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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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Zeit und Gelegenheit, mich mit allen Einzelheiten der Stiftungsgründung vertraut zu machen. Ich beschäftige ein Heer erstklassiger Anwälte, wissen Sie.«
    Natürlich, dachte sie. Er war milliardenschwer. Wie hatte sie so naiv sein können zu glauben, daß er ohne den Hauch einer Ahnung der Bank die Hälfte seines immensen Vermögens zu Füßen legen würde?
    »Tja, also, ich...« Johanna räusperte sich und ärgerte sich über ihre plötzliche Befangenheit. Sie überlegte, was zum Teufel sie ihm jetzt erzählen sollte.
    Er lächelte. »Sie fragen sich natürlich jetzt, warum Sie überhaupt hier sind, wenn ich doch schon alles weiß, stimmt’s? Sie haben sicher eine hübsche kleine Rede vorbereitet. Ihr emsiger Herr Helmberg dahinten hat wahrscheinlich ellenlange Vertragsformulare und dicke Wälzer über das Stiftungsrecht in seinem Köfferchen.«
    Sie bestritt es nicht. Beunruhigt runzelte sie die Stirn. Es lief nicht so wie erwartet.
    »Alles überflüssig«, fuhr er gelassen fort.
    »Ja, aber...«
    »Ich habe alles schon erledigt. Die Stiftung ist bereits gegründet. Eine Satzung ist verfaßt. Für den Kapitaltransfer ist alles vorbereitet.«
    Das saß. Um ein Haar wäre sie gestolpert. Sie mußte schlucken und drehte sich abermals zu den anderen um, diesmal hilfesuchend. Sie schienen sich angeregt zu unterhalten und waren noch weiter zurückgefallen.
    »Ich bin ein Mann der Tat. Ich pflege Nägel mit Köpfen zu machen.«
    Sie starrte fassungslos vor sich auf den Weg.
    »Es scheint Ihnen die Sprache zu verschlagen.«
    Sie schluckte. »Das tut es. Ich bin natürlich schon öfter informierten Kunden begegnet. Aber es ist noch nicht vorgekommen, daß die Stiftung schon gegründet war, mit kompletter Satzung und allem.« Sie atmete aus, sammelte sich. Langsam fand sie ihre Fassung wieder. »Wofür soll das Geld eingesetzt werden? Wie sieht die Vorstandsregelung aus? Wer wird...«
    Er unterbrach sie. »Nicht so schnell. Ihr Eifer ist löblich, aber im Moment nicht gefragt. Dafür ist noch genug Zeit. Ich habe alles schwarz auf weiß, schön ordentlich gestapelt in meinem Safe im Hotel. Später. Lassen Sie uns laufen und dabei schweigen. Eine Weile zumindest. Das befreit den Geist und beruhigt ihn zugleich.« Sie ließ sich mitziehen. Als sie sich nach ein paar Minuten umschaute, war von den anderen nichts mehr zu sehen. »Vergessen Sie die anderen. Die können nicht mithalten.«
    Ihr fiel der Doppelsinn der leicht hingeworfenen Worte auf. Sie gingen wortlos nebeneinander her, gleichmäßig schnell. Er hielt sie weiterhin untergefaßt. Sein Griff war fest, aber unaufdringlich. Drei Läufer kreuzten ihren Weg. Die Frotteeschweißbänder auf ihren Stirnen waren feucht, und ihre regenfesten knallbunten Sportjacken blähten sich im Wind. Als sie an Johanna und Amery vorbeizogen, spritzte Wasser aus einer Pfütze hoch. Um die Baumstämme zu beiden Seiten des Wanderweges türmten sich Berge nassen Laubes.
    Nach einer Weile achtete Johanna nicht länger bewußt auf ihre Umgebung. Sie begann zu spüren, was er gemeint hatte. Sie streifte ihre Probleme ab, fühlte sich mit sich selbst im Einklang. Das Gleichmaß ihrer ausgreifenden Schritte versetzte sie in eine tranceartige Heiterkeit, ein Zustand, in dem nur noch die Vogelstimmen und die Geräusche des Windes in den Bäumen Bedeutung hatten.
    Sie näherten sich einer Straße, auf der Autos fuhren. Amery verhielt seinen Schritt und drehte sich zu ihr um, ohne ihren Arm loszulassen. Dicht vor ihr stehend, sah er sie an. Sie erwiderte stumm seinen Blick. Das Gletscherblau seiner Augen wurde durch einen dunklen Ring um seine Iris noch verstärkt. An einem schwachen Farbreflex in seinen silbergrauen Haaren erkannte sie, daß er früher hellblond gewesen sein mußte. Die feuchte Luft hatte einzelne Strähnen aus der makellosen Frisur gelöst und in seine Stirn fallen lassen. »Ich glaube, wir sind angekommen«, sagte er sanft. »Warum?« fragte sie ruhig.
    Er wußte, was sie meinte. »Es kommt eine Zeit zu nehmen, es kommt eine Zeit zu geben. Ich gebe die Hälfte von dem, was ich besitze, und dennoch bleibe ich einer der reichsten Männer der Welt. Meine Gründe tun im Augenblick nichts zur Sache. Vielleicht kommen wir später noch dazu, darüber zu reden. Vielleicht auch nicht. Aber eines sollten Sie wissen. Glauben Sie nicht, daß ich es tue, weil mir Ihr junger Leo so smart dahergekommen ist, neulich in Aix. Ich hatte schon längst daran gedacht, schon lange, bevor er mir von

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