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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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spurlos verschwunden. Sie wurde zuletzt am Unfallort von einem Zeugen gesehen, der ihr zu Hilfe eilen wollte. Ihre plötzliche Flucht läßt in Verbindung mit den übrigen Verdachtsmomenten eine Beteiligung an den vorangegangenen Verbrechen vermuten. Sachdienliche Hinweise, die zum Auffinden der Verschwundenen führen... und so weiter und so weiter.« Fabio ließ die Zeitung sinken und beobachtete Johannas Gesicht. Sie öffnete langsam die Augen und starrte ihn an.
    »Da kann man doch mal sehen, wie schnell aus einem Opfer ein Täter werden kann«, sagte er im Plauderton. »Du wirst also polizeilich gesucht. Es steht übrigens auch drin, daß Leo angeschossen wurde. Weil du abgehauen bist, glauben sie natürlich, daß du es getan hast. Wahrscheinlich haben sie die genauen Untersuchungsergebnisse noch nicht. Sonst wüßten sie, daß Leo aus größerer Entfernung angeschossen wurde, nicht vom Wageninneren aus. Ja, ich würde sagen, du hast gute Chancen, dich wenigstens von diesem Verdacht reinzuwaschen. Mit dem Gift und Harald Klingenberg ist das natürlich eine ganz andere Geschichte.« Er machte eine wohlkalkulierte Pause. »Ich war noch oben im Penthouse, als sie das Gift dort fanden. Und ich habe das Gesicht dieses Staatsanwalts gesehen. Ich schwöre dir, er würde alles tun, um dich hinter Gitter zu bringen.«
    Sie antwortete nicht, aber er sah, daß sie die Lippen bewegte. Sie schluckte, dann schloß sie wieder die Augen und wandte den Kopf zur Seite.
    Er wartete eine volle Minute lang, dann warf er die Zeitung zu Boden, packte sie bei den Schultern und schüttelte sie. »Johanna, hast du das nicht verstanden? Sie suchen dich. Sie glauben, du hast deinen Mann auf dem Gewissen. Und deinen Chef! Verdammt, hast du dazu nichts zu sagen?«
    Er spürte die Anspannung ihres Körpers, aber sie schwieg beharrlich. Er änderte die Taktik. »Weißt du, du siehst gut aus. Erholt.« Er streichelte ihre Wange, seine Finger berührten sanft ihre Kehle, glitten weiter zu ihrer rechten Brust. »Meine Schwester hat dich anständig herausgefüttert. Ich habe das Gefühl, du hast wieder etwas zugenommen. Die Ruhe und der viele Schlaf haben dir gutgetan, hm? Eigentlich machst du auf mich einen ziemlich gesunden Eindruck. Ich sollte dir etwas Bewegung verschaffen. Du brauchst dazu auch nicht aufzustehen. Was würdest du davon halten, wenn wir ein paar Erinnerungen auffrischen? Es war wirklich gut mit uns beiden, vor dem Kamin. Unter der Dusche war’s noch besser. Das ist schon wochenlang her, viel zu lange für meinen Geschmack. Ich hätte Lust auf eine kleine Nummer.« Er haßte sich für seine Worte und sein Verhalten, er sagte sich, daß er es nur täte, um ihr irgendeine Reaktion zu entlocken, aber als er sich voll bekleidet zu ihr ins Bett legte und ihren warmen, schmalen Körper umfing, lösten sich sein Ärger und seine Zielstrebigkeit unter dem Ansturm anderer Gefühle auf. Fabio berauschte sich an Johannas Nähe. Er empfand keine sexuelle Erregung, nur ein überwältigendes Bedürfnis, sie zu halten. »Johanna«, murmelte er, sein Gesicht in ihren Haaren bergend und mit den Händen über ihren Rücken fahrend.
    »Als ich dreizehn war, sind meine Eltern bei einem Unfall ums Leben gekommen.« Ihre Stimme war leise, aber klar. »Micky und ich kamen zu unserer Tante. Sie hatte einen Freund, der auf ganz junge Mädchen stand. Er hat... mich angefaßt. Ich hatte entsetzliche Angst, aber die Scham war schlimmer, deshalb habe ich geschwiegen. Es kam heraus. Meine Tante hat in meinem Tagebuch gelesen. Es gab ein Riesentheater, die Polizei und das Jugendamt wurden eingeschaltet, und wir Kinder mußten ins Heim. Nie werde ich das Gesicht meiner Tante vergessen, als sie sich von mir verabschiedete. Ich sah es in ihren Augen. Sie gab mir allein die Schuld. Ich tat das, was Kinder in solchen Situationen tun. Ich glaubte, daß sie recht hatte. Ich dachte, daß es meine Schuld war.« Er bog ihren Kopf nach hinten und suchte ihren Blick. »Das habe ich nicht gewußt!«
    Ihre Augen waren weit offen. Er suchte nach Gefühlen, nach Verzweiflung, Schmerz, Verbitterung, aber er sah nur unendliche Müdigkeit und Resignation.
    »Im Heim gab es einen Jungen. Er war sechzehn, und er war brutal und gemein. Er hat mir weh getan. Mich vergewaltigt. Micky stand daneben und mußte zusehen. Er hat geweint. Er hatte einen kleinen Fotoapparat, eins solcher Dinger, wie man sie im Zoo kaufen kann, mit lauter Tieren drin, die man weiterknipst. Das war das

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