mit der sie ihre
Füße aufsetzte. Sobald Évi ihn zusammenfaltete und jemandem in die Hände warf,
kam ein Seil aus der Kuppel des Zeltes mit einem Haken, den Évi am Rücken, in
einer Öse ihres Kostüms
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