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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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befohlen. Aber er wollte in diesem Stadium nicht spitzfindig sein. Die Zeit würde kommen, in der auch Wiking seine Formulierungen besser kontrollierte.
    »Sie hat mich heute angerufen, vor einer Stunde etwa«, fuhr Wiking fort. »Ihre Karte war weg, geklaut. Von diesem Italiener.«
    »Wie konnte sie da den Zusammenhang herstellen? Woher kannte sie ihn?«
    »Er hatte mal bei ihr im Büro angerufen und wollte sie sprechen, damals, als wir in Paris waren. Hilda hat sich daran erinnert. Gutes Kind. Vielleicht sollte ich wirklich mit ihr ins Kasino gehen.«
    »Das sollten Sie unbedingt«, sagte Ernst gutgelaunt.
    »Wenn ich dann noch frei herumlaufe.«
    »Warum so düster, mein Freund? Wir sind dicht davor, alles in die von uns gebahnten Wege zu lenken.«
    »Ja, und es sind Wege direkt in den Knast. Sie wissen ja das Schlimmste noch nicht.«
    Ernst wartete, schweigend seine Nägel betrachtend.
    »Helmberg war auch in der Bank«, platzte Wiking nervös heraus. »Helmberg«, wiederholte Ernst gedehnt.
    »Ja. Ich hatte nach dem Gespräch mit Hilda natürlich sofort den Sicherheitsdienst wegen der verlorenen Karte informiert und dabei erfahren, daß sie in der Nacht von Freitag auf Samstag benutzt worden ist. Der Wachmann hat mir dann auch gleich unaufgefordert heruntergebetet, welche ID-Nummern in dieser Nacht außerdem eingegeben worden sind. Es waren bloß vier. Ich habe mir die Namen heraussuchen lassen. Helmberg war einer davon. Und soll ich Ihnen etwas sagen?«
    »Nicht nötig. Er ist weg. Nicht mehr zu erreichen. Und mit ihm seine ganze Familie.«
    »Ja, verdammt! Er rennt um sein Leben, also hat er ihr etwas zugeschanzt. Deshalb hat er sich aus dem Staub gemacht. Und das tue ich auch, so schnell wie möglich, darauf können Sie Gift nehmen!«
    Ernst lachte meckernd. »Sie haben Sinn für Humor!« Bei seinen nächsten Worten schnellte seine Stimme nach oben. »Wer Gift nimmt, entscheide ich !« Seine Fingernägel begannen einen klickenden Tanz auf dem Mikrofon des Handy.
    Wiking schwieg sekundenlang. »Was soll ich tun?« fragte er schließlich. Es klang fast demütig.
    »Das hört sich schon anders an. Sie bleiben, wo Sie sind. Business as usual, so sagt man doch unter den Bankern, oder? Wenn sie etwas hätte, wäre sie längst damit zur Polizei gegangen, und Sie säßen schon auf einem etwas härteren Gestühl als jetzt. Sie hatte immerhin zwei Tage Zeit, Sie hochgehen zu lassen. Nein, Helmberg ist nur deswegen getürmt, weil er Angst hat. Angst, wir könnten womöglich glauben, er hätte ihr etwas zugeschanzt. Oh, natürlich hat er sie getroffen. Sie haben geredet, sich unterhalten. Bestimmt haben sie das. Aber sonst konnte er nichts für sie tun. Er wird auch in Zukunft nichts in dieser Angelegenheit tun. Ich habe seine Augen gesehen, als ich mit ihm gesprochen habe. Er wird nicht reden. Niemals.« Es klang abschließend.
    »Was passiert jetzt?«
    »Das, was schon die ganze Zeit hätte passieren sollen. Sie wird ausgeschaltet, und dann können wir endlich das Geschäftliche in Angriff nehmen. Unser Projekt Troja wird Wahrheit werden!« Wiking hörte den wahnhaften Eifer in Ernsts Stimme. Er fror in seiner Königsteiner Villa, trotz der behaglichen Wärme in seinem Arbeitszimmer. »Wo sind Sie eigentlich? Immer noch in Hamburg? Warum können Sie mir nicht wenigstens Ihre Telefonnummer geben? Wie soll ich Sie erreichen, wenn etwas Wichtiges passiert?«
    Die Leitung war tot. Ernst hatte das Gespräch beendet.

    Fabio und Johanna machten am späten Mittag in der Nähe von Rom halt und gingen zum Essen in ein Bistro. Obwohl es Johanna von Stunde zu Stunde körperlich besserging, verspürte sie wenig Appetit, aber sie wußte, daß sie essen mußte, um wieder zu Kräften zu kommen. Sie stocherte in den Tortellini, die Fabio ihr empfohlen hatte, und musterte ihn von Zeit zu Zeit verstohlen. Er war zusehends schweigsamer geworden, und seine Anspannung hatte wieder zugenommen. Johanna wußte, daß er an seine Schwester dachte. Auch ihre Gedanken wanderten zu ihrem Bruder. Bilder erstanden vor ihrem inneren Auge. Ein wundervoll geschmückter Weihnachtsbaum und Micky als Krabbelkind davor, einen Turm aus Bauklötzen umstoßend. Micky, begeistert krähend vor dem Flußpferd im Zoo. Er schwenkte sein Eis und verschmierte damit die Haare ihres Vaters. Micky im Heim, ein stiller Junge mit ängstlichen Augen. Micky als Junge ohne Zukunft, unterwegs auf einer Einbahnstraße, die ins Nirgendwo führte. Als junger Mann, tragisch und

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