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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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Haken.«
    »So ist es. Du und ich, wir sind eben unschlagbar.«
    »Wenn du es sagst. Was passiert jetzt? Ich meine — was hat er wohl vor? Hat sich angehört, als wollte er auf eine längere Reise gehen. Hat er was zu dir gesagt?«
    »Ja. Er reist heute abend noch ab. Morgen früh steigt er auf sein Schiff und segelt um die Welt. Ein ganz altertümliches Ding, seine Jacht. Eine Dreimastbark, wie zu Zeiten von Christoph Kolumbus. Er ist manchmal jahrelang damit unterwegs. Das sind für ihn Zeiten der Einkehr, sagt er. Zeiten, in denen er sich von der Welt verabschiedet.«
    »Und ich werde ihn nicht mehr treffen?«
    »Und du wirst ihn nicht mehr treffen«, bekräftigte er. »Wozu auch? Alles ist geklärt, heute abend kriegst du die Unterlagen, und wenn du dann noch irgendwas wissen mußt, fragst du einfach diesen Fettsack Strass. Prost.« Er hob sein Glas, trank einen Schluck, und anschließend hielt er es ihr hin. »Du sitzt auf dem Trockenen, Schatz. Hier, trink. Auf unseren Erfolg. Darauf, daß wir die Bank reich gemacht haben. Auf unsere heute verdienten Millionen in der Schweiz. Auf dich, auf mich. Auf uns.« Eine blonde Haarsträhne fiel ihm in die Stirn, er strich sie achtlos beiseite. Seine Augen funkelten vor mutwilliger Begeisterung, das Grübchen erschien neben seinem Mundwinkel, und er sah aus wie ein begeisterter Junge. Sie nahm ihm wortlos das Glas aus der Hand und trank. Der Drink war kühl und leicht, er schmeckte nach Minze und Lakritze. Die Augen schließend, lehnte sie sich in ihrem Sessel zurück. Sie hatte heute eine der größten deutschen Stiftungen für die Bank gesichert. Und für sich selbst ein Vermögen. Sie war eine reiche Frau. Wenn sie wollte, könnte sie morgen aufhören zu arbeiten. Reisen. Ausspannen. Lesen. Wonach immer ihr der Sinn stand. Ihr Geld hatte nur einen winzigen Schönheitsfehler, es war schwarzes Geld. Aber was machte das schon.
    Unter ihren geschlossenen Lidern glitt ihr Blick in die Zukunft. Doch dort war nichts zu sehen. Nichts außer Dunkelheit und bedrohlichen Schatten. Irgendwann bekam einer der Schatten ein Gesicht. Die Augen waren gebrochen, und in den Mundwinkeln klebte gestocktes Blut. Ein anderer Schatten nahm den Umriß eines zusammengekrümmten Embryos an, mit einem weiß zuckenden Herzen im Inneren.
    Als sie die Augen wieder öffnete, war sie allein.

    Abends stand sie am Fenster ihrer Suite und starrte schweigend hinaus auf die erleuchtete Place Vendôme. Es hatte wieder angefangen zu regnen, und Nebelschwaden trieben um den Fuß der Siegessäule.
    Leo trat hinter sie und legte seine Hände auf ihre Schultern. »Was ist los mit dir? Du hast heute abend wieder nichts gegessen. Bist in dich gekehrt. Bläst Trübsal. Starrst aus dem Fenster. Warum freust du dich nicht? Komm mit runter, was trinken. Wiking hat angerufen. Wir sollen mit ihm und Helmberg unten in der Bar auf die Milliarden anstoßen.« Er rieb mit den Daumen über ihre Schulterblätter, küßte sie sanft auf den Nacken, aber sie entzog sich ihm.
    »Geh allein. Ich habe keine Lust.« Sie spürte seinen prüfenden Blick, bis er sich nach einer Weile seufzend von ihr löste und aus dem Zimmer ging. Sie trat näher ans Fenster und öffnete es, atmete tief die kalte Nachtluft ein.
    Ein Klopfen unterbrach ihre Gedanken. Sie ging zur Tür. Jorges hünenhafte Gestalt stand vor ihr, wie schon am Nachmittag im korrekten dunklen Anzug. Er begrüßte sie freundlich lächelnd und hielt ihr eine dunkelrote Ledermappe hin, deren schwerer Einband mit einem goldgeprägten Wappen verziert war, dem gleichen wie auf Amerys Ring.
    »Die Unterlagen«, sagte Jorge.
    Johanna nahm sie entgegen und bedankte sich mechanisch. Dann blickte sie hoch. Sein Lächeln vertiefte sich und verlieh ihm das Aussehen eines großen, freundlichen Bernhardiners. Wieder war da etwas, das sie störte, und sie ertappte sich dabei, daß sie ihn anstarrte. Er wandte sofort halb sein Gesicht ab und schaute den Gang entlang, aber sie hatte es bereits gesehen. Er hatte zwei verschiedenfarbige Augen. Das rechte war von einem eigentümlich hellen Grau, das linke dagegen war viel dunkler, fast schwarz.
    Er lächelte immer noch, während sie ihm und Amery eine gute Reise wünschte, aber er sah sie nicht mehr direkt an, als er sich von ihr verabschiedete.
    Sie fühlte sich versucht, den Schnappverschluß der Mappe zu öffnen und sich Antworten zu holen auf all die Fragen, die Amery offengelassen hatte. Doch dann legte sie die Ledermappe achtlos

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