Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
Vom Netzwerk:
beiden. Übrigens, wenn du das nächste Mal nach Hause kommst, hängt dort eine Überraschung für dich. Über dem Kamin.«
    Sie starrte ihn an. Es sah ihm ähnlich, daß er so etwas versuchen würde. »Du hast vermutlich einen Schlüsseldienst bemüht, um reinzukommen.«
    »Ausgezeichnet kombiniert. Ich bin mit einer sehr intelligenten Frau verheiratet. Aber das wissen wir ja beide.«
    Sie überlegte, ob er den Ersatzschlüssel mitgenommen hatte. Wahrscheinlich. Er lag genau dort, wo sie auch den Ersatzschlüssel für das alte Schloß aufbewahrt hatten. Oben auf dem Türrahmen.
    »Interessiert dich nicht, was dich dort erwartet?«
    Sie stieß sich mit den Füßen ab, rollte ein Stück mit ihrem Sessel zurück. »Komm zur Sache, Leo. Du hast genau eine Minute.«
    Er seufzte in gespielter Resignation. »Ich sehe, du bist durch nichts zu beeindrucken. Wenn ich dich nicht besser kennen würde, könnte ich glatt glauben, daß du unfähig bist, Gefühle zu empfinden. Aber ich weiß ja, daß du es kannst. Du kannst sogar weinen. Allein und im Dunkeln, aber du kannst es. Du hast nie geweint, seit ich dich kenne. Du tust es nicht einmal dann, wenn ich... Aber um den Alten hast du geweint, oder? Außer mir weiß es bloß niemand. Sie denken, du bist kalt. Kalt wie ein Fisch. Nein, wie ein Stück Eis. Eine Eisprinzessin. Wußtest du übrigens, daß das dein Spitzname hier bei den Jungs in der Bank war? Eisprinzessin. Es paßt sehr gut, finde ich. Natürlich war das, bevor du in mein Bett gekommen bist. Da ist die Eisprinzessin geschmolzen. Wie Wachs in meinen Armen.«
    »Das ist lange her.«
    »Nicht so lange, daß ich mich nicht genau daran erinnern könnte.« Seine Stimme klang plötzlich belegt. »Johanna.«
    Sie sprang auf, ging rückwärts in Richtung Tür, umfaßte die Klinke. »Raus hier. Sofort.«
    »Johanna, laß das. Glaubst du, ich würde es hier im Büro probieren?«
    »Ich kastriere dich, wenn du es noch mal probierst. Egal, wo.«
    »Interessant. Immerhin drohst du nicht damit, mich anzuzeigen. Was beweist, daß du mir nicht allzu böse sein kannst.«
    Sie schwieg. Ihre Augen hatten sich zu haßerfüllten Schlitzen verengt.
    »Du kannst die Tür aufmachen, wenn dich das beruhigt. Hilda wäre vermutlich im Bruchteil einer Sekunde hier drin, wenn sie deine Hilferufe hört. Du müßtest natürlich schreien.«
    Er ging auf sie zu, sie umklammerte die Klinke fester. »Aber du schreist ja nicht. Du kannst es nicht, stimmt’s? Du kannst überhaupt nicht schreien. Du wehrst dich, so gut du kannst, aber du schreist nie. Hat das einen besonderen Grund? Vielleicht gefällt es dir doch ganz gut, wenn ich es auf diese Art mache.«
    Ihre Blicke trafen sich. Seine Miene wirkte gelassen. Johanna erkannte, daß er sie nur provozierte. Sie ließ die Klinke los, ging mit festen Schritten zurück zu ihrem Sessel und ließ sich hineinfallen.
    »Du bist ein widerliches, ekelhaftes Schwein.« Ihre Stimme klirrte vor Verachtung.
    »Was immer du sagst, Kleines. Du drückst solche Sachen sehr prägnant aus, finde ich. Allerdings bin ich nicht hierhergekommen, um Komplimente einzuheimsen, so nett du deine Sache auch machst.«
    Sie wartete schweigend.
    »Ich bringe dir noch ein anderes Geschenk. Ein anderes als das, was bei uns zu Hause hängt.« Er betonte das >uns< auf unmißverständliche Weise. »Ein berufliches Geschenk, könnte man sagen. Ich habe den dicksten Fisch an der Angel, seit diese Bank steht!«
    »Die steht seit über hundertfünfzig Jahren.«
    Er setzte sich in den lederbespannten Besucherstuhl und wippte nach hinten. Sie suchte nach Anzeichen der üblichen Selbstgefälligkeit, die er nach der Akquisition wirklich reicher Großkunden stets an den Tag legte, aber diesmal war es mehr. Sein Gesicht leuchtete vor jungenhafter Begeisterung.
    »Du meinst es ernst«, sagte sie ungläubig.
    »Darauf kannst du wetten. Es geht um eine Stiftung, Schätzchen. Es wird dir die Schuhe ausziehen.«
    Sie klammerte die Gefühle aus und wurde geschäftsmäßig. »Wer, wann, wieviel?«
    »Ein schwerreicher Krösus mit Namen Amery. Ich habe ihn in Aix aufgerissen, bei der Auktion, auf der ich... na, du wirst es sehen, wenn du nach Hause kommst.«
    »Amery... Nie gehört. Wieviel?«
    »Rate.«
    »Verdammt, sag es schon.«
    »Du sollst es raten«, beharrte er.
    »Fünfzig Millionen«, sagte sie vorsichtig.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Leo!«
    Er grinste.
    »Na gut. Also dann...« Kühn sagte sie: »Hundert Millionen.«
    »Kalt. Ganz kalt.« Er

Weitere Kostenlose Bücher