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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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Ruhestandsalter.« Sie rückte ein Stück von ihm ab, versuchte, im Dunkeln sein Gesicht zu sehen. »Verstehst du nicht, daß ich etwas unternehmen muß ?«
    » Johanna, du kannst nicht zur Polizei gehen. Denk an das Gift, das sie im Penthouse gefunden haben. Irgendwie werden sie es schaffen, dir die Todesfälle anzuhängen, zumindest eine Beteiligung am Tod Klingenbergs. Sie werden dir kein Wort glauben. Sie werden dich auslachen und dich dann einsperren. Wenn du erst im Knast sitzt, bist du tot. Glaubst du etwa, daß diese Killer dich im Gefängnis nicht umlegen können?«
    »Nein, das glaube ich nicht. So dämlich bin ich nicht.«
    »Dann geh mit mir weg.«
    »Nein. Ich gehe zur Polizei, aber nicht ohne Beweise.«
    Fabio erstarrte. »Was soll das heißen?«
    »Es soll genau das heißen, was du glaubst, das es heißen soll«, sagte sie leidenschaftlich. »Ich brauche die Amery-Akte. Damit habe ich alles. Die Namen der Firmen, hinter denen die Nutznießer dieses gigantischen Geldwäscheprojekts stecken. Die Nummern der schwarzen Konten überall auf der ganzen Welt. Begreifst du denn nicht, ich kann es damit auffliegen lassen! Sie müßten es nicht nur stoppen oder verschieben. Nein, es wäre ein für allemal vorbei. Nirgendwo mehr ein Trojanisches Pferd. Niemals mehr ein letztes Stück!«
    »Das glaubst du doch selbst nicht.« Er gab sich keine Mühe, den Sarkasmus in seiner Stimme zu unterdrücken. »Du kannst unmöglich so naiv sein.«
    »Ich weiß, was du meinst. Du denkst, damit kriegen wir zwar ihr Geld, aber nicht sie selbst. Du glaubst, daß das keine Lösung ist. Aber du täuschst dich. Es ist die absolute Lösung. Mit dem Geld nehmen wir ihnen alles, was sie stark und gefährlich macht. Besessenheit, Macht, Risikobereitschaft, Kampfwillen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Ich bin erst seit zwei Jahren in dem Geschäft. Aber das gehörte zu den obersten Prinzipien, die ich gelernt habe. Ohne Geld ist es vorbei. Wenn sie kein Geld mehr haben, sind sie nichts mehr.«
    Er schwieg und starrte auf die bizarren Schattenmuster an den Wänden.
    »Fabio?«
    »Hm?«
    »Du mußt mir nicht dabei helfen. Ich tu’s allein.«
    »Sei jetzt still und versuch zu schlafen.«
    »Ich bin plötzlich gar nicht mehr müde.«
    »Ich aber«, brummte er.
    »Sehr müde?«
    »Mhm.«
    Ihre Hand bewegte sich suchend unter der Decke. » Zu müde?«
    Natürlich war er nicht zu müde.

    In der Nacht träumte er wieder von Blut und Tod. Sein Vater sank vor seinen in Sandalen steckenden Füßen zusammen, und Hirnmasse spritzte auf seine nackten Zehen, seine Schienbeine. Er wollte nicht hochblicken, denn es wäre sein Tod, wenn er die Gesichter der Männer mit den schwarzen Maschinenpistolen erkannte. Und dann tat er es doch und sah, wie sich Finger um die Abzugsbügel krümmten. Bevor er die Gesichter fixieren konnte, waren sie verschwunden. Die Männer hatten sich umgedreht und entfernt, und er war allein mit seinem toten Vater. Er würgte und keuchte und fiel auf die Knie, dann stürzte der blutige Staub des Bodens auf ihn zu, und alles wurde schwarz. Er öffnete die Augen, doch die Schwärze um ihn herum blieb. Er war nicht allein. Jemand hielt ihn mit aller Macht fest und drückte seine Arme gegen seinen Körper. Er befreite sich mit einem Ruck, stieß die Hände, die nach ihm griffen, von sich. Nach Luft ringend, warf er die Decke von sich, streckte Arme und Beine aus. Er war erwachsen, kein Kind mit nackten Füßen, auf denen das Hirn seines ermordeten Vaters klebte. Er wurde vollends wach und blinzelte in die Dunkelheit.
    »Johanna?«
    »Du hattest einen Alptraum«, sagte sie atemlos.
    »Habe ich dir weh getan?«
    »Ich werd’s überstehen.«
    Er kämpfte sich aus dem Bett und fand den Lichtschalter. Sie gab einen unwilligen Laut von sich, als die Deckenbeleuchtung aufflammte und sie blendete. »Es ist okay, du hast es nicht mit Absicht getan. Mach das Licht wieder aus.«
    Fabio gehorchte zögernd und kam langsam durch die Dunkelheit wieder zurück zum Bett. Er tastete nach ihr und zog sie an sich, preßte sie an seinen schweißgebadeten Körper. Sein Brustkorb bewegte sich stoßweise, und erst als er sie eine Weile in seinen Armen gehalten hatte, ging sein Atem ruhiger.
    Ihr Haar streifte seine Schulter. »Was hast du geträumt?«
    »Es ist immer derselbe Traum. Mein Vater stirbt vor meinen Augen, und ich kann nichts tun.«
    »Hatte er einen Unfall?«
    »Seine Mörder würden es vermutlich so nennen. Er wurde erschossen, weil er

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