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Bankster

Bankster

Titel: Bankster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudmundson
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aus dem Hochland und über Lavafelder und Heideland, ganz steinhart. Und dann komme ich, will vom Lande sein und habe nichts zu erzählen, außer wie ich einmal auf dem Kai einem Seeskorpion den halben Verdauungstrakt herausgerissen habe, weil ich mich nicht getraut habe, beim Lösen des Angelhakens mit dem Finger dagegenzuhalten.
    Etwas in der Art habe ich vorhin zu Harpa gesagt, als sie fragte, ob sie mich nicht eben zu der Party bringen soll, von der ich sonst auf dem Heimweg immer so positiv erzähle und dabei meinen Bauch voller Sternrochen, Kartoffeln, Schafsschmalz, Bier und Branntwein streichle. Ich hatte damit gerechnet, dass sie mich überreden will, doch mitzufahren, hatte es mir irgendwie gewünscht und wollte dann auch nicht widerspenstig sein, aber sie schüttelte nur ihren wohlgeformten Kopf und kam zu mir, umarmte und küsste mich, sagte, dass sie mich liebe und hoffe, dass ich aufhöre, so zu tun, als hätte ich etwas verbrochen oder als wäre ich um etwas beraubt worden, das sie oder andere vermissen würden. Ich drückte sie zurück, besonders fest, weil ich sprachlos war und mich wahnsinnig danach sehnte, mich gemeinsam mit ihr zu sehnen.

25.12. – 02:07 Uhr

    Alle haben eine Mandel bekommen, alle haben ein Mandelgeschenk bekommen. Das war so eine fixe Idee von Schwiegermutter. Ich habe meine sofort gezeigt, als ich sie entdeckt hatte, aber da hatten schon drei andere ihre in den Mäulern versteckt und meinten, gewonnen zu haben. Schwiepa hat wie ein Pferd gelacht. »Nein, mein Markús, in diesem Jahr gewinnt niemand das Mandelspiel«, hat er mühsam hervorgestoßen und seine grauviolette Zunge mit der Mandel herausgestreckt, bevor er aufgestanden ist, eine Plastiktüte hinter dem Sofa hervorgeholt und kichernd Wollsocken verteilt hat: »Eure Mutter wollte, dass ich sie einpacke. Das habe ich anders gesehen. Ist doch am natürlichsten, es so zu machen. Glückwunsch, Glückwunsch Liebes, Glückwunsch …« Wir alle fanden das sehr lustig, sogar Harpas Onkel Sigfús lachte durch all die Psychopharmaka hindurch.
    Abends saßen wir zu acht am Tisch: Die Schwestern Harpa und Lára, Oma Sólveig, ich und Sölvi, die Schwiegereltern und Schwiegermutters Bruder Sigfús. Schwiegermutter? Schwiegereltern? Ich benutze diesen Begriff zu frei, aber nur, weil ich vor kurzem über die Hochzeit nachgedacht habe, als ich unterwegs war, um ein Weihnachtsgeschenk für Harpa zu kaufen.
    Später am Abend kam noch die älteste Schwester mit Familie dazu. Ich habe mich mit Sigfús abgesondert, in der Wohnzimmerecke, in der er immer sitzt und sich den Bauch mit Ananascreme vollschlägt. Sigfús ist Spezialist in Sachen Zigeunermusik und Mikroprozessoren, wenigstens das. Er hat vor vielen Jahren in Deutschland Physik studiert, wahrscheinlich um 1970 herum, bevor es mit ihm bergab ging. Seine geistige Gesundheit … am besten sage ich es einfach so, wie es ist: Sigfús ist geistesgestört, und sein Leben wäre ohne Medikamente sehr speziell, was es ehrlich gesagt aber auch mit ihnen ist. Was versuche ich zu sagen? Ich bin so erledigt, dass ich kaum zielgerichtet schreiben kann. Doch, nach der Geschenkzeremonie saß ich bei Sigfús und redete mehr mit ihm als an allen bisherigen Weihnachtsfeiern zusammen. Er hat mich über Zigeunermusik belehrt, Bands und Platten empfohlen, die ich alle schon wieder vergessen habe, falls sie überhaupt bis in mein Gedächtnis vorgedrungen sein sollten. Irgendwie ist es uns gelungen, eine Dreiviertelstunde über Mikroprozessoren zu reden, weiß nicht mehr, wie wir dazu gekommen sind, vielleicht habe ich ihn nach der Vergangenheit gefragt, die er manchmal ganz aufrichtig als »die Jahre, bevor ich erkrankt bin« und »die Zeit, in der ich krank geworden bin« bezeichnet, oder nach diesem schicken Handy, das er bei sich hatte, jedenfalls haben wir uns eine geschlagene Dreiviertelstunde lang über Mikroprozessoren unterhalten, und das Einzige, was ich behalten habe, ist irgendwas über ruckartige Bewegung in Si-Kristallen. Durch die Medikamente hat Sigfús eine wahre Hypnosestimme, und mir ging es so gut an seiner Seite in der Ecke, mein ganzer Körper war so wunderbar gelähmt, während ich ihn reden hörte, mein Herz hat einmal in der Minute geschlagen, und ich dachte mir, dass genau so ein Heroinrausch sein muss.
    Daher bemerkte ich es kaum, als Harpa nach Mitternacht zu uns kam, sich auf mein Knie setzte und fragte, worüber wir denn da die ganze Zeit so furchtbar viel redeten. Ich konnte

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