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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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Vater hier war, und sie wurde unruhig, sobald er tat, als sei
es sein Haus und er dürfe damit anstellen, was immer er wollte. Sie schaukelte
schneller im großen Tuch, das Évi zwischen die Birnbäume gebunden hatte, und
ließ ihren Blick nicht ab von Karls Vater, als dürfe sie keine seiner Bewegungen
verpassen und müsse ihn aufhalten, sobald er durch ihren Garten lief und den
Hammer an ihre Wände setzte, als müsse sie ihn davon abbringen, dem Haus und
den wenigen Dingen darin zu nahe zu kommen. Manchmal sprang sie auf, nahm ihm
etwas aus der Hand und legte es an seinen Platz zurück, und er ließ es
geschehen, als wolle er sich nicht gegen Aja wenden, als habe er Angst, sie
gegen sich aufzubringen. Jeden Morgen durchstieß er auf seinem Fahrrad die
unsichtbare Grenze, die Aja für ihn von den Maisfeldern zum Bachlauf gezogen
hatte, und während Évi nichts dagegen hatte, dass er seine Werkzeuge auf den
Boden ihrer winzigen Küche und draußen zwischen die Butterblumen streute,
erlaubte Aja ihm nicht, einen Schritt in ihr Zimmer zu tun oder vom Garten aus
ihr kleines Fenster zu richten. Sie hielt sich die Ohren zu, wenn Évi das Radio
einschaltete, das Karls Vater gebracht und dessen kurze Antenne er so lange
ausgerichtet hatte, bis er hier, abseits der Häuser und Straßen, einen Sender
gefunden hatte, mit Liedern, die Évi mochte und laut mitsang: Wunderbares
Mädchen, hast mich schon am Fädchen, hast mich schon am Gängelband. Es ärgerte
Aja, wenn er abends unterm Birnbaum saß, obwohl er die leeren Kuchenplatten
schon längst in die Küche gestellt hatte, wenn er morgens aus Évis Tassen
trank, bevor er den Kuchen hinaustrug und sein Fahrrad an den Johannisbeeren
vorbeischob. Es störte sie, wenn er am Weizen entlangfuhr und mit den Rädern
Streifen in den Staub zeichnete, wenn er am Nachmittag das schiefhängende Tor
anhob, damit es beim Öffnen nicht auf dem Boden schleifte, und wenn dann sein
Gesicht zu sehen war, mit dem blonden Ziegenbart, an dem er zupfte, sobald Évi
aus dem Fenster schaute, als falle ihm mit seinen Händen sonst nichts ein.
    Die Zeit, in der Zigi nicht da
war, wurde mit Karls Vater nur länger. Zigis Sprünge, seine Geschichten, von
denen wir nie wussten, sollten sie wahr oder erfunden sein, fehlten Aja, seine
schiefen Skizzen, die er in Sekunden mit einem spitzen Bleistift in ihr
Schulheft zeichnete, sein wirres Haar, seine dunklen Zähne, die sich dicht
aneinanderdrängten, seine Hände, mit denen er Aja auf die Schultern hob, um so
an den Feldern entlangzulaufen, bis die Dunkelheit sie verschluckte. Am meisten
schien ihr das leichte Gefühl zu fehlen, mit dem sie zu Bett ging, wenn Zigi
seine Stimme durchs Haus schickte, mit dem sie aufwachte und zum Fliegengitter
lief, wenn sie wusste, dass Zigi ohne Hemd und in zu kurzen Hosen auf den
Stufen saß, er trank seinen ersten schwarzen Kaffee aus der kleinen roten
Tasse, die Évi auf die Treppe gestellt hat. Karls Vater schien es nur zu geben,
um Aja daran zu erinnern, dass Zigi nicht hier war, dass er die meiste Zeit
nicht hier war, und dass nicht Zigi, sondern ein anderer Évis Nähe suchte.
Jedes Mal, wenn Karls Vater sein Fahrrad an den Baum lehnte, wenn er sich mit
einer seiner langsamen, schweren Bewegungen auf die Bank setzte, wusste Aja,
dass Zigi weit weg war, auf der anderen Seite eines Ozeans, am anderen Ende
eines Meeres, das wir uns unter seiner Oberfläche tief und dunkel und eisig vorstellten.
Sie verstand nicht, warum Karls Vater seine verrückten Einfälle unbedingt in
ihrem Haus, in ihrem Garten umsetzen musste, warum er in Kirchblüt keinen anderen
Ort dafür fand, warum Évi es zuließ, dass er ausgerechnet ihr Haus betrat und
die Türen der Schränke richtete, die schwebenden Kabel und Glühbirnen hochband
und dann wie ein stummer Gast vor dem Fliegengitter wartete, bis er irgendwann
aufstand, ohne Gruß auf sein Fahrrad stieg und losfuhr, in seinem Regenmantel,
den er nie zuknöpfte und den der Fahrtwind aufblies. Für Tisch und Stühle baute
er ein Podest in die Küche, damit Évi höher sitzen und die Sträucher vor dem
Zaun und unsere Linden besser sehen konnte, wenn Aja dort am Abend zu den
Tauben sprach.
    Einen Stuhl schraubte er wie einen
Hochsitz an die Wand, auf die roten Rosen der Tapete neben dem Fensterrahmen,
nachdem er gesehen hatte, wie Évi in den Regen geschaut hatte, als das Wasser
knöchelhoch unter den Bäumen gestanden hatte, und wir uns tagelang gefragt
hatten, aus welchen Wolken der viele

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