Bank, Zsuzsa
in den die Münzen
fielen und den er zusammenklappte, wenn sie am Abend einen Platz zum Schlafen
suchten. Wollte Zigi sie sehen, machte er sich auf den Weg, zu Fuß oder auf der
Ladefläche eines Wagens, wenn ihn jemand mitnahm bis zur nächsten Abzweigung,
zur nächsten Stadt oder weiter, und weil Zigi die Namen der Orte auf den
Schildern noch immer fremd waren, vertraute er sich dem Lauf der Straßen an,
als könnten sie ihn nicht fehlleiten, als wüssten sie, wohin Zigi geführt
werden wollte, bis er morgens unter dem Fenster stand und auf und ab ging, ohne
zu rufen oder an die Tür zu klopfen. Évi bemerkte ihn jedes Mal schnell, weil
sie seine Bewegungen, seine Schritte in ihrem Dachzimmer spüren konnte, in
ihrem Hals, an Rücken und Schultern, und sie wusste, um Zigi zu sehen, musste
sie sich bloß umdrehen und vom Fenster hinab auf die Straße schauen, und um ihn
heraufzubitten, brauchte sie das Fenster nur zu öffnen und ihm zu winken.
Wenn Zigi seinen Koffer
aufgeklappt, den Schmutz aus seinen Haaren gewaschen und viele Münzen in der
Schublade hatte verschwinden lassen, ging Évi mit seinen Kleidern in den Hof,
vorbei an den Fahrrädern und Ajas Kinderwagen, den Zigi auf seinen Wegen
gefunden und mitgebracht hatte. Unter einem Blechdach warf sie seine Kleider in
einen Trog, streute Waschpulver darüber, ließ sie lange einweichen und
wechselte so oft das graue Wasser, bis sie glaubte, der Geruch, der sich in die
Kleider gefressen hatte, sei verschwunden, und weil Zigi nichts mehr zum
Überziehen hatte, blieb er in Unterwäsche und wartete mit Aja auf dem Arm,
solange seine Kleider trockneten. Aja wich nicht von seiner Seite, und Zigi
ließ sie auf seinen Schultern sitzen, aß mit ihr von einem Teller, von einem
Löffel, ließ sich von ihr füttern, band sie mit dem Tuch vor seine Brust, wenn
er hinausging, und wenn er sie abends ins warme Wasser in der Wanne setzte,
küsste er jeden ihrer kleinen Finger, jede ihrer winzigen Zehen, und er legte
Aja später nicht ins Bett, sondern ließ sie auf seinem Schoß einschlafen, wo
sie bis in die Nacht wie ein Kätzchen eingerollt liegen blieb, ohne sich zu
rühren.
Évi fragte nie, wie lange Zigi
bleiben würde. Jeden Morgen, wenn er auf dem Boden lag und Aja über seinen
Rücken, seine Arme, über seinen Kopf klettern ließ, ging Évi los mit ihrem
Einkaufsnetz, und von dem Geld, das Zigi über den Tisch gestreut hatte, kaufte
sie in einem kleinen Laden ein für drei, ohne zu wissen, ob Zigi am Abend noch
da sein würde. Wenn er sie verließ, ging er wie ein Dieb in der Nacht, schloss
die Türen hinter sich lautlos und schlüpfte in die Dunkelheit, um ihre
Gesichter nicht sehen und kein Wort hören zu müssen, das ihn zum Bleiben
bewegen könnte. Aber etwas habe ihn immer schon am Abend zuvor verraten, wenn
sie am Tisch gesessen hätten, sagte Évi, etwas an seiner Art, sie und Aja
anzuschauen, und stiller zu sein als sonst, wenn sie später im Bett gelegen
hätten. Sogar der kleine Leberfleck unter seiner rechten Braue habe dann anders
ausgesehen und Évi wissen lassen, am nächsten Morgen, wenn sie nach einer
kurzen Nacht aufwachen würde, wäre Zigi nicht mehr da. Aja würde nach ihm
rufen, sie würde ihn suchen, unter dem Bett, im Schrank, hinter der Tür, und
nach Stunden würde sie weniger suchen, und nach Tagen würde sie aufhören damit.
Als Évi erfuhr, dass Zigi kurz
nach Neujahr, an einem für die Jahreszeit zu milden Tag auf ein Schiff gestiegen
war, das ihn über den Ozean trug, versuchte sie sich mit dem Bild zu beruhigen,
sie und Zigi folgten nur zwei Punkten auf einer Landkarte, die nicht auf
derselben Seite lagen. Aber es schmerzte sie, es stieß sie zurück in eine
Dunkelheit, die sie glaubte, verlassen zu haben, und später musste sie oft an
diesen frühlingshaften Tag im Januar denken, auf den Wochen mit Eis und Schnee
folgten und an den sie sich gut erinnern konnte, weil sie ohne Jacke gegangen
war und Aja keine Mütze übergezogen hatte. Als sie erfuhr, dass Zigi an diesem
Tag das Schiff genommen hatte, um die Nähe zu ihr und Aja aufzugeben und
einzutauschen gegen etwas anderes, das kaum mehr war als eine Idee, als ein
Versprechen, kam es ihr seltsam vor, es nicht gespürt zu haben, nicht an
ihrer Schulter, an ihrem Rücken, wo sie sonst immer hatte spüren können, ob
Zigi kommen oder gehen würde, und sich nie hatte umdrehen müssen, um zu wissen,
dass Zigi gerade auf der Straße stand, gerade schaute er hoch zum Fenster. Bald
verlor
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