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Bankster

Bankster

Titel: Bankster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudmundson
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und die Schachtel war in schönes Papier eingepackt und mit einem schönen Band umwickelt, in dem eine schöne Kunstblume steckte – das Paket war schlichtweg vollkommen. Ich ging ins Wohnzimmer, sah mich um und auf die schöne Papiertüte mit dem Paket, und es kam mir in den Sinn, sie zu verstecken, eigentlich schlug es mir erst auf den Magen und kam mir dann in den Sinn, meinen Einkauf zu verstecken, meine Tat zu vertuschen. Dieses vollkommene Paket war mit einem Mal das unangemessenste Geschenk, das ich mir vorstellen konnte, Badesalz oder einfach ein Streuer mit gewöhnlichem Salz wäre besser gewesen – so ein vollkommenes Paket würde unser unvollkommenes Leben in Fetzen reißen, sobald es geschenkt würde. Deswegen bin ich heute Abend bei der Geschenkzeremonie aufgestanden und habe Harpa geküsst, deswegen liegt das Paket hier hinterm Sofa im Bücherzimmer, Cognaczimmer.
    Harpa hat natürlich geschwindelt. Nachdem wir uns geküsst hatten, hat sie mir ein dünnes Päckchen gegeben: »Ich habe vergessen, es heute früh in deinen Schuh zu stecken, das ist kein Weihnachtsgeschenk, jedenfalls nicht für mich, nur was Kleines, weil du jetzt immer so viel spazieren gehst.« In dem Päckchen, das genau angemessen schön war, lagen schwarze Lederhandschuhe mit weißem Kaninchenfellfutter. Das Einzige, was ich sagen konnte, war, dass wir so bald wie möglich mal mit unseren Kaninchen spazieren gehen müssten, und Harpa lachte und erklärte den anderen den Witz.
    Endlich verdient das Cognaczimmer seinen Namen. Es steht zwar keine Flasche unterm Tisch, aber ein ausgetrunkenes Cognacglas obendrauf, genauer gesagt ein zweifach ausgetrunkenes Cognacglas. Ich bin noch in den Festtagsklamotten, habe aber schon alles gelockert, was man lockern kann. Harpa ist ins Zimmer gekommen und hat mir seit langem mal wieder einen Gutenachtkuss gegeben. Sie hat die Nase wegen des Zigarrenqualms gerümpft. Vor einigen Tagen habe ich ein paar davon im Kühlschrank entdeckt, mich vorhin an sie erinnert und beschlossen, eine kleine anzuzünden und sie beim Schreiben zu rauchen. Sie wirkte aber nur so klein, weil die zwei größten riesengroß waren, und jetzt liegt sie halbgeraucht und ramponiert auf der tassenlosen Untertasse. Als ich Harpa weiter oben geküsst habe, nicht Gutenacht, sondern weiter oben im Text, im Wohnzimmer ihrer Eltern, da wurde mir schwindelig und ich habe schnell die Zigarre ausgedrückt, und als ich kalten Schweiß auf meiner Stirn spürte, habe ich den Türspalt zum Balkon vergrößert, daher höre ich jetzt den Weihnachtsregen, den dämlichen Weihnachtsregen.
    28.12. – Sonntag

    Harpa ist im vegetarischen Restaurant. Ich habe ihr gesagt, dass ich lieber Waffeln mit Marmelade und Sahne essen will, und mich allein ins Café Mokka gesetzt – zum Glück, weil dort drinnen zwei Männer auf mich warteten, zwei Männer, die sagten, dass sie den gewünschten Revolver dabeihätten. Ich nahm ihn entgegen. Es war eine glänzende, blauschwarze, sechsschüssige Smith&Wesson mit kurzem Lauf. Als ich den Finger an den Abzug legte, wichen die Händler zurück: »Hey Mann, du wolltest sie geladen.«
    Nein, niemand hat auf mich gewartet, aber diese beiden, die schon an den letzten Sonntagen auf der langen Bank saßen, kamen mir trotzdem fast so vor. Sie haben einen Moment lang ihr Gespräch unterbrochen und geguckt, als sich die Tür öffnete und mit mir frische Luft ins Café wehte, durch verschmierte Lesebrillengläser haben trübe Augen mein Eintreten registriert. Keiner von ihnen sah wie ein Waffenhändler aus. Die Hemden der beiden – das eine hellblau, das andere cremegelb – spannten sich über festen Wampen, schwangeren Bäuchen, die die Knopfnähte auf die Probe stellten.
    Ich saß auf demselben Platz wie vor ein paar Tagen. Die geschwätzige Männergruppe war diesmal nicht da, nur ein schweigsames ausländisches Pärchen in meinem Alter und ein ganz kleines Mädchen mit seiner Oma. »Das ist toll, Oma«, sagte es, schlürfte den lauwarmen Kinderkakao und schlenkerte mit den Beinen. Eine so große Harmonie zwischen Worten und Stimme habe ich noch nie erlebt – die ganze Spannung in meinem Kopf legte sich, und ein paar Atemzüge lang war ich absurd optimistisch. Das ausländische Pärchen neben mir hatte dieses Geschenk des Mädchens, das neben seiner Oma saß und das Getränk durch einen rot-weißen Strohhalm genoss, komplett verpasst.
    Harpa ließ sich Zeit. Das war gut, es ist gut, dass wir getrennt sein können,

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