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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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dem Tod des Alten haben ihn jede freie Minute gekostet. Aber diese Sache ist heiß. Er verschiebt alles dafür, wenn es sein muß.«
    »Das liegt nahe. Soviel Geld kriegt die Bank in hundert Jahren nicht auf einen Schlag. Was ist für dich drin?«
    »Kramer geht nächstes Jahr zur Deutschen. Übernimmt dort eine rentable Immobilientochter. Es ist noch inoffiziell, aber er packt schon seine Sachen. Wiking stellt ihn frei. Ich ziehe aus der Sechsten hierher in die Zehnte.«
    »Du kriegst die Vermögensverwaltung?« fragte sie fassungslos. »Weniger wäre nicht genug für so ein Riesending. Ich suche mir das schönste Büro von allen aus. Das von Kramer finde ich eigentlich zu zugig. Vielleicht nehme ich das neben dir. Oder eines der Eckbüros. Übrigens, wenn ich Chef der Vermögensverwaltung werde, bin ich dein Vorgesetzter.«
    Sie blickte ihn ausdruckslos an.
    »Komm schon, Johanna. Ich tu dir doch nichts. Geschäft ist Geschäft. Wir profitieren beide davon. Da ist ein Wahnsinnsgeld drin, für dich und für mich. Wenn es dir um den Geschäftsführerposten geht — du kriegst deine Beförderung, ich sorge dafür. Ich werde dir nicht in die Quere kommen. Ich verspreche es.«
    »Leo, ich denke nicht, daß das eine gute Idee ist«, sagte sie langsam.
    Er zog ein langes, schmales Kästchen aus der Brusttasche seines Jacketts und schob es ihr über den Schreibtisch hinweg zu.
    »Was ist das?«
    »Mach’s auf.«
    »Besser nicht.«
    »Mach’s schon auf.«
    Sie öffnete es. Die einfallende Sonne fing das farbige Feuer der Saphire ein, das klare blaue Licht spiegelte sich in ihren weit aufgerissenen Augen. Sie wollte etwas sagen, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht.
    »Hübsches Collier«, brachte sie schließlich heraus. »Muß dich mindestens hundertfünfzigtausend gekostet haben.«
    »Zwei«, sagte er sachlich. »Ich hatte ein paar gute Wochen.«
    Sie klappte das Kästchen zu und stieß es über den Schreibtisch zurück in seine Richtung. »Ich will es nicht.«
    »Johanna, ich bitte dich. Nimm es als Ausdruck meiner Wertschätzung. Ohne Verpflichtung.«
    »Kostenlos und unverbindlich. Wie alle deine Mitbringsel.«
    »Zynismus steht dir nicht.«
    »Ein Halsband auch nicht, egal, was es gekostet hat. Vor allem dann nicht, wenn es an einer kurzen Leine hängt, von der du das andere Ende in der Hand hast.«
    Er lachte und stand auf. »Du trägst es demnächst in Paris, Schätzchen.«
    Mit einem lässigen Winken verließ er ihr Büro. Das Kästchen ließ er liegen. Nach einer Weile beugte sie sich über den Schreibtisch, nahm es und machte es auf. Sie betrachtete lange die funkelnden Steine.

    Am letzten Tag im September ging sie nachmittags in den Zoo, wie schon oft in den vergangenen Wochen. Diesmal hatte sie Glück. Sie fand ihren Bruder inmitten einer Gruppe lärmender Kinder an dem Absperrgitter des Flußpferdgeheges. Er stand gebeugt da, die Ellbogen auf dem oberen Metallrohr der Absperrung aufgestützt. Die Hände hingen locker und offen vor ihm. Sein blondes Haar fiel ihm in die Stirn.
    »Ich dachte mir, daß ich dich eines Nachmittags hier finde.« Sie stellte sich neben ihn. Er machte eine flüchtige Bewegung, so als wollte er sich aufrichten und zurückweichen, verharrte dann aber. Sie beobachtete ihn wachsam. »Ich war in der letzten Zeit fast jeden Nachmittag hier. Ich wußte, du würdest irgendwann herkommen. Ich habe dich auf der Beerdigung gesehen. Ich hatte keine Ahnung, daß du schon draußen bist.«
    Er blickte schweigend auf das Wasserbecken, in dem das Flußpferd seine Runden zog. Die Kinder jauchzten und zeigten mit den Fingern, ließen sich von ihren Eltern auf die umlaufenden Streben der Absperrung heben.
    »Was willst du, Johanna?«
    Sie verschränkte die Hände, unterdrückte den schmerzhaft starken Impuls, ihn zu berühren. Sie konnte nichts sagen.
    Er drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht trug Spuren. Die Monate im Gefängnis hatten ihm einen Stempel aufgedrückt. Sie erkannte Gewalt, Kampf, Niederlagen.
    »Seit wann bist du draußen?«
    »Seit drei Monaten.«
    »Warum bist du nicht zu mir gekommen, Micky?«
    »Wozu?«
    »Du bist mein Bruder.«
    Er zuckte die Achseln.
    »Hast du eine Bleibe?«
    »Sicher. Sonst wäre ich nicht draußen. Ich habe Bewährung.«
    »Du bist clean.« Es war eine Feststellung. Sie hätte es an seinen Augen gesehen, wenn es anders gewesen wäre. So, wie sie es früher immer sofort gesehen hatte.
    »Natürlich, was dachtest du denn. Wie hätte ich sonst rauskommen

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